Schiffskellner Ayi Supendi: Freie Tage kennt er nicht.

Schiffskellner Ayi Supendi: Freie Tage kennt er nicht.
Ayi Supendi, 44, ist Kellner auf einem Kreuzfahrtschiff. In seinem Traumjob arbeitet er neun Monate durch - ohne einen freien Tag.

Es ist ein gutes Unternehmen, sagt Ayi Supendi, weil er als Kellner an Bord des Schiffes das gleiche Essen bekomme wie die zahlenden Gäste auch. Seit acht Jahren arbeitet der Indonesier für die französische Reederei Compagnie du Ponant. Im Frühjahr war er in der Antarktis unterwegs, wochenlang die gleiche Tour zwischen Südamerika und dem Eis. Neun Monate ist er am Schiff, er arbeitet sieben Tage die Woche, täglich vom Frühstück bis zum Dinner, ohne einen einzigen freien Tag. Es ist ein guter Job, sagt er, weil er damit das Leben seiner Familie finanzieren kann. Vier Kinder hat er zu Hause in Jakarta, die älteste Tochter kann er zur Universität schicken.

KURIER: Herr Supendi, wie schaffen Sie es, neun Monate durchzuarbeiten?

Ayi Supendi: Ach, ich bin daran gewöhnt. Ich stehe um 5.30 Uhr auf. Ich bete. Ich trinke meinen Kaffee und gehe zum Dienst.

Damit sind Sie für den Tag aber noch nicht fertig mit der Arbeit.

Der Frühstücksdienst geht fast nahtlos in den Mittagsdienst über, dazwischen kann ich an Deck eine Zigarette rauchen. Am Nachmittag kann ich mich ein bisschen ausruhen, manchmal gehe ich schlafen. Um 17.30 beginnt der Abenddienst, der geht dann fast bis Mitternacht.

(Zufällig bekommen wir die Unterkünfte der Mitarbeiter zu sehen: Die Crew ist auf Deck 2 untergebracht, jeweils zwei Personen in einer kleinen Kajüte, darin Stockbett, Bad, ein TV, geschätzte vier Quadratmeter hat ein Zimmer. Nicht jedes hat ein Fenster, nur die der höheren Angestellten.)

Ein harter Job? Sie arbeiten 15 Stunden pro Tag.

Nein, es ist ein guter Job. Ich verdiene gutes Geld, ich brauche selbst nur ganz wenig, eigentlich nur für Zigaretten. Ich habe ein schönes Zimmer mit Fernseher, sogar meine Flüge nach Hause zahlt die Firma. Für mich ist das ein Traumjob: Ich wollte mehr Erfahrung sammeln, die bekomme ich hier. Und ich wollte Sprachen lernen: Ich spreche vier Fremdsprachen.

(Wir unterhalten uns mit Herrn Supendi auf Englisch, das beherrscht er sehr gut, wenn auch mit starkem Akzent. Er kann in ungezählt vielen Sprachen höflich sein, das demonstriert er gerne: "Bitte, danke, guten Tag".)

Was war Ihre Motivation, um auf dieses Schiff zu kommen?

Das Geld. Natürlich arbeite ich hier für das Geld. Niemand geht gerne von zu Hause fort. Ich vermisse meine Familie sehr.

Sie sehen einander nur drei Monate pro Jahr.

Das stimmt, aber die Realität sieht so aus: Wir haben vier Kinder und durch diesen Job kann meine Tochter auf die Universität gehen.

Was ist besonders schwierig an dieser Arbeit?

Das ist keine schwierige Arbeit. Ich bin Kellner und ich diene den Gästen hier auf dem Schiff. Ich folge immer meinem Boss. Immer. Der Boss hat immer recht. Ich sage ja, ja, ja. Und ich sage auch ja, wenn er einmal nicht recht hat.

Welche Erfahrungen haben Sie mit den Gästen?

Ach, sehr unterschiedliche. Die sind freundlich und unfreundlich, fröhlich und ernst, mal so, mal so. Aber wir müssen sie alle immer mögen, das ist manchmal nicht so leicht. Es macht aber nichts, wenn die Gäste unfreundlich sind, wir sind trotzdem immer freundlich.

Die Überfahrt in die Antarktis von Südamerika kann sehr rau sein. Werden Sie jemals seekrank?

Wenn das Schiff stark schaukelt, dann macht das unsere Arbeit schon schwierig. Aber wir haben unsere Tricks, damit das Geschirr und die Gläser nicht kaputt gehen. Seekrank werde ich schon lange nicht mehr.

(Die Tricks der Kellner auf hoher See: nasse Tischtücher, damit das Geschirr nicht rutscht, wenig Suppe in den Tassen, damit sie nicht überschwappt, bei starkem Seegang wenig Gedeck ...)

Wann verlassen Sie dieses Schiff?

Manchmal gehen wir an Land, das dürfen wir. In der Antarktis sind Landgänge aber nicht so einfach.

Wohin geht es nach dieser Antarktis-Tour?

Ich weiß nicht, wo wir dann hinfahren. (Herr Supendi fragt bei einem Kollegen nach.) Ach ja, in die Südsee, nach Bora Bora. Aber am 15. Juli, da fliege ich nach Hause.

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