Mit einem Wisch Millionärin
Joy Mangano’s Erfolgsgeschichte beginnt mit einem zerbrochenem Weinglas am Parkett ihres Wohnzimmers. Sie wischt es auf, gedankenverloren wringt sie das Verschüttete aus dem Tuch. Die nächste Szene zeigt ihre blutenden Hände. Die Scherben haben sie verletzt. Dann kann man ihre Gedanken förmlich rattern hören. Sie setzt sich an den Schreibtisch und beginnt zu skizzieren. So zeichnet der Film „Joy“, der 2015 Mangano’s Geschichte auf die Leinwand bringt, die Initialzündung ihres späteren Welterfolgs. Der Film wird ein Kassenschlager, Jennifer Lawrence, die in die Rolle von Mangano schlüpft, gewinnt dafür den Golden Globe, wird für den Oscar nominiert. Die ganze Welt kann nun das moderne Märchen der Joy Mangano sehen. Die Geschichte endet gut, sie beginnt nur nicht so. Mangano, ein Kind amerikanisch-italienischer Eltern, wird in New York, USA, geboren. Ihre Kindheit verläuft gut, sie studiert an der Pace University, macht ihren Abschluss. Sie heiratet ihren Studienkollegen und sie bekommen drei Kinder. Aber die Liebesbeziehung läuft nicht, es folgt die Scheidung. Mangano wird alleinerziehend und hält sich ab sofort mit Administrations- und Kellnerjobs über Wasser.
Kreativ
Auf was sie sich bis dahin aber verlassen konnte, ist ihre Kreativität. Als Kind schon zeichnet und erfindet sie Sachen. Und als sie sich mit 34 Jahren beim Aufwischen die Hände verletzt, konzipiert sie einen Mopp, der sich beim Drehen der Stange selbst auswringt. Sie nimmt das Ersparte der Familie und Freunde und kreiert einen Prototypen. Bei ihren Freundinnen kommt der Mopp gut an, also bastelt sie 100 weitere Stück. Auf alten Bildern sieht man sie in Supermärkten ihr Produkt selbst vorstellen, sie trifft damit auch auf Messen auf. Der Mopp verkauft sich gut. Die breite Masse erreicht sie mit diesen Standorten aber nicht. An die breite Öffentlichkeit kommt sie 1992 mit einem Pitch bei den Sender-Verantwortlichen des Teleshopping Senders QVC.
Fernsehshow
„Miracle Mop“ wird in eine Haushalts-Sendung des Teleshopping-Senders QVC aufgenommen. Und er floppt. Das Problem ist schnell identifiziert: Die Verkäuferinnen machen ihren Job nicht mit Herz, nicht mit Humor. Mangano hingegen schon. „Für mich ist das kein Verkaufen, ich plaudere einfach so“, wird sie später über ihre Methoden in einer Fernsehshow sagen. Vielleicht ist es das, was sie 1990, als sie das erste Mal selbst vor die Kamera darf, so erfolgreich macht. Ihre Verkaufsargumente findet man auf alten QVC-Aufnahmen:„In Summe haben wir hier 91 Meter Baumwolle in Schlaufen, man kann sie mit einem einfachen Drehen am Stiel auswringen. Keine nassen, schmutzigen Hände mehr“, lächelt Mangano, damals noch braunhaarig, in die Linse. „Und das Beste,“ – sie hält die gewohnte dramatische Pause in einer Werbesendung ein – „werfen Sie den schmutzigen Mopp hinterher einfach in die Waschmaschine! Ich verspreche Ihnen, das wird der letzte Mopp sein, den sie je kaufen.“ Die Verkaufszahlen explodieren. Innerhalb von 20 Minuten verkauft sie 18.000 Stück.
Ingenious Designs
Ja, es geht um einen Mopp – das allein verändert nicht die Welt. Aber Mangano’s persönliche Welt dreht sich nun mal um den Haushalt und die Kinder. Sie will Effizienz im Alltag und ist überzeugt davon, dass es vielen so geht. Die Kombination aus ihrem Charme und dem guten Produkt macht viele Putzende glücklich. Und Mangano zur Millionärin. Aus dem Erfinden und Verkaufen macht sie ein Geschäft – sie nennt ihre Firma „Ingenious Designs“. Über 100 Patente auf ihre Erfindungen für den Haushalt soll sie mittlerweile haben, ins Repertoire gehören unter anderem rutschfeste Bügel oder handliche Dampfbügeleisen. „Manchmal ist das Einfache das Besondere“, sagt sie einmal in einer Fernsehshow. 1999 verkauft sie ihr Business an ein Tochterunternehmen des Home Shopping Network, kurz HSN, wo sie fortan als Star ihre Produkte vorstellt.
Heute ist Mangano 60 Jahre alt und US-Medien küren sie zur Mutter der Erfindungen. Ihr neuester Coup: Vor wenigen Tagen eröffnet sie ihr erstes, eigenes Restaurant. Das „Jema“ in New York. Ein Interviewer fragt sie zur Eröffnung, ob dort denn auch ihre Erfindungen zum Einsatz kämen. Mangano: „Mach Sie Witze? Ohne unsere Mopps geht gar nichts.“
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