Mehr Studienplätze für Soziale Arbeit: Warum das kein brotloser Beruf ist
An der FH Campus Wien gibt es ab 2025 30 Plätze mehr für den berufsbegleitenden Bachelor Soziale Arbeit und 10 Plätze mehr für den Master Kinder- und Familienzentrierte Soziale Arbeit. Warum es noch mehr Studienplätze bräuchte und welche Karrierechancen eine Ausbildung zur Sozialpädagogin oder zum Sozialpädagogen bietet, erklärt die stellvertretende Studiengangsleiterin Verena Musil.
KURIER: Das Studium Soziale Arbeit an der FH Campus Wien wurde aufgestockt. Was gab den Anstoß?
Verena Musil: Es gibt viel zu wenig Fachkräfte in diesem Bereich. Wir sind schon lange laut, dringend mehr bundesfinanzierte Studienplätze zu brauchen. Die MINT-Fächer blühen schon lange, die sozialen Fächer sind immer unterrepräsentiert.
Sind die insgesamt 40 zusätzlichen Plätze nun ausreichend?
Es ist eine wunderbare Geste in die richtige Richtung. Aber vor allem für Wien ist es noch ein bisschen zu wenig. Weil es einfach viel mehr Jugendarbeit, Schulsozialarbeit oder Arbeit im Bereich der Hochaltrigkeit braucht. Wien ist so überrepräsentiert an Menschen. Es gibt so viele Themen wo die soziale Arbeit notwendig ist und wo es gerade in Wien viel mehr Bedarf gäbe.
Wie hoch ist denn die Nachfrage bei den Studierenden?
Viel, viel größer. Wir haben gut vier bis zehn Bewerberinnen und Bewerber auf einen Studienplatz pro Jahr.
Wie viele Plätze gibt es insgesamt?
In der Vollzeitform sind es 120 Plätze, in der berufsbegleitenden, inklusive der aufgestockten Plätze 65. Es bräuchte aber mindestens 80 bei den berufsbegleitenden Studienplätzen.
Was vermittelt das Studium konkret?
Es ist ein duales Studium. Nach der Ausbildung ist man Sozialarbeiter und Sozialpädagoge. Die Berufsfelder liegen etwa in der Schulsozialarbeit, wenn Familien oder Kinder Unterstützung benötigen. Ein Kernstock ist auch die materielle Grundsicherung, man unterstützt bei Behördenwegen und in der Krisenintervention, leistet Straffälligen-Hilfe. Es ist ein Bindeglied in vielen Situationen, sodass es zu einem gelungeneren Leben kommen kann. Nicht nur auf einer psychologischen Ebene, sondern auch auf einer lebenspraktischen.
Bei Sozialarbeit denkt man oft ans Ehrenamt. Ein falsches Bild?
Ich bin immer ganz verwundert, dass Menschen glauben, dass es sich um eine Form von Ehrenamt handelt. Es ist ein Beruf mit einer akademischen Verdienstmöglichkeit. Die Idee, dass es brotlos ist, ist ganz und gar nicht zutreffend. Es gibt ganz viele Karriere- und Kombinationsmöglichkeiten. Deswegen glaube ich erst recht, dