Warum dieses bekannte Salzburger Milchprodukt jetzt aus Tasmanien kommt

Ein handlicher Tetrapak, gefüllt mit 99 Prozent Obers und einem Prozent Gelatine, geht auf Weltreise. Die Marke QimiQ wurde 1995 von Hans Mandl und Rudolf Haindl erfunden, um süße wie herzhafte Speisen zu verfeinern. Von Hof bei Salzburg aus startete sie ihre Expansion. Seit Kurzem beschreiten die farbenfrohen Milchpäckchen auch von Tasmanien aus ihren Weg über den Globus. Denn dort, über 16.000 Kilometer von Österreich entfernt, hat die QimiQ-Gründerfamilie vergangenes Jahr einen neuen Produktionsstandort auserkoren. Ausgerechnet Tasmanien, warum?
Man will die Region Asien-Pazifik besser beliefern. Dort gibt es QimiQ zwar schon seit 15 Jahren, doch der Bedarf an Molkereiprodukten würde immer größer werden und aktuell sogar boomen – trotz weitverbreiteter Laktoseintoleranz, erklärt Michele Haindl dem KURIER, die die Marketingagenden des Familienunternehmens übernommen hat.
In Hongkong nutzt man QimiQ liebend gerne für Sahnetorten, berichtet Haindl. Im südostasiatischen Raum kommt es in die Speisen der Hotelketten und wird im Airline-Catering und auf Kreuzfahrtschiffen verwendet. Doch das Ziel ist, näher an die asiatische Kundschaft zu kommen und den westlichen Lebensstandard in die Haushalte zu bringen. In Supermärkten ist man noch nicht gelistet. Doch zunächst geht es darum, über den Online-Handel in mehr Hotels, Restaurants, Bäckereien und Caterings zu gelangen. Der australische Bundesstaat soll genau die richtige Adresse sein, um das auch zu schaffen.


Tasmanische Kühe
Tasmanien gilt aus Australiens „grünes Juwel“, mehr als ein Drittel der Insel steht unter Schutz, Gletscher, reißende Flüsse, Regenwald und Hügelländer mit satten Wiesen wechseln sich ab. Der Tasmanische Teufel ist neben Kängurus und Pinguinen wohl der Star der dortigen Tierwelt, doch der QimiQ-Gründerfamilie haben es ganz bodenständig die tasmanischen Kühe angetan, die im Vergleich zum Menschen dort klar in der Überzahl sind.
„Die Kühe sind ganzjährig draußen. Das wirkt sich positiv auf die Qualität der Milch aus“, erklärt Michele Haindl. Doch auch das milde Klima würde der Milch sehr guttun.

Die QimiQ-Gründerfamilie Rudolf und Nicola Haindl zusammen mit Tochter Michele Haindl und ihrem Patenonkel Hans Mandl
Tasmanisches Gütesiegel
Was in Österreich das AMA-Gütesiegel ist, wäre für den asiatisch-pazifischen Raum der Stempel „Made in Australia“. Tasmanien steht für hohe Lebensmittelqualität, genießt bei asiatischen Konsumenten ein hohes Ansehen und Vertrauen, so Haindl. Außerdem ließe sich durch die Produktion südöstlich des australischen Festlands der ökologische Fußabdruck der Salzburger Firma verkleinern, da man die Transportwege nach Asien verkürzt.
- QimiQ ist ein Familienunternehmen mit Sitz in Hof bei Salzburg. Das Unternehmen vertreibt eine patentierte Sahne-Basis im Groß- und Einzelhandel
- 5 Produktionsstandorte hat QimiQ: Österreich (bei SalzburgMilch), Schweiz, Italien, Japan und Australien (Tasmanien)
- Exportiert wird in 37 Länder
- Aktuell durchläuft QimiQ einen E-Commerce-Testlauf in Großbritannien. Das Ziel des Unternehmens ist internationales Wachstum mit starkem Fokus auf den asiatischen Raum
„So arbeiten wir nicht nur nachhaltiger, sondern sparen auch Kosten in der Logistik“, führt Haindl aus. In der tasmanischen Produktionsstätte „Dutch Mill Tasmanian Dairy“ zugegen, ist die Familie heute kaum. Das war nur in der Pilotphase für die ersten Chargen nötig. Man half, die Maschinen genau so einzustellen, wie es für die Produktion nötig ist. „Wenn etwas nicht läuft, wie geplant, sind wir immer per Videoanruf erreichbar und können im Netzwerk der Partnermolkereien nach Lösungen suchen“, sagt Michele Haindl.
Die größte Herausforderung war aber, überhaupt eine geeignete Molkerei zu finden. Viele Molkereien wären auf Frischmilchprodukte ausgerichtet. QimiQ aber ist ein UHT-Produkt (wird auf über 135 Grad Celsius erhitzt) und benötigt eine darauf abgestimmte Produktion.
Außerdem dürfe die Sahne-Basis maximal acht Stunden gelagert werden, bevor sie weiterverarbeitet wird. In den USA wären beispielsweise 48 Stunden Zwischenlagerung zulässig, sagt Haindl. Das erklärt, weshalb es die Vereinigten Staaten, anders als Tasmanien, zu keinem der fünf internationalen Standorte des österreichischen Molkerei-Herstellers geschafft haben.
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