Neue ÖH-Vertreter: „Wir wollen soziale Absicherung“

ÖH
Vergangene Woche wurde es entschieden: Die Exekutive der ÖH wird wird aus einer linken Viererkoalition bestehen. Florian Kraushofer und Viktoria Spielmann über finanzielle Schwierigkeiten und ihre Motive für Studierende zu kämpfen.

Vor einer Woche wurde die neue Spitze der Österreichischen HochschülerInnenschaft gewählt: TU-Student Florian Kraushofer von der FLÖ (parteiunabhängigen Fachschaftslisten) führt sie als Vorsitzender ein Jahr an. Dann übernimmt Generalsekretärin Viktotia Spielmann (GRAS). Komplettiert wird die Viererkoalition von Julia Freidl (VSStÖ) und Bernhard Lahner (FEST). Ein erstes Gespräch über die Forderungen und Motive der Studierendenvertreter.

KURIER: Sie haben eine Viererkoalition gebildet. In welchen Punkten streiten Sie?

Viktoria Spielmann: Wir haben noch nicht gestritten, oder?

Florian Kraushofer: Naja. Im Großen und Ganzen sind wir uns einig. Wo wir uns vielleicht am ehesten in die Haare kriegen, ist bei der Gewichtung von Punkten.

Was wollen Sie anders machen als Ihre Vorgänger?

Kraushofer: Unsere Vorgänger haben viel angefangen, was es fortzusetzen gilt.

Spielmann: Sie haben uns eine sehr gute Basis hinterlassen.

Sie werden wahrscheinlich noch im Juli ein erstes Arbeitsgespräch mit Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle haben. Welche Themen wollen Sie gleich zu Beginn ansprechen?

Kraushofer: Wir haben extrem viel anzusprechen. Wir werden uns über den Sommer damit beschäftigen, was wir ihm konkret vorlegen wollen. Auf jeden Fall wollen wir über die Zugangsbeschränkungen reden.

Spielmann: Ich möchte die Direktwahl ansprechen. Als er am Wahlabend in der ÖH war, sagte er, dass die Wahlbeteiligung zu niedrig ist. Ich sagte, dass vielleicht die Einführung der Direktwahl der erste Schritt in diese Richtung wäre. Er sagte „Vielleicht“.

Was sollte in zwei Jahren erreicht sein?

Spielmann: Die Direktwahl, die soziale Absicherung sollte gegeben sein und das Beihilfensystem reformiert. Ein Drittel der Studierenden muss sich überlegen, ob sie am Ende des Monats noch Lebensmittel einkaufen kann. Das sind Existenzängste‚ die ich selber kenne. Am wünschenswertesten wäre ein Grundstipendium, also eine Mindestsicherung von 800 Euro für einen gewissen Zeitraum.

Haben Sie das Gefühl, dass sich Studierende ausreichend mit ihrer Studiensituation beschäftigen?

Kraushofer: Vielen ist bewusst, dass es schwierig ist, etwas zu ändern und kein Wille von der Regierung da ist. Es wäre schön, wenn sich mehr Studierende engagieren würden.

Spielmann: Das Stipendiensystem ist total löchrig.

Kraushofer: Es ist uns ein großes Anliegen, dass die Familienbeihilfe direkt an die Studierenden ausbezahlt wird.

Könnten Sie mit einem anderen Minister besser verhandeln?

Kraushofer: Das Problem ist nicht Minister Töchterle als Person, sondern die ÖVP-Parteilinie. Es wird sich nicht ändern, solange die ÖVP den Wissenschaftsminister stellt.

Stammen Sie aus politischen Familien?

Spielmann: Meine Eltern sind politisch interessiert, aber nicht aktiv tätig. Meine ältere Schwester war die Erste in der Familie mit Matura. Sie hat mich jedenfalls sensibilisiert. Aber ich denke, dass Menschen politisch sind, sobald sie eine Meinung haben.

Kraushofer: Meine Eltern haben mir noch nicht ganz verziehen, dass ich sie bei einer Pressekonferenz als extrem unpolitisch bezeichnet habe. Ich streiche das „extrem“.

Was war der Grund für Ihr ÖH-Engagement?

Spielmann: 2011 wurde die Familienbeihilfe von 26 auf 24 Jahre gekürzt. Ich habe immer neben dem Studium zwei Tage pro Woche gearbeitet und habe keine Studienbeihilfe bekommen. Die Kürzungen haben mich stark betroffen. Ich habe damals gesehen, wie die ehemalige ÖH-Vorsitzende Sigi Maurer im Nationalrat protestiert hat. Ich war froh, dass es so eine starke Interessensvertretung gibt. Ich habe dann bei den ÖH-Wahlen 2011 mitgearbeitet.

Kraushofer: Bei mir war die Uni-brennt-Bewegung 2009 ausschlaggebend. Ich war erstaunt, wie viel sich bewegt. Ich habe begonnen, in der Studienvertretung mitzuarbeiten.

Wie reagiert Ihre Umgebung auf Ihren Vorsitz?

Kraushofer: Ziemlich erstaunt. Ich habe nie an die große Glocke gehängt, dass ich Spitzenkandidat bin.

Sie scheinen offenbar nicht gerne im Rampenlicht zu stehen.

Kraushofer: Es war gewöhnungsbedürftig. Aber ich habe mich daran gewöhnt. Ich denke, es ist notwendig, dass die ÖH auch von Leuten repräsentiert wird, die nicht so gerne im Rampenlicht stehen. So kann die inhaltliche Arbeit im Vordergrund stehen.

Ist das mit ein Grund, wieso Sie in der Mitte Ihrer Vorsitzzeit, in einem Jahr, den Vorsitzposten tauschen?

Spielmann: Die Posten sind in der Außenwahrnehmung sehr wichtig. Aber wir verstehen uns als gleichberechtigtes Team und so wollen wir das auch nach außen leben, um Hierarchien die uns vorgegeben sind, entgegenzusteuern.

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