Die Wahrheit hinter dem Erfolg der Superreichen

US Presidential Inauguration 2025: Zusehen sind von links Mark Zuckerberg, Jeff Bezos Partnerin, Jeff Bezos, Sundar Pichai und Elon Musk
Sie sind männlich, weiß und unglaublich gut im Geschäft – die reichsten Menschen der Welt verbindet aber noch sehr viel mehr.

Was Multimilliardäre miteinander verbindet, erkennt man auf den ersten Blick: Sie sind alle männlich, über 40 Jahre alt, und neun von zehn der Superreichen dieser Welt sind US-Amerikaner. Nur Bernard Arnault, der französische Unternehmer und CEO von LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy), ist die Ausnahme. Er ist auch der Einzige, der nicht im Technologiebereich tätig ist.

Abgesehen von diesen offensichtlichen Gemeinsamkeiten findet der KURIER weitere Parallelen beim Durchforsten der Biografien. Etwa, dass rund die Hälfte der Top-10 reichsten Männer (Bloomberg, Stand 17. November 2025, Anm.) einen Migrationshintergrund haben. Unternehmer Elon Musk kam in Südafrika auf die Welt. Steve Ballmer, der ehemalige CEO von Microsoft, ist der Sohn eines Schweizer Managers. Jen-Hsun Huang, der Nvidia Gründer, wurde in Taiwan geboren und wanderte als Kind in die USA aus. Google-Co-Gründer Sergey Brin kommt ursprünglich aus Russland. 

Der amerikanische Traum

Inwieweit Migrationserfahrung beim beruflichen Erfolg eine Rolle spielt, lässt sich pauschal nicht beantworten – aber einige US-Studien suggerieren, dass Personen, die nicht in den USA geboren wurden, dort beruflich besser abschneiden. In einer Studie der American Economic Review heißt es, dass sie eher „Jobschaffer“ als „Jobnehmer“ werden und eine große Rolle im amerikanischen Unternehmertum spielen. 

Dazu passt auch der „American Dream“, das klassische Bild eines Entrepreneurs, der sich mit nichts außer einem Traum und Leidenschaft ein Imperium aufbaut. „Ein Bild, das sich erstaunlich hartnäckig hält“, sagt Führungskräftecoach Markus Platzer. „Obwohl Erfolg meist aus mehr besteht als Fleiß und Leidenschaft." Nicht selten gehören auch eine Portion Glück, gutes Timing und das richtige familiäre Umfeld dazu.

Wenig überraschend stammen die erfolgreichsten Unternehmer der Welt meist aus „einem zumindest gut bürgerlichen Umfeld“, so Platzer. Das bestätigt auch die KURIER-Analyse: Die Eltern sind Politiker (Investor Warren Buffett), Manager (Ballmer), Professoren (Brins Vater) und NASA-Forscher (Brins Mutter), Ärzte (Meta-Gründer Mark Zuckerberg), Ingenieure (Huang) oder erfolgreiche Geschäftsmänner, wie die Väter von Musk und Arnault. 

Auch Jeff Bezos profitierte von einem Startvorteil. Die Geschichte des fleißigen Mannes, der in der Garage seiner Mutter ein Milliardenbusiness aus dem Boden stampfte, stimmt nämlich nur bedingt: Seine Mutter und sein Stiefvater investierten in den 1990er-Jahren 200.000 US-Dollar in seinen Traum.

So ein Hintergrund macht vieles einfacher, sagt Platzer. „Man kann experimentieren und zwei, drei Start-ups gründen, weil man weiß: Wenn es nicht funktioniert, fällt man weich.“ Wohlhabende Eltern ermöglichen zudem den Besuch von Elite-Unis wie Harvard oder Stanford. Schulen, die auch die Top-10-Milliardäre besucht haben. Wie sie das finanzierten, ist nicht  dokumentiert. 

Was aber fest steht: „Sie haben von Anfang an Zugänge zu Netzwerken, Personen und Vortragenden, die sonst kaum einer hat“, sagt er. Sergey Brin hat Google-Co-Gründer Larry Page etwa in Stanford kennengelernt. Außerdem gelangt man in Elite-Unis eher an Kapital: „Wer Harvard besucht, hat einen anderen Zugang zu Risikokapital.“ Ob man das Studium abschließt oder nicht, spielt laut Platzer wiederum eine geringere Rolle. 

Ein Paradebeispiel ist Oracle-Co-Gründer Larry Ellison: Der zweitreichste Mann der Welt hat keinen Studienabschluss, besuchte aber die University of Chicago.

Markus Platzer Führungskräftecoach

"Was viele dieser außergewöhnlich erfolgreichen Persönlichkeiten verbindet, ist eine enorme geistige Bandbreite – sie können komplexe Sachverhalte schnell erfassen und in klare Entscheidungen übersetzen." Markus Platzer, Führungskräftecoach 

Der frühe Vogel

Was betont werden sollte: Diese Milliardäre bringen auch ein gewisses Ausnahmetalent und eine breite Grundintelligenz mit, lenkt Markus Platzer ein. Schaut man in die Biografien der Multimilliardäre, zeigt sich etwa frühes Interesse an Technik und vor allem Mathematik. Als Kleinkinder beobachteten sie, wie Unternehmertum funktioniert (Arnault), programmierten schon in der Schulzeit ihre eigenen Computerspiele (Musk, Zuckerberg und Huang), kauften mit elf ihre erste Aktie (Buffett) und wussten mit zwölf, dass sie Gründer werden wollen (Page).

Was für eine Rolle die Persönlichkeit hier spielt? „Ich kenne sehr erfolgreiche Menschen, die ich nicht unbedingt als charismatisch bezeichnen würde, aber sie bringen jedenfalls Neugier, Offenheit, lebenslange Wissbegierde, Leidenschaft, Durchhaltevermögen und Disziplin mit.“ Und sie sind seiner Erfahrung nach fast immer gute Netzwerker

Bedeutet: „Sie haben ein großes Netzwerk, holen die besten Köpfe an Bord und wissen, wen sie anrufen müssen. Das spielt eine zentrale Rolle.“ So werden aus (reichen) Wunderkindern Multimilliardäre. 

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