Mit Plan und Pause

Immer freundlich sein und beste Leistung bringen: Das geht Verkäufern oft an die Substanz.
Die Anforderungen an das Personal steigen, Druck nehmen kann nur der Arbeitgeber.

Die Anforderungen an Menschen im Handel und Verkauf sind hoch. Wer in dieser Branche Erfolg ernten will, muss branchenspezifische Produkt- und Materialkenntnisse, Lernbereitschaft, verkäuferisches Talent, Serviceorientierung und Freundlichkeit säen. Laut AMS-Qualifikations-Barometer werden diese Ansprüche an Mitarbeiter in Zukunft nicht nur vorausgesetzt – sie werden sogar steigen.

Aus diesem Grund gelten Jobs in Handel und Verkauf als besonders anspruchsvoll: "Wer hier beschäftigt ist, muss großen Stress bewältigen können und gleichzeitig gegenüber den Kunden ruhig, freundlich und zuvorkommend sein", heißt es im AMS Qualifikations-Barometer. Weiters dürfe "auch die körperliche Belastung nicht unterschätzt werden".

Die Herausforderungen

Arbeitspsychologe Reinhold Kanzler arbeitet oft mit Kunden aus dem Handel. Als Kärnten-Projektleiter der Regierungsinitiative "fit2work" berät er Menschen, die gesundheitliche Probleme am Arbeitsplatz haben.

Laut "fit2work"-Jahresbericht 2014 kamen die meisten Kunden – 2758 (29 Prozent) waren es im Vorjahr – aus Dienstleistungsberufen und dem Verkauf. "Viele haben mit seelischen und körperlichen Problemen zu tun", erklärt Kanzler. Bei den körperlichen Beschwerden gehe es meist um Bewegungseinschränkungen im Wirbelsäulenbereich und Kreuzschmerzen durch langes Stehen. Wegen der andauernden Bereitschaft kann es auch zu Stress und seelischen Belastungen kommen. "Es gibt künstliches Licht, volle Einkaufszentren, es gibt anhaltende Berieselung durch Musik, eine hohe Lärmbelastung – das macht den Körper einfach krank", erklärt Kanzler.

Im Handel seien zudem die atypischen Arbeitszeiten herausfordernd – 51,7 Prozent der Frauen und 6,8 Prozent der Männer arbeiten Teilzeit; Abend-, Nacht- und Sonntagsarbeit seien nicht ungewöhnlich, sagt Kanzler.

Die Lösung

Es läge am Arbeitgeber, das Wohlbefinden der Verkaufsmitarbeiter zu steigern, sagt Kanzler. "Sie haben eine Fürsorgepflicht, die Gesundheit der Mitarbeiter darf nicht gefährdet werden." Es brauche regelmäßige Pausen und eine Dienstplanung, die ein Leben abseits der Arbeit ermögliche. "Viele wissen nicht, wie ihr Dienstplan in zwei Wochen aussieht – das stresst."

Zudem müsse der Arbeitgeber dafür sorgen, dass Mitarbeiter Rückzugsräume bekämen. "Kein Verkäufer ist jeden Tag super drauf – das bekommen die Kunden aber schnell zu spüren. Der Chef sollte Verständnis dafür haben, dass man sich auch mal kurz sammeln muss." Als idealen Arbeitsplatz – unabhängig von der Branche – sieht der Arbeitspsychologe einen Ort, an dem offen über Herausforderungen, Sorgen und Chancen kommuniziert wird, die Aufstiegschancen klar sind und Mitgestaltung möglich ist. Kanzler: "Das reduziert auch nachweislich die Krankenstandstage."

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