Miba-Personalchef Reisner: „Müssen uns positionieren“

Miba-Personalchef Reisner: „Müssen uns positionieren“
Für das Industrie- und Technologieunternehmen Miba arbeiten weltweit 7400 Mitarbeiter. Für Österreich sucht man jetzt 400 Neue.

KURIER: Acht von zehn Betrieben in Technik und Industrie suchen händeringend Fachkräfte. Sie wollen demnächst gleich 400 neue Mitarbeiter einstellen. Wie?

Bernhard Reisner: Wir haben die Mitarbeiter ja noch nicht und es wird auch kein Homerun werden. In den vergangenen Jahren haben wir aber Wachstumsraten im selben Ausmaß gehabt. Ich denke also, wir werden das schaffen.

Wie kommen Sie an die 400?

In diesen 400 ist eine sehr große Anzahl an Technikern drinnen, aber auch gute Juristen und Betriebswirte. Wir müssen uns gut überlegen, wie wir in der bestehenden Mannschaft qualifizieren aber auch externe Kräfte holen. Manche Jobs sind sehr speziell und die Mitarbeiter deshalb schwer zu finden – etwa Techniker im E-Mobility-Bereich, die müssen wir selbst ausbilden. Wir müssen uns aber auch überlegen, wie wir uns als Arbeitgeber positionieren wollen. Es ist leicht, schöne Plakate zu machen, aber uns ist wichtig, dass die Miba für Mitarbeiter auch weiterhin ein „Place with freedom to perform“ bleibt.

Wie schwierig ist es für die Miba, gute Fachkräfte zu finden?

Es ist sehr sehr schwer. Das gilt nicht nur für Österreich, es ist ein weltweites Phänomen an all unseren Standorten.

Suchen Sie auch im Ausland?

Absolut. Wir haben vor einem Jahr unser neues Headquarter in Laakirchen eröffnet. Dort arbeiten 120 Mitarbeiter aus elf Nationen. Eine spannende Architektur und andere Formen des Arbeitens ziehen Diversität an. Aber eine Hausaufgabe haben wir: Wir könnten den Mitarbeiter-Austausch innerhalb der Miba verstärken.

Es soll Unternehmen geben, die wegen des Fachkräftemangels schon Aufträge abgelehnt haben.

Das ist bei uns noch nicht Thema, denn wenn ein Kunde einen Teil anfragt, hat das eine lange Vorlaufzeit. Dass wir sagen: „Entschuldigung, lieber VW, wir können den Auftrag nicht annehmen“, gibt’s nicht. Die Frage ist aber schon: Haben wir genug Leute, um in Phasen des Umbruchs neue Geschäftschancen zu entwickeln?

Wie haben sich die Anforderungen an Technik- und Industrie-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren verändert?

Es sind neue Qualifikationen dazugekommen, die am Markt stärker nachgefragt werden. Früher war uns wichtig, dass wir den klassischen Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbauer kriegen. Heute kommen Skills in den Bereichen Digitalisierung, E-Mobility und Mechatronik dazu.

Sie kooperieren mit der FH Oberösterreich oder der TU Wien – mit dualen Studien und Praktika. Muss man als Industrie-Unternehmen schon früh an die besten Köpfe herantreten?

Absolut. Nicht die Studenten müssen sich um ihre Stelle nach der Uni kümmern, wir müssen uns um die besten Studenten kümmern. Ein Beispiel: Eine Studentin hat fünf Firmen wegen ihrer Masterarbeit angeschrieben und hat gleich fünf Angebote zurückbekommen. Ich habe sie gefragt, ob wir uns bei ihr melden könnten, wenn sie mit dem Studium fertig ist. Sie hat herzlich gelacht – denn das ist sie von den anderen Firmen auch gefragt worden. Das Schöne ist, dass man sich in der Kommunikation mit guten Absolventen auf Augenhöhe befindet.

Die Studis haben dann auch eine gute Verhandlungsposition.

Ja, aber das ist sekundär. Monetär schaffen wir das schon. Die guten Gespräche finden eigentlich vor der Zahl statt.


Zur Person: Bernhard Reisner ist Vice President Human Capital bei Miba. Das 1927 in Laakirchen, Oberösterreich gegründete Unternehmen entwickelt und produziert heute an 23 Standorten in Europa, Asien, Nord- und Südamerika Komponenten für Fahrzeuge, Baumaschinen, Züge, Schiffe, Flugzeuge und Anlagen.

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