... Pilot zu werden, Herr Moritz Sturm?
KURIER: Lohnt es sich noch, Pilot zu werden?
Moritz Sturm: Auf jeden Fall. Man reist viel, bekommt Einblick in fremde Kulturen, erlebt kulinarische Highlights. Zwischen den Flügen hat man Ruhezeiten, die man sich frei einteilen kann – auch schon mal am Strand zum Beispiel.
Was war Ihr Beweggrund für die Fliegerei?
Ich hatte schon immer eine Faszination für Technik und Physik. Und dann war da natürlich das Reisen. Das muss man in diesem Job schon gern machen.
Wie war Ihre Ausbildung?
Nach der Bewerbung bei der Swiss habe ich eine 18-monatige Grundausbildung absolviert, danach kam die erste typenspezifische Ausbildung am Airbus A320, mit dem ich zwei Jahre als Co-Pilot durch Europa geflogen bin. Danach ging’s zur Umschulung auf ein größeres Flugzeug, den Airbus A330 – mit dem fliegt man als Co-Pilot auf Langstrecke. Das mache ich jetzt seit einem Jahr.
Wie ist die Jobsuche als Pilot?
Manche Fluglinien, wie auch die Swiss, finanzieren eine Pilotenausbildung vor. Und da sie in die Piloten viel investieren, übernehmen sie sie auch – mit einer gewissen Bindefrist.
Welche Eigenschaften braucht man für den Job?
Es gibt strenge Eignungstests, auf jeden Fall aber muss man räumliches Denken, mathematisches Verständnis und gute Physikkenntnisse mitbringen.
Was sind Ihre Aufgaben, was übernimmt die Technik?
Die Technik macht nur das, was man ihr vorgibt. Man hat heute zwar nicht mehr ein Ruder in der Hand, dafür Computer, die man permanent mit Daten füttert. Wir machen den Start und zu 95 Prozent auch die Landung selbst.
Wie gehen Sie mit der Verantwortung für Menschenleben um?
Man wächst in die Aufgabe hinein. Außerdem wird man darauf trainiert, immer genau zu wissen, was man tun soll.
Wie sind Ihre Arbeitszeiten? Man fliegt oft am Wochenende, hat dafür Freizeit, wenn andere arbeiten. Man muss sein Privatleben ein bisschen anpassen, aber das ist in anderen Jobs ja auch so.
Was ist das Schönste am Beruf?
Wenn das Essen aus der First Class kommt (lacht). Nein, es ist der Start. Wenn die Freigabe kommt, man zum Abflug anrollt, die Turbinen laut werden und man abhebt – ein bewegender Moment. Außerdem freu’ ich mich jedes Mal, so hoch oben sein zu können, über den Dingen zu stehen.
Was könnten Sie entbehren?
Langstreckenflüge sind auch Nachtflüge und die sind anstrengend – manchmal fliegt man zwölf Stunden nur im Dunkeln. Danach braucht man ein paar Stunden für die Erholung.
Wie viel verdient man als Pilot?
Wir haben ein Fixgehalt und einen variablen Anteil. Die Verdienstmöglichkeiten sind gut – natürlich nicht mehr so, wie vor 20 Jahren, als jedes Flugzeug eine fliegende Bank war. Nach 24 Dienstjahren bekommt ein Kapitän mindestens 200.000 Schweizer Franken (rund 182.000 Euro) im Jahr.
Zur Person
Moritz Sturm wird 1987 in Freistadt, Oberösterreich, geboren. Die Fliegerei gehört zu seinen größten Hobbys, mit 16 Jahren fliegt er bereits einmotorige Maschinen, mit 17 Jahren macht er die Privatpilotenlizenz. Nach der Matura entscheidet er, hauptberuflich zu fliegen und macht mit 22 Jahren eine Pilotenausbildung bei den Swiss International Air Lines. Heute ist er hier Co-Pilot auf Langstrecken. Die Fluglinie plant aufgrund einer Flottenvergrößerung in den kommenden zwei Jahren 800 neue Crew-Mitglieder einzustellen. Mehr dazu unter www.swiss.com.
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