Schlaraffenland für hungrige Gründer
Andrea Lunzer und Sandra Kozeschnik haben sich gefunden. Lunzer, ehemalige UNO-Mitarbeiterin, wollte ursprünglich als unabhängige Konsulentin im Kampf gegen Menschenhandel tätig sein. "Ich habe ein Büro gesucht", sagt sie. Gefunden hat sie im Vienna Hub, einem Gemeinschaftsbüro für Social Entrepreneurs, weit mehr: Nämlich eine ganz neue Geschäftsidee und in Kozeschnik eine Unternehmenspartnerin. Nun stehen sie kurz vor der Gründung ihres Unternehmens "Unfold", mit dem sie Consulting im Bereich Verpackungsvermeidung für Unternehmen anbieten wollen.
Kennengelernt haben sich die beiden im Idea Lab, einem Ideenworkshop im Rahmen des Gründerprogramms "Accelerator Program" im Hub.
Alexis Eremia leitet in einem kleinen Nebenraum gerade das Idea Lab. Hier können Gründungswillige ihre ersten vagen Geschäftsideen konkretisieren. "Mit der Kraft der Gruppe kommen sie weiter, können sie ihre Gedanken strukturieren und gegenseitig Fragen stellen", sagt Eremia. Und manche finden hier eben sogar ihre künftigen Unternehmenspartner.
"Der Hub hat bisher schon recht intensiv versucht, seine Mitglieder mit innovativen Ideen zu unterstützen – mit Veranstaltungen und Workshops", erzählt Hub-Mitbegründer Matthias Reisinger. "Wir haben aber gesehen, dass viele Social Entrepreneurs ein konzentriertes Programm von der Idee zur Umsetzung brauchen."
Teilnehmerin Susanne Kührer, 52, kann vom Idea Lab einiges mitnehmen: "Meine Idee hat sich konkretisiert. Es ist wahnsinnig wichtig, den Austausch mit anderen zu haben." Sie war für eine große Firma im Forschungsbereich tätig und will Business Modeling für Forschungsprojekte anbieten. Die freischaffende Art-Direktorin Verena Snurer, 33, seit einigen Monaten Hub-Mitglied, hat den Ideen-Workshop besucht, um neue Leute kennenzulernen. "Ich arbeite viel von zu Hause aus, man braucht aber hin und wieder die Bestätigung von anderen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist." Hier treffe sie Leute, "die gern kollaborieren. Das macht vieles wett, was durch die neuen Medien verloren geht." Nämlich, einsam vor dem PC zu verkommen. Snurer schwebt vor, mit ihrem künftigen Unternehmen Daten für Social Entrepreneurs zu generieren.
Geld und Wissen
Das Accelerator Program läuft ein halbes Jahr. Geboten werden Coaching und Workshops mit Experten. Die Veranstaltungen können je nach Bedarf besucht werden, Mitglieder erhalten Ermäßigungen, die Kosten betragen maximal 50 Euro, manche sind kostenlos. "Wir versuchen, das Angebot nach den Bedürfnissen der Mitglieder zu gestalten", sagt Reisinger. Im Workshop Business Clinics coachen Experten aus der Wirtschaft die Junggründer unter vier Augen. Mit im Boot ist die Boston Consulting Group und Benn-Ibler Rechtsanwälte. In der Veranstaltung "Meet the Investor" können sich die Gründungswilligen mit Kapitalgebern austauschen – über Grants, Kredite und Kapital. So stellt die Erste Foundation 610.000 Euro an Investitionskapital zur Verfügung. Klingt ein bisschen nach Schlaraffenland für Gründer.
Hub Vienna: Raum für soziale Gründer
Das Großraumbüro für Social Entrepreneurs in Wien-Neubau hat 250 Mitglieder. Man kann einen Platz stunden- und tageweise mieten (Flatrate kostet 300 Euro pro Monat). Das Hub Vienna ist in ein globales Netzwerk eingebettet, das erste Hub wurde 2005 in London eröffnet.
Accelerator Program Das Programm vernetzt Social Entrepreneurs mit Experten und Investoren. Nächster Termin: Thomas Ruhm von Benn-Ibler Rechtsanwälte spricht am 23.10. um 18 Uhr über Rechtsformen von Unternehmen.
Infos unter vienna.the-hub.net
Kommentare