Sind Maschinen die besseren Chefs? Fünf Argumente dafür

Sind Maschinen die besseren Chefs? Fünf Argumente dafür
Ein asiatischer Hersteller ersetzt den menschlichen CEO durch eine KI-Chefin. Warum das gar keine so schlechte Idee ist.

Wo Maschinen schon heute einen besseren Job als Menschen machen können, ist bekannt: Überall dort, wo Wiederholungen anstehen, die leicht durch Algorithmen und künstliche Intelligenz ersetzt werden können. Doch wie steht es um die Jobs von Chefinnen und Chefs? Wie viele Aufgaben kann künstliche Intelligenz hier übernehmen oder macht sie die menschliche Führungskraft gar obsolet?

NetDragon Websoft, ein Hersteller von Online-Spielen mit Sitz in Hong Kong, machte kurzen Prozess. Der CEO wurde durch eine KI-Chefin ersetzt. Diese soll jetzt jene Entscheidungen treffen, die bislang nur Menschen vorbehalten waren: Unternehmerische Risiken, die eingegangen werden, die effiziente Gestaltung von Arbeitsplätzen. Die Bilanz? Durchaus positiv – das Unternehmen soll sich am Markt gut entwickeln. Dennoch sei Vorsicht geboten, schreibt etwa die Zeit, da KI alles andere als vorurteilsfrei sei. 

Ob die KI-Chefin ein Einzelfall oder Trend ist, hat Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, jetzt analysiert und erkannte: bestimmte Bereiche der klassischen Führungsarbeit seien prädestiniert, künstliche Intelligenz zumindest in Teilbereichen in Anspruch zu nehmen.

Sind Maschinen die besseren Chefs? Fünf Argumente dafür

Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy

„Prinzipiell kann eine Maschine ureigene menschliche Fähigkeiten nicht ersetzen“, sagt Stöttinger. Jedoch könne sie Führungsarbeit gezielt unterstützen. Wo? In fünf wesentlichen Punkten.

Punkt 1: Strategie und Planung
„Künstliche Intelligenz ist ein Tool – nicht mehr und nicht weniger“, sagt Stöttinger. Die Auswertung von Daten durch KI, bei Bedarf auch innerhalb kurzer Zeit, kann die Grundlage strategischer Entscheidungen sein.

Die finale Entscheidung wiederum treffen letztlich nur die Menschen, da die Strategie für gewöhnlich auch Werte, Visionen und Überzeugungen enthält, die von der jeweiligen Organisation definiert und verfolgt werden müssen.

Punkt 2: Organisation
„In Bereichen, in denen Standardisierung und Optimierung nötig sind, kann KI viel Gutes tun“, sagt Stöttinger. Maschinen können strukturiert arbeiten, haben jedoch dort Grenzen, wo es um Ideen, um Innovation, um das Denken außerhalb der Norm geht. „Spontan auf ein geändertes Umfeld zu reagieren und Herausforderungen in Chancen umzuwandeln, das können Menschen besser.“

Punkt 3: Kontrolle und Finanzen
In diesem Bereich bietet der Einsatz von KI vielfach Möglichkeiten, weil große, oftmals sperrige Daten ausgewertet werden müssen und wichtige Details in dieser Datenmenge verborgen sein könnten, die als Grundlage für Entscheidungen nicht selten entscheidend sind. Dennoch blieben Erfahrung und menschliches Fingerspitzengefühl, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, unersetzlich, meint Stöttinger „Routinierte Wirtschaftsprüfer mit 30 Jahren Berufserfahrung erkennen oft mit einem Blick, wo es hapern könnte.“

Punkt 4: Human Resources
Maschinen helfen hier schon seit längerem, etwa indem sie Lebensläufe und Motivationsschreiben nach bestimmten Schlagworten durchsuchen und eine Vorauswahl treffen bzw. darüber entscheiden, wer in die nächste Runde kommt. „Maschinen sind weniger voreingenommen als Menschen, was im Personalwesen durchaus ein Vorteil sein kann“, so Stöttinger.

Letzten Endes braucht es in diesem Bereich aber wiederum menschliche Entscheidungen, auch weil das Zwischenmenschliche, also die sprichwörtliche „Chemie“ passen muss. Das, oder, wenn es um die Motivation von Mitarbeitern oder die Vermittlung der Vision des Unternehmens geht, ist nichts, was Maschinen überlassen werden kann, so die Wissenschafterin.

Punkt 5: Kommunikation
Die Vor- und Aufbereitung der Grundlagen für eine Entscheidung kann eine KI übernehmen, beispielsweise die Analyse von Kundendaten. Doch die Kommunikation selbst – nach innen und nach außen – muss von Führungskräften ausgehen.

Transparente, verständliche Kommunikation und der aktive Umgang mit Feedback und (konstruktiver) Kritik sind nur von Menschen, und nicht maschinell zu bewältigen. Stöttinger: „Überall dort, wo es um zwischenmenschliche Beziehungen, Vertrauen, oder Wertschätzung geht, werden Menschen unersetzlich bleiben.“

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