Spiel mit 17 Firmen
Er hat sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren zu dem Business Angel des Landes entwickelt: Johann Hansmann, vormals Eigentümer von Pharmafirmen in Spanien, investiert sein Kapital in Start-ups. 17 Firmen unterstützt er bisher. Das sei spannender, als Aktien zu kaufen, sagt er. Berechenbarer sei es außerdem.
KURIER: Herr Hansmann, Sie könnten einfach im Ruhestand sein oder Ihrer Leidenschaft Radfahren nachgehen. Stattdessen investieren Sie in junge Firmen. Warum?
Hans Hansmann: Das war mein ursprünglicher Gedanke: Mich hauptsächlich auf die Freizeit und das Radfahren zu konzentrieren. Das geht aber nicht, weil mir dabei langweilig wird. Da funkt mein Spieltrieb dazwischen, ich gewinne gerne und bin sehr kompetitiv.
Und Sie sind risikobereit?
Ein Start-up ist immer mit hohem Risiko verbunden. Mir macht das Spaß. Ich bin gerne mit jungen Leuten zusammen. Am Ende seiner Laufbahn sollte man auch nicht einfach aufhören, sondern sein Know-how weitergeben.
Ihre Investitionen gehen fast ausschließlich in Internet-Firmen.
Ja, weil es im Internet die Chance gibt, mit relativ wenig Kapitalaufwand ein potenziell großes Unternehmen aufzuziehen. Mir gefällt, dass es ein junges Business ist.
... und das Gegenteil Ihrer Pharmafirmen?
Ich fühle mich wohl mit jungen Leuten. Hat wahrscheinlich mit meinem Alter zu tun, da fühlt man sich jünger dabei.
Wie kommen Sie zu den Firmen?
Die kommen zu mir, mein Name ist der Szene bekannt, fast jedes neue Projekt landet irgendwann auch auf meinem Schreibtisch. Es gibt mehr Anfragen, als ich überhaupt bearbeiten kann.
Wie viele Investments haben Sie und wie behalten Sie den Überblick?
17 aus den vergangenen 2,5 Jahren. Alle investiert mit 200.000 bis 500.000 Euro, in Einzelfällen bis zu einer Million. Ich bin in jeder Firma etwa so stark investiert wie ein Partner, meist zwischen 15 und 25 Prozent. Als Unternehmer hat mich immer gestört, dass ich nur bei einem Projekt aktiv sein konnte – als Business Angel kann ich in vielen Firmen Impulse setzen.
Wie wählen Sie Firmen aus?
Das Projekt muss attraktiv sein, am besten im Rahmen eines Megatrends, etwa Gesundheit, Sport, Fitness. Dann stelle ich mir immer die Frage: Welches Problem wird mit der Business-Idee gelöst? Ein Businessplan ist wichtig, nicht wegen der Fantasiezahlen darin, sondern wegen der Idee, die sich dadurch strukturiert auf Papier findet. Da kann ich gut erkennen, wie eine Person tickt. Am wichtigsten sind mir die Menschen: die Chemie muss stimmen, ich muss die Leute mögen – und umgekehrt. Hier wird eine Partnerschaft für lange Zeit eingegangen. Wie in einer Ehe.
Für wie lange sind diese Investments gedacht?
So lange es dauert, ich habe keinen Horizont. Mein Ziel ist, dass die Beteiligung so profitabel wird, dass sie sich aus dem eigenen Cashflow erhalten kann. Ein mögliches Szenario wären auch ein Verkauf oder ein Teilverkauf.
Wie ist Ihre Erfolgsrate?
Bei meinen 17 Start-ups sind alle mehr oder weniger auf Schiene. Es sind ein paar Stars dabei, ein paar haben das Potenzial zum Star, bei ein paar weiß man’s noch nicht. Und es gibt auch Problemfälle. Aber selbst hier ist es zu früh, um aufzugeben. Ich investiere ja in die Menschen und die haben Potenzial, auch wenn’s mal nicht so läuft.
