Start-up Waterdrop: Jung trifft Erfahren

Martin Murray, 32, und Hans P. Vriens, 51: gemeinsam machen sie Waterdrop
Hans P. Vriens ist ein Produkt-Manager mit über 25 Jahren Erfahrung, unter anderem hat er Red Bull in die USA gebracht. Heute gibt er sein Wissen in einem Start-up weiter.

Um einen Fuß in die Getränkeindustrie zu bekommen, braucht man dreierlei: eine bahnbrechende Idee, einen ambitionierten Jungunternehmer und einen Business Angel, der mit Geld und vor allem viel Wissen aushilft.

Wissen dazu hat Hans P. Vriens, 51, genug. Den Top-Manager kann man als Energy-Drink-Pionier bezeichnen: Mitte der 90er-Jahre führte er Red Bull in den nordamerikanischen Markt ein, weitere 28 Märkte unter seiner Ägide sollten folgen. Vriens ist seit Jahrzehnten als CEO oder Berater tätig, meist im Getränke- bzw. Lebensmittelbereich. Über 50 Produkteinführungen, unter anderem für Mars, P&G, The Hershey Company, Tchibo etc., hat er begleitet. "Erfolgreich und manche weniger erfolgreich", wie er sagt. Er habe in den Jahren viel gelernt, "gerade bei den nicht so erfolgreichen Projekten", schmunzelt er.

Dieses Know-how findet jetzt Anwendung in einem Start-up, das Vriens auch finanziell unterstützt. Martin Murray, 32, Wiener, Gründer und Geschäftsführer von KVELL, brachte zu Beginn des Jahres "Waterdrop" auf den Markt. Einen Microdrink, der das Wassertrinken revolutionieren soll. Das Produkt wurde in Österreich erdacht: kleine zuckerfreie Brausewürfel geben natürliche Aromen ins Wasser ab, zudem enthalten sie sogenannte Superfood-Extrakte und Vitamine, die das Wohlbefinden steigern sollen. Martin Murray hat die Wasser-Würfel gemeinsam mit dem deutschen Familienbetrieb Döhler in Darmstadt entwickelt. Seit der Markteinführung im Jänner wurden eine Million Würfel produziert und in den Markt gebracht. Murray, vormals Unternehmensberater bei BCG, wagte mit dieser Idee den Schritt in die Selbstständigkeit.

Langer Weg

Zwei Jahre Entwicklungsarbeit flossen in Waterdrop, heute hat das Unternehmen sechs Angestellte und drei Praktikanten; hinzu kommen acht Gesellschafter, die zusammen einen siebenstelligen Investitionsbetrag bereitstellen. Murray und Vriens setzen auf schlanke Strukturen, alles müsse unbedingt "lean" bleiben, unterstreicht Vriens. "Ein großer Fehler von jungen Unternehmen ist, die Fixkosten aus den Augen zu verlieren." Ein kleines Büro, wenige Mitarbeiter und für den Anfang einen überschaubaren Markt, so müsse man in den Markt gehen, empfiehlt Vriens. Er selbst habe den Launch von Red Bull Mitte der 90er-Jahre nicht in Los Angeles vorangetrieben – zu groß, zu unübersichtlich, zu undurchdringbar sei die Stadt –, sondern in einer amerikanischen Kleinstadt nördlich von L.A., wo er von Tür zu Tür gegangen ist, um Kostproben zu verteilen.

Ein Rat, den sich Geschäftsführer Murray zu Herzen nimmt: "Wir starten von Wien aus und schauen, wie es sich entwickelt." Vriens dazu: "Das ist harte Pionierarbeit. Man macht sich auf den Weg und muss dann die richtigen Entscheidungen treffen. Von Anfang an alles planen, das geht nicht." Der Realist hat eine wichtige Zahl auf Lager: "Man sagt, von 100 Start-ups wird aus einem ein Erfolg. Ich bin sicher, dass man mit der richtigen Beratung und Erfahrung daraus 20 Erfolge von 100 machen kann." Dafür sei er angetreten: um die Pionierarbeit zum Erfolg zu machen.

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