Reisekoffer im Spital

Reisekoffer im Spital
Opfer der "Rennbahn" - so heißt das Gepäck-Förderband auf Flughäfen - landen im Kofferspital. Kofferdoktoren gibt es nur wenige.

Einen g'lernten Kofferreparateur gibt's nicht." Frau Ilse muss es wissen. Ihr Mann, Gerhard Mosovsky, ist einer der letzten Sattler Wiens, der nebenher als "Kofferdoktor" für beschädigtes Fluggepäck praktiziert. In der Hauptsaison komme ihr Mann kaum noch aus der Werkstatt (Stolberggasse 55, Wien V).

Abgeschlagene Schlösser, radlose Trolleys, zerbeulte Aluminium-Koffer, aufgegangene Reißverschlüsse und aufgeschlitzte Gepäckstücke, hin und wieder ein vom Förderband zerquetschter Koffer, im Flughafen-Dialekt " Rennbahn" genannt. "Griffe, Räder und das Trolley-Gestänge" seien die klassischen Schwachstellen, sagt Mosovsky.

Umso wichtiger der Hinweis vom Gepäck-Profi: "Passagiere müssen schadhaftes Gepäck sofort bei der jeweiligen Fluglinie reklamieren. Wenn der Schaden nicht zu beheben ist, bekommt man zumindest den Zeitwert ersetzt." Das sagt Petra Jankovsky, Chefin von Kreps Lederwaren. Der Passagier habe die Pflicht, die Schadenssumme gering zu halten, er könne sich also nicht auf Kosten des Flugunternehmens sofort einen neuen, schicken Koffer kaufen, sondern müsse versuchen, den beschädigten Koffer reparieren zu lassen.

Und da kommt der Kofferdoktor ins Spiel. Ausgeschlachtete No-Name-Koffer stapeln sich in seiner Werkstatt. Sie müssen als Ersatzteillager für jene Gepäckstücke herhalten, für die der Hersteller keine Einzelteile liefern kann. Mitverantwortlich für die Schäden: Die Gepäckbeförderung vom oder zum Flieger muss möglichst schnell funktionieren. "Samthandschuhe zieht da keiner an."

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