Sommer an der Uni
Am Eingang der TU Wien ist es in den Sommerferien anders als sonst. Dort, wo sonst Dutzende Studierende stehen und rauchen, huschen jetzt nur Touristen vorbei. Niemand hier, der zur Vorlesung hetzt. Keine Studentengruppen, die in der kleinen Wiese vor dem Haus Pause machen. Nur einer hier, der zur Uni gehört. Wolfgang Kastner. Ein Professor. "Um ehrlich zu sein, sind die Ferien für uns die beste Zeit – dann können wir endlich an unseren Projekten arbeiten. Und auch, wenn alles wie ausgestorben aussieht – hinter den Kulissen ist was los", sagt er und führt ins Innere der Uni.
Die Gänge dort sind menschenleer und kühl, Kastner sperrt eine schwere Tür nach der anderen auf, es geht immer tiefer ins Gebäude hinein. Im vierten Stock dann die große Überraschung: aufgeschnittener Kuchen auf dem Tisch am Gang, leise Radiomusik, Menschen! Einer von ihnen ist Doktorand Markus Kammerstetter, der hier das Hardware Security Lab leitet. Er arbeitet den gesamten Sommer durch. "Das ist bei 37 Grad nicht immer so einfach, dafür ist es schön ruhig."
Autodrom-Musik im wilden Westen
An der WU Wien hingegen erinnert die Stimmung an den wilden Westen: Drückende Hitze, weite, menschenleere, staubige Flächen. Wo sonst großes Treiben herrscht, ist es jetzt so leise, dass man die Musik vom Wurstelprater hört. Nur wenige schlendern über den aufgeheizten Campus. BWL-Student Aleksy etwa verbringt seine gesamten Ferien hier – sechs Stunden am Tag lernt er bis zu seiner Prüfung im Oktober. "Ich arbeite lieber an meinem Ziel, als irgendwo am Strand zu liegen." Die Studenten Robert, Peter und Markus müssen hingegen über den Sommer hier sein – sie arbeiten für die WU an Forschungsprojekten. Doch der Schein der Leere am Campus trügt: Die Uni-Besucher hat es ins kühle Innere der Uni – die Seminarräume – verzogen, wo sie über den gesamten Sommer an Tagungen und diversen Summer Schools teilnehmen.
Touristen und Forscher statt Studis
Im Arkadenhof der Uni Wien spaziert eine japanische Touristengruppe vorbei, ein amerikanisches Pärchen lässt sich von einer Reiseführerin die Büsten erklären, zwei Spanierinnen schießen Selfies. Von Studierenden so gut wie keine Spur, selbst die Bibliothek ist fast leer. Nur in einer Ecke des Arkadenhofs ist es lebendig: Hier bauen die Studentinnen Anna, Lina und Lena gerade die Foto-Ecke für die internationale Konferenz "EuroSEAS 2015" auf, die diese Woche stattgefunden hat. "Dafür, dass wir hier in den Ferien mithelfen, bekommen wir ECTS-Punkte oder eine bessere Note vom Professor", grinst Anna. "Es ist also nicht so schlimm, gerade nicht am See zu liegen." Dass die Uni im Sommer große Veranstaltungen statt Vorlesungen organisiert, sei normal, erklärt Michi von der Uni Wien Eventcrew. "Wir haben in den Ferien jede Woche Kongresse – bis im Herbst dann wieder die Studenten das Haus einnehmen."
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