Schlechter Chef: miese Stimmung

Ist der Mitarbeiter mit dem Führungsstil seines Chefs unzufrieden, macht ihm die Arbeit keinen Spaß.
Schlechte Führung vermiest die Lust auf den Job – wie muss der gute Chef heute sein?

Der Mitarbeiter kann auf seinem Gebiet noch so brillant sein. Kann sich gut mit den Kollegen verstehen. Kann noch so viele Erfolge mit seinen Projekten verbuchen. Ist sein Vorgesetzter keine gute Führungskraft, vermiest ihm das die Lust am Job. Denn das Betriebsklima ist für die Zufriedenheit und für die Qualität der Arbeit von heimischen Beschäftigten sehr wichtig. So der Tenor von 1340 Beschäftigten in ganz Österreich, die für den Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich, der am Freitag präsentiert wurde, befragt wurden.

Im Detail heißt es hier: 90 Prozent von jenen, die mit ihrem Chef zufrieden sind, sind auch mit ihrem Job im Gesamten zufrieden. Von denjenigen, die mit ihrem Vorgesetzten mittel- bis gar nicht zufrieden sind, sehen ihre Arbeit nur 57 Prozent als positiv an.

Die Unzufriedenheit mit dem Chef wirkt sich laut Index auch unmittelbar auf den Jobwechsel-Wunsch der Österreicher aus: Mit dem Vorgesetzten zufriedene Mitarbeiter planen nur zu sieben Prozent, die Firma zu wechseln, während es bei den unzufriedenen bereits 18 Prozent sind. Innerhalb der vergangenen 15 Jahre habe sich bezüglich Loyalität und Betriebstreue der Mitarbeiter ohnehin viel verändert. Haben damals noch 46 Prozent der Befragten "unbedingt" wieder im selben Betrieb arbeiten wollen, sind es heute nur mehr 32 Prozent. Das bedeutet, dass zwei Drittel der heimischen Arbeitnehmer aktuell nicht mehr das gleiche Unternehmen als ihre Arbeitsstelle wählen würden.

Je größer übrigens die Firma, desto unzufriedener die Mitarbeiter mit ihren Managern: Während 74 Prozent der Beschäftigten von kleinen Betrieben (bis 19 Mitarbeiter) mit dem Führungsstil ihrer Chefs zufrieden sind, sind es in Betrieben mit mehr als 100 Beschäftigten nur mehr 69 Prozent. Die Arbeiterkammer plädiert daher für mehr Betriebsräte in heimischen Firmen. Es brauche starke Vertreter, die die Anliegen der Mitarbeiter in den höheren Etagen tragen.

Die Mittendrin-Chefs

Besonders Chefs in der mittleren Management-Ebene, so ein weiteres Index-Ergebnis, fühlen sich mit ihrer Vorgesetzten-Situation unter Druck gesetzt. 21 Prozent haben Schwierigkeiten bei der Zeiteinteilung, 22 Prozent kämpfen regelrecht damit, die Vorgaben ihrer Chefs zu erfüllen. Weiters tun sie sich schwer, die Arbeit nicht an ihren gesundheitlichen Zustand herankommen zu lassen. 23 Prozent haben aus diesen Gründen Schwierigkeiten, ihre Mitarbeiter richtig zu motivieren.

Diese Woche erschien eine weitere Studie zum Führungsverhalten. Der Hernstein Management Report untersuchte in Gesprächen mit 1200 österreichischen und deutschen Führungskräften, welche Unterschiede es im Verhalten von frischen Managern und jenen, die bereits lange im Chefsessel sitzen, gibt. Fazit: Die Jungen sehen sich eher als Sinnstifter, die älteren als Machtausüber. Zwei Drittel der Befragten sagten, sie wären sich dessen bewusst, dass sich die Anforderungen an Manager – sowohl von Mitarbeiter-, wie auch von Firmenseite – verändert hätten. Im Chefsessel brauche es heute keine rechthaberischen Macher mehr, sondern einfühlsame, komplex und unternehmerisch denkende Leadership-Könner.

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