Netzwerk, Sportklub, Eliteschule: Wie schafft man es zur Mitgliedschaft?

Eine Tür öffnet eine Tür öffnet eine Tür usw.
Sie haben geheime Statuten und strenge Aufnahmerituale. Exklusive Zirkel funktionieren immer noch – aber wie wird man Teil davon?

Um Klubs und Netzwerke ranken sich seit jeher Mythen. Manche sind geheimnisvoll wie die Freimaurer, andere wohltätig wie die Rotarier – und wieder andere sind schlicht Treffpunkte wie der Tennisklub von nebenan. Überall gilt jedoch: Man trifft einander, redet, kommt zusammen, schafft Synergien und knüpft Kontakte.

Informationen über solche Clubs sind spärlich. Offiziell findet man kaum etwas. Auf den zum Teil veralteten Webseiten steht nur das Nötigste. Die Mitgliederverzeichnisse bleiben geheim, die Statuten kennen nur Eingeweihte. Auch die Treffpunkte sind nicht öffentlich – in angemieteten Wohnungen oder exklusiven Hotels. Der KURIER gibt Einblicke in die heimische Netzwerk-Landschaft. Welche Klubs und Schulen sind wichtig? Was spielt sich hinter den Türen ab? Welchen Nutzen zieht man daraus?

Und vor allem: Wie wird man selbst zum Mitglied?

Lange Traditionen

Zigarrenrauch, braune Ledersessel und ein Glas Whiskey kommen in den Sinn, wenn man an die klassischen Clubs denkt. Ein Bild, das tatsächlich zur Geschichte passt. Die Wurzeln solcher Klubs liegen in London, wo in den 1690er-Jahren mit White‘s der erste sogenannte „Private Members Club“ entstand. Dort trafen sich alle mit Rang und Namen, zum Austausch oder um einfach dem Alltag zu entkommen. „Dieser Kerngedanke besteht auch heute noch“, beobachtet Johannes Kattus.

Vor drei Jahren eröffnete er den ersten „Private Members Club“ in Wien: „Am Hof 8“ im ersten Bezirk. Mitglieder nützen die Räumlichkeiten des Klubs mit einem breiten Angebot an Restaurants und Bars, Co-Working-Spaces, Meeting- sowie Fitnessraum. Warum es solche Klubs heute braucht? „Unseren Gästen gefällt, dass sie in einem vertrauten Rahmen außerhalb ihres Zuhauses Leute treffen und dort Diskretion und Privatsphäre genießen können“, erklärt Kattus. 

Seine Gäste sind durchmischt: „Völlig querbeet“, sagt er. Man begegne dort 18-jährigen Studenten ebenso wie 85-jährigen Großtanten. Entsprechend unterschiedlich sind ihre Bedürfnisse. Manche kommen ganz privat, andere sind beruflich hier. Mit Veranstaltungen wie Vorträgen, Gastköchen, Winzerverkostungen und Partys will man das Netzwerken weiter anregen und zugleich für Regelmäßigkeit sorgen.

Die Clubs und wie man reinkommt.

Stabile Beziehungen

Genau das mache einen klassischen Club aus, betont Harald Katzmair, Netzwerk-Experte von FAS Research: das Regelmäßige, das Wiederholende. „Viele Beziehungen sind davon abhängig, dass man am selben Arbeitsort ist oder gemeinsam in die Schule gegangen ist“, erklärt er. 

Solche Verbindungen sind jedoch nicht ewig stabil. Endet die Schule, ein Projekt oder wechselt man den Job, verliert man sich oft aus den Augen. Mit Clubs versuche man, diese Beziehungen aus dem Auf und Ab des Alltags herauszunehmen, sie zu verstetigen und Stabilität hineinzubringen. „Beziehungen bekommen damit einen Zukunftsanker oder, wie wir sagen, einen langen Schatten der Zukunft. So kann man langfristiges Beziehungskapital aufbauen“, sagt Katzmair.

Um Club-Verbindungen zu pflegen, braucht es jedoch mehr als nur einen gemeinsamen Nutzen. Entscheidend ist die verbindende Linie. „Gemeinsame Werte schaffen gemeinsamen Wert“, nennt es Katzmair. Das beginnt schon im schulischen Umfeld, zieht sich zu den Universitäten, Alumniklubs und in die sportliche Freizeit. Gleichgesinnte finden einander dort. Die Zugehörigkeit ist ihnen wichtig, das wird manchmal sogar nach außen getragen. Mit Nadeln am Revers oder durch spezielle Uniformen.

Die Clubs und wie man reinkommt.

Die Mitgliedschaft

Wer Teil eines Netzwerks sein will, muss sich bemühen und bestimmte Kriterien erfüllen. Manche Organisationen nehmen es besonders streng mit der Aufnahme. Andere sind liberaler, wie etwa die Rotarier, wo seit 1989 auch Frauen zugelassen sind. Doch ohne Kontakte geht es kaum. Bei vielen Netzwerken funktioniert die Aufnahme nur auf Einladung.

Und auch in den Eliteschulen gilt: Es hilft, jemanden zu kennen, eine Empfehlung zu haben. Oft braucht es Bürgen, initiale Vorträge, Vorsprechen, regelmäßige Teilnahmen und immer finanzielle Beiträge. Der Beruf und das gesellschaftliche Engagement spielen eine große Rolle. Und immer werden die Mitglieder vor der Auswahl auch geprüft.

Die Clubs und wie man reinkommt.

Ob all das, die Kriterien, die Exklusivität, die Auswahl, noch zeitgemäß ist?

Katzmair hat dazu eine klare Meinung: „Die Frage ist nicht, ob solche Klubs und ihre Aufnahmeverfahren zeitgemäß sind, sondern wie effektiv sie sind.“ Netzwerke funktionieren, weil ebendiese Exklusivität ein hohes Gut ist. „Hätte jeder Zutritt, unabhängig von Zuverlässigkeit und Vertrauen, könnten keine engen Beziehungen entstehen. Die Bedeutung der Zugehörigkeit würde abnehmen, wenn die Mitgliedschaft inflationär wäre“, sagt er.

Was außerdem für die Aktualität von Netzwerken spricht: Der Wunsch nach sozialen Kontakten. „In Zeiten von KI und Bots braucht es zunehmend Offline-Beziehungen, in denen es nicht nur um den beruflichen Alltag geht. Damit man das Soziale nicht verlernt.“ Das bestätigt auch Johannes Kattus: „Seit der Pandemie sehe ich ein starkes Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Begegnungen in einer vertrauten, sicheren Umgebung.“

Die Clubs und wie man reinkommt

Fakt ist: Aus Gemeinschaften entsteht etwas. Die gute Schule wirkt nach, im richtigen Golfklub trifft man den Bundeskanzler, bei regelmäßigen Treffen im Techniker Cercle oder „Am Hof 8“ wächst Vertrautheit. Die Mechanismen sind wie früher. Man bringt sich ein, gibt – und richtet den Fokus nicht aufs Nehmen. 

Darauf weist auch Hubert Nowak, Mitglied des Rotary Clubs, hin: „Es ist in Rotary absolut verpönt, eine Mitgliedschaft unter dem Gesichtspunkt eines ‘beruflichen Netzwerks‘ anzustreben oder sie als solches zu sehen. Nur mitzumachen, um die Nadel zu tragen, lehnen wir ab. Rotary ist kein Netzwerk, um etwas zu bekommen, sondern um etwas zu teilen und weiterzugeben.“

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