Gesundes Naschen haben schon viele Süßwarenerzeuger versprochen. Manuel Zeller ist einer davon. 2017 brachte er mit Neoh einen Schokoriegel ohne zugesetzten Zucker auf den Markt, der nicht nur weniger schlecht, sondern gesund sein soll. Die MedUni Wien hat das in einer Studie bezeugt. Ob die Kunden deshalb schneller zu seinen Riegeln greifen und auch bereit sind, dafür mehr zu bezahlen, verrät er im Gespräch.
KURIER: Neoh ist seit knapp sieben Jahren auf dem Markt. Ist die Rezeptur schon vollendet?
Manuel Zeller: Wir sind auf den Markt gekommen mit einem Produkt, das ich im Geschmack zwischen 60 und 70 Prozent einstufen würde. Im Laufe der Zeit haben wir versucht, mit unserem Produkt und der Zuckerersatzformel so nah wie möglich an die Großen der Branche heranzukommen. Jetzt, würde ich sagen, sind wir bei 99 Prozent Geschmack angekommen.
Den Zuckerersatz, der in den Produkten verwendet wird, gibt es auch separat zu kaufen. Ein Kilogramm kommt auf 23,60 Euro. Ein Kilo Zucker auf 1,59 Euro. Kann das ein Massenprodukt werden?
Muss es. Wenn wir unserer Unternehmensvision folgen wollen, müssen wir auch den Preis unter Kontrolle bekommen. Wir wissen, wie wir das angehen. Zum einen ist das ein Skaleneffekt. Von Zucker werden ungezählt Milliarden Tonnen pro Jahr produziert, von unseren Rohstoffen noch nicht. Aber wir sind dran, haben unseren Rohstoff etwas günstiger hinbekommen und so zumindest den Kakaopreis abgefedert. Der ist ja explodiert. Das heißt, wir haben jetzt keine Preiserhöhungen kommunizieren müssen.
Wäre man mit höherem Preis noch konkurrenzfähig? 90 Gramm Neoh-Riegel kommen auf vier Euro.
Wir werden Schritt für Schritt mit dem Preis runtergehen und damit die Zielgruppe größer machen. Irgendwann gibt es den Punkt, wo man sagt: Das schmeckt zu hundert Prozent gleich gut, hat den gleichen Preis und man weiß, es ist nicht nur nicht schlecht, sondern gesund. Warum sollte man dann noch das Standardprodukt kaufen?
Gesund ist ein gutes Stichwort – diesen Slogan haben schon viele Süßwarenerzeuger für sich beansprucht. Wie gesund ist Neoh wirklich?
Wir ersetzen Zucker mit Ballaststoffen. Ballaststoffe sind in unserer Ernährung total unterrepräsentiert. Warum? Weil sie eben nicht gut schmecken. Das ist das, was wir gemacht haben. Wir haben Ballaststoffe aus Brokkoli, Agave oder Mais süß gemacht und in einen Schokoriegel gepackt. Die gesundheitliche Empfehlung sind 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag. Pro Produkt sind bis zu sieben Gramm enthalten. Da kommen wir wirklich in den Bereich, dass es sogar gesundheitsfördernd ist. Ich selber esse über fünf Riegel am Tag.
Bei Kalorien und Fettgehalt gibt es trotzdem die Kritik, dass Neoh nur in Maßen konsumiert werden sollte.
Natürlich. Es ist kein Freibrief zum Endlos-Naschen. Wir liegen mit den Kalorien ungefähr 30 bis 50 Prozent unter herkömmlichen Produkten. Nur es lässt unseres den Blutzucker nicht ansteigen. Das heißt, der Heißhunger fällt weg. Eine Kalorienkontrolle kann immer nur über eine flache Blutzuckerkurve erfolgen.
Sie kommen aus dem Mobilfunk, hatten vor der Gründung keine Erfahrung in der Lebensmittelbranche. Was war die härteste Erkenntnis?
Wenn man die ganzen Probleme vorher wüsste, hätten wir keine Unternehmer in diesem Land. Aber die Naivität hatte auch ihre Vorteile. Man geht einfach zu Spar oder Rewe hin, stellt das Produkt vor, kommt ins Gespräch. Die Supermärkte wollen auch ihren Zucker reduzieren und ihren Kunden innovative Produkte anbieten. Daher war es gar nicht so schwierig, wie man vermuten würde. Aber man muss dann auch liefern und dort bestehen. Wir liegen neben Ferrero, Mars und Nestléprodukten. Da ist es egal, ob man ein kleines, sympathisches österreichisches Unternehmen ist oder ein lustiges Gründerteam. Man muss performen.
Wie geht es jetzt weiter?
Schritt für Schritt. Österreich ist unser Heimatmarkt. Der funktioniert jetzt großartig. Der nächste Schritt ist Deutschland und Großbritannien, wo es uns schon online auf Amazon gibt. Dort sind Kunden, die sehr schnell auf neue Trends aufspringen. Deshalb sind diese zwei Testmärkte so wichtig, um international zu skalieren.
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