Plötzlich online: Selbstständige turbo-digitalisieren sich
Selbstständige sind bekanntlich selbst und ständig für ihr Unternehmen verantwortlich. Das Coronavirus bringt die rund 315.000 Tausend (WKO, Stand 2018) Ein-Personenunternehmen (EPU) in enorme wirtschaftliche Gefahr. Von einem Tag auf den anderen ist vielen der komplette Umsatz weggebrochen. Solo-Unternehmer hoffen nun auf baldiges finanzielles Unter-die-Arme-Greifen. Helfen soll der Härtefonds der Regierung, der Teil des 38 Milliarden Hilfspakets ist.
Viele von ihnen versuchen sich nun, selbst zu helfen und setzen dabei auf die viel besprochene Digitalisierung. Diese EPU gehen mit ihrem Angebot jetzt plötzlich online. Der KURIER hat mit turbo-digitalisierten Selbstständigen gesprochen.
Gitarrenunterricht via Whatsapp
„Beginn mit der leeren dritten Saite, dann die leere vierte Saite“, sagt Konzertgitarristin und Gitarrenlehrerin Martina Schäffer in die Kamera und adressiert dabei ihre Schüler via Internet. Sie hat umgesattelt und gibt ihren Unterricht nun online. Videokonferenzen sind aufgrund der Verzögerung in der Übertragung für den Musikunterricht nicht geeignet, es gebe zwar eigene Plattformen dafür aber diese seien momentan komplett überlastet, erklärt Schäffer. Deshalb nimmt sie kurze Videos auf, stellt sie auf Youtube oder versendet sie an ihre Schüler via Whatsapp. Die wiederum üben das Stück, nehmen es selbst auf und senden es an Schäffer retour.
Wie sie das verrechnen wird, weiß sie noch nicht, „Ich vertraue aber meinen Schülern, dass sie mich nicht verhungern lassen“, erklärt die Gitarrelehrerin. Auch wie lange das gut geht, weiß sie nicht. Der Einsatz von Videos und Online-Tools ist für Schüler und Lehrerin ungewohnt, wird aber bisher gut angenommen – „eine ältere Schülerin hat sich von ihrem Enkel extra Whatsapp installieren lassen.“
Online Golfen
Video-Chats und digitale Tools sind für Johannes Steiner kein Neuland. Er ist Golftrainer und ehemaliger Profigolfer. Seine Schüler sind auf der ganzen Welt verteilt aber natürlich würde das Training „normalerweise“ gemeinsam auf dem Golfplatz absolviert. Momentan ist das nicht möglich, „es gibt aber viele, die diese Zeit nicht ohne Training durchstehen wollen. Manche Schüler haben einen Golfraum zu Hause. Da werde ich per Videotelefonie zugeschaltet und kann mit Tools auch das Spiel analysieren. So findet ein relativ normales Training statt“, sagt Steiner. Mit Schülern ohne entsprechende Ausrüstung macht der Golftrainer virtuelle Koordinationsübungen – mittels Kaffeekapseln, Therabändern und Besteck.
Therapie vor dem Laptop
Während Golf und Musik ein Ausgleich zum chaotischen und neuen Alltag ist, bieten Psychotherapeuten ihren Patienten vielfach die Hilfestellung, um den Alltag überhaupt zu meistern. Die Psychologin Christina Beran setzt deshalb ihre Termine via Laptop fort. Aber nicht alle Patienten und Klienten wollen das digitale Angebot annehmen. „Manche haben Hemmungen vor diesen virtuellen Terminen,“ sagt die Psychologin. „Wenn man keine Videochats möchte, kann man die Gespräche auch telefonisch führen – da fehlt dann zwar ein Sinneskanal, aber es ist eine Möglichkeit.“
Die Turbo-Digitalisierung ist eine Möglichkeit der Überbrückung. Es ist aber auch eine Chance, sagen Experten, sich für die Zeit nach Corona breiter und online-affiner aufzustellen. Und so resilient beide Welten bedienen können.
Sie haben schnell reagiert und versorgen ihre Kunden mit Lieferungen – eine Auswahl:
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