Nebenjob in Lieblingsfarben
"Ich habe nur gedacht: ‚Ich fotografiere und schreibe gerne‘ und daher einen Blog gestartet, den ich nach meinen Lieblingsfarben benannt habe. Mittlerweile erstellen Leute Businesspläne für ihre Blogs", erklärt Mirela Hrnic das Geschäftsmodell. 2010 hat sie coralandmauve.at startet. Ursprünglich nicht mit dem Ziel, damit Geld zu verdienen, Produktproben zu erhalten und mehrere Hunderttausend Besucher auf ihrer Seite zu haben. Passiert ist aber genau das. "Manche sagen, Nischenblogs sind das Nonplusultra. Aber ich mag die Vielfältigkeit meines Lifestyle-Blogs." Auch wenn sie weiß, dass "Avocado-Brote der Like-Generator schlechthin" sind, hält das die 25-Jährige nicht davon ab, auch mal Konzertbilder zu posten, die "weniger geliked werden".
Hrnic studiert und arbeitet als Teilzeit-Kraft in einer "Agentur für neue Kommunikation", wo ihr spezielles Blog-Know-how gefragt ist: "Das Bloggen war für mich ein Sprungbrett, an diesen Nebeneffekt habe ich anfangs gar nicht gedacht."Heute gingen Neueinsteiger anders an das Bloggen heran: "Die Professionalisierung ist sehr hoch. Selbst bei Anfängern könnte man glauben, sie hätten jahrelange Erfahrung." Auch die Beweggründe hätten sich geändert. Unternehmen seien mittlerweile bereit, Blogger für ihre Arbeit zu bezahlen. Seitdem könne man vom Bloggen leben, "was natürlich ein großer Anreiz ist." Der Verdienst steige mit der Zeit, die ins Bloggen investiert werde. Im Durchschnitt verdient Hrnic etwa 180 Euro für einen Instagram-Post, in dem sie eine Marke oder ein Produkt empfiehlt, "bei Blogposts kann die Bezahlung auf 700 bis 800 Euro steigen." Manche Blogger könnten durchaus das Doppelte oder Dreifache verlangen.
Sie legt Wert auf Ehrlichkeit ihren Lesern gegenüber, "gesponserte Posts" kennzeichnet sie als solche. Ihre Leser schätzt sie als reif ein, Kooperationen würden immer wieder kritisch hinterfragt. "Und das soll auch so sein", sagt sie. Bei Kooperationen sei sie deshalb sehr selektiv. Dadurch könne sie von vornherein ausschließen, dass Produktbewertungen negativ ausfallen. Klappt doch etwas nicht, kommuniziert sie das in Absprache mit dem Auftraggeber, "das hat für mich mit Respekt zu tun." Doch generell gilt für Hrnic: "Meine Zeit ist mir zu schade für Negatives, ich seh den Blog als Plattform für Dinge, die ich mag."
3,3 Millionen Mal wurde im vergangenen Jahr das Interview des Bloggers LeFloid mit Angela Merkel geklickt. Dass die digitalen Natives jetzt sogar Staatschefs interviewen (etwa auch Barack Obama), zeigt ihr Selbstbewusstsein. Sie sind vernetzt und wollen am Arbeitsplatz sie selbst sein. Manche verdienen damit Geld – im Einzelfall sogar sehr viel. Einer davon ist der Österreicher Michael Buchinger. Über 121.000 Abonnenten folgen ihm auf YouTube, berühmt ist er für seine satirische Hassliste. Ein internationaler Superstar ist Tavi Gevinson. Bekannt wurde sie durch ihren Mode-Blog „The Style Rookie“. Sie färbte sich die Haare grau, saß auf Modeschauen neben Stars. Für viele Mädchen wurde die Amerikanerin zur Heldin. Zu den bekanntesten YouTube-Gesichtern gehört Felix Kjellberg, aka PewDiePie. Über 43 Millionen Abonnenten schauen seine Videos, die ihn beim Videospielen zeigen. Damit verdiente er 2014 fast 7 Millionen Euro.
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