Mein Meister-Werk: Gurktaler – aus dem Weinviertel

Mein Meister-Werk: Gurktaler – aus dem Weinviertel
Ein Weinkenner aus Niederösterreich reift in Kärnten zum Kräutermeister heran.
Von Uwe Mauch

In Wahrheit ist der Önologe Johann Grames aus Kollnbrunn an der Brünner Straße mehr in Weingärten und Sektkellereien zu Hause als im Gurktaler Dom. Doch wenn es die Herrschaften im deutschen Mutterhaus für dringlich erachten, kann ein Weinviertler Keller- auch zum Kärntner Kräutermeister reifen.

Irdisches Paradies

Im Sommer ist Grames daher dann und wann auf der Südautobahn Richtung Gurk im Gurktal unterwegs. Wo die Nächte jetzt schon recht kühl und die Tage noch richtig heiß werden. Wo es öfter regnet als in anderen Alpentälern. Was der Laune der Sommerurlauber weniger gut bekommt als dem wunderbar grünen Meer an Zitronenmelisse, Pfefferminze, Salbei, Oregano, Thymian u. v. m.

Der Kräutergarten des Stifts ist ein irdisches Paradies – und dazu natürliche Basis für den "Gurktaler". Exakt 59 Kräuter sind in diesem Alpenkräuter-Likör aus dem Hause Schlumberger respektive Underberg extrahiert.

Er gilt als der Milde unter den Herben. Und ist heute viel gefragt. Johann Grames wundert sich selbst, "dass unser Likör nicht mehr nur von älteren Damen getrunken wird". Überall ist er gelistet, auch in den Regalen der großen heimischen Lebensmittelketten.

Selten macht sich dort jemand Gedanken darüber, wie lange der Gurktaler im Dom reifen muss, ehe er in einer Anlage der Klagenfurter Firma Stroh in eine 0,7-l-Likörflasche (kostet im Handel 8,99 €) abgefüllt werden kann.

Wer dem Kräutermeister aufmerksam folgt, muss seinen Sprachschatz um ein hier zentrales Wort ergänzen: Mazerieren. Wie bitte? "Beim Mazerieren legen wir die erntefrischen Kräuter in Alkohol ein, damit sie dann ihre Essenzen und ätherischen Öle an den Sirup abgeben können."

Was grundsätzlich nicht so schwer zu verstehen ist, ist im Detail eine Wissenschaft für sich: Einige Kräuter werden vier Mal in den Sommermonaten geerntet und mit Alkohol versetzt.

Geschmacksfrage

Und was schmeckt dem Kollnbrunner Weinexperten besser: Wein, Sekt oder doch der Kräuterlikör? Johann Grames weicht der Frage fast so wie ein Politiker aus: "Man muss bei der Kräuterernte so wie beim Weinlesen den optimalen Zeitpunkt erwischen, um die maximale Ausbeute des Aromas zu erreichen. Da hilft einem nur die Erfahrung."

KURIER-Leser auf der MEISTERSTRASSE

Die Gurktaler Likör-Manufaktur ist "Meisterstrasse Austria" -Mitglied.

Das österreichweite Netzwerk stellt außergewöhnliche Handwerksbetriebe und Manufakturen einer breiteren Öffentlichkeit vor. Alle Mitgliedsbetriebe finden Sie auf: www.meisterstrasse.at. Nächster Ausflug für KURIER-Leser am kommenden Sonntag, 26. August: – Treffpunkt ist um 10 Uhr vor dem Gurktaler Dom, 9342 Gurk, Domplatz 11. Eine Anmeldung ist erforderlich unter 0676 / 88 44 88 40 bzw. office@meisterstrasse.at.

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