Michael Tojner: „Wir brauchen klare, harte Regeln für die Migration“
KURIER: Arbeitsmigration ist Ihnen so wichtig, dass Sie ein Buch dazu herausgeben haben. Warum?
Michael Tojner: Es ist höchste Zeit für dieses Thema. In den nächsten zehn Jahren wird die Migration eines der wesentlichen gesellschaftlichen Themen sein. Man kann hysterisch herumlaufen, wie es einige Politiker machen, oder es aktiv angehen.
Problematisch ist, dass wir Flucht, Asyl und Arbeitsmigration vermischen.
Die Bevölkerung sieht nur die Negativbeispiele, die mit dem Boot kommen, die Sprache nie lernen und sich nie in die Gesellschaft eingliedern. Ich bin jemand, der für klare Regeln einsteht, für harte Regeln.
Bis dahin, dass sich die Menschen integrieren müssen, Sprache und Staatskunde lernen und Arbeitswillen zeigen müssen. Und wenn das alles nicht der Fall ist, wird das Visum eben nicht verlängert. Dafür braucht es klare, transparente Regeln. Weil das Bauchgefühl der Menschen ist, dass 80 Prozent unser System ausnützen.
Wen brauchen wir?
Qualifiziertes Personal für sehr viele Bereiche. Wir haben zudem tolle Universitäten, die sehr preiswert sind. Es ist nicht einzusehen, dass die Leute, die hier studieren, nicht im Land bleiben.
Warum zieht Österreich als Arbeitsland kaum an?
Weil es mittlerweile international einen harten Wettbewerb um die klügsten Köpfe gibt. Da muss man aktiv den Standort Österreich bewerben. Es ist aber leider auch bekannt, dass es bei uns eine ausländerfeindliche Stimmung gibt. Ich glaube: die, die wir brauchen, sollen eine schnelle Genehmigung bekommen.
Auch fürs Studium, eventuell sogar mit einem Darlehen, aber dann mit Bleibevereinbarung. Denken wir zurück: Ohne Zuwanderer in der Vergangenheit, aus Ex-Jugoslawien oder der Türkei, hätten wir den Wirtschaftsaufschwung in den vergangenen Jahrzehnten so nicht geschafft.
In welchen Ländern liegen die Potenziale?
In unseren Nachbarländern, im Osten, der Ukraine, weil hier ein ähnlicher Kulturkreis ein Vorteil für die Integration ist.
Das Buch „Migration als Chance“ der WU-Wien gibt’s für alle Interessierten kostenlos unter: karriere@kurier.at
Kommentare