Aber am Ende wollen Sie Geld damit machen.
Jein. Ich denke, der Weg ist das Ziel. Ich habe Spaß an der Zusammenarbeit mit jungen Leuten. Meist fehlt den Jungen ja einfach nur die Erfahrung, die kann ich gut einbringen. Ich bin dahinter, dass die Dinge gut, diszipliniert und richtig gemacht werden. Meine Erfahrung ist: Wenn man mit guten Leuten etwas ordentlich macht, kommt am Ende fast immer was Gutes dabei raus. Für mich ist das alles ein Spiel – und wir alle wollen dabei gewinnen.
Was ist Erfolg für Sie?
Wenn eine Firma Anerkennung bekommt. In der Presse, in der Szene, bei Kunden. Oder wenn es einen Exit (Anm.: Verkauf) gibt.
Wie beurteilen Sie die österreichische Start-up-Szene?
Es gibt viele österreichische Start-ups, es ist eine feine Szene. Wien hat tolle Chancen, weil es eine Anlaufstelle für Start-ups aus der CEE-Region ist. Was fehlt sind mehr Investoren, obwohl: Geld gäbe es genug in Österreich.
Die Menschen trauen sich aber nicht, zu investieren.
Noch nicht. Ich glaube, das Verständnis von Risiko ändert sich gerade. Weil sichere Anlageformen gibt es heute kaum mehr.
In wie viele Firmen wollen Sie noch investieren?
Ich bin am Limit was meine persönlichen Ressourcen angeht. Ich bin eine One-Man-Show, mache alles selbst. Habe kein Blatt Papier im Büro, aber alle relevanten Zahlen von allen Firmen im Kopf.
Sind wirken sehr rational und strategisch.
Ich bin ein Zahlenmensch. Trotzdem sind 80 Prozent jeder Entscheidung Instinkt und Bauchgefühl.
Was fehlt in Ihrem Portfolio?
Female Founders. Wir haben viel zu wenige Frauen.
Sie haben einen exzellenten Ruf in der Szene, warum?
Vielleicht, weil ich einen menschlichen Zugang zu den Leuten habe, es geht mir immer um die persönliche Beziehung. Ich bin aber immer nur der Berater, nie operativ tätig.
Der Werdegang
Johann Hansmann, Jahrgang 1951, arbeitete viele Jahre in Top-Positionen in der internationalen Pharmabranche, war in Österreich, Deutschland und England tätig. 1992 ging er nach Spanien, wo er sich mittels eines Management Buy-outs bei einer Pharmafirma selbstständig gemacht hat. In sieben Jahren baute er die Firma zu einer erfolgreichen Pharma-Gruppe aus, gründete etliche Tochterfirmen.
Zwischen 2002 und 2003 verkaufte er nach und nach die Firmen, der Verkaufserlös lag bei etwa 50 Millionen Euro, „nicht alles davon ging in meine Tasche“, sagt Johann Hansmann, „ich hatte auch Partner“. Er zog wieder zurück nach Österreich.
Der Business Angel
Den Großteil des erwirtschafteten Vermögens investiert Johann Hansmann nun in Start-ups. Firmen, in die er investiert, müssen in erster Linie „sympathisch sein und ein paar Mindestkriterien in puncto Ethik und Moral erfüllen.“ Seine 17 Beteiligungen sind mehr als ein Fulltime-Job – operativ mischt er sich nicht ein, steht aber mit Ratschlägen zur Verfügung. Seine Investitionen an die Börse waren wenig erfolgreich: „Ich habe dort Geld verloren und wusste nicht, warum“, sagt er. Bei den Start-ups kann er sich Geldverlust immer erklären. Hansmann versuchte sich auch als Gastronom, mit einem Diskotheken-Komplex in Madrid, wo er „unheimlich viel Geld verloren hat“.
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