Nichts ist sicher

In Salzburg: E. Zedillo, B. Weder di Mauro, K. Annan und P. Aebischer
In Salzburg diskutierten internationale Experten zum Thema "Navigating through uncertainties". Ex-UN-General Kofi Annan ortet eine weltweite Führungskrise.

Wie können wir mit den derzeitigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten umgehen? Diese Frage stand im Zentrum einer internationalen, hochkarätigen Expertenrunde, die im Rahmen der Salzburger Festspiele und auf Einladung von Nestlé-Boss Peter Brabeck-Letmathe vergangene Woche in Salzburg diskutierte.

Ex-UN-Generalsekreätär Kofi Annan reiste dafür aus Ghana an, Universitätsprofessorin für Wirtschaftspolitik Beatrice Weder di Mauro kam aus Singapur, der ehemalige Präsident Mexikos Ernesto Zedillo flog aus Südamerika ein und Neurowissenschaftler Patrick Aebischer, Präsident der Technischen Hochschule Lausanne kam aus der Schweiz angereist.

Man sprach über die vielfachen Veränderungen in der Welt, die in der letzten Dekade auch zu großen Herausforderungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft geführt haben. Die Weltwirtschaft habe sich eingebremst, dozierte Peter Brabeck-Letmathe, "von einem Wachstum von fünf Prozent vor der Finanzkrise zu aktuell drei Prozent". Zudem führe die "Vierte industrielle Revolution", das Aufkommen von künstlicher Intelligenz, Robotern und Digitalisierung, zu mehr Polarisierung in der Gesellschaft. Die Mittelklasse verliert, die Angst vor Jobverlust wird allerorts größer.

Langfristige Planung sei schwierig, angesichts der vielfältigen Herausforderungen. Komplexes Denken, Flexibilität und Leadership seien jetzt notwendig. "Wir sind in der Krise", analysiert Kofi Annan: "beim Leadership und bei der Richtung, in die wir steuern sollen. Die Leader, die derzeit an der Macht sind, haben kein Interesse, etwas zu verändern". Zudem: Zu viel Geld in der Politik sei seiner Meinung nach gefährlich, man könne das an den Zuständen in den USA sehen.

Laut Patrick Aebischer gebe es in Europa eine moralische Krise und eine Innovations-Krise. Die jungen Studierenden an seinem Campus glaubten nicht daran, dass sie es einmal besser haben werden als ihre Eltern. "Die Jungen sind pessimistisch, sie fühlen die Unsicherheit, haben Angst", so Aebischer. Zudem habe es Europa nicht geschafft, ein Bildungssystem aufzubauen, das uns gut für die Zukunft ausbildet. Dabei sei das erst der Anfang, stünden wir bei den technischen Veränderungen erst am Anfang: "Viel mehr disruptive Technologien werden kommen", sagt Aebischer.

Ausbildung sei aus der Sicht der Diskutanten die einzige Lösung. Auch hier müsse man neue Wege gehen: Online-Kurse für Menschen in Afrika etwa, die genau das lehren, was dort gerade gebraucht wird.

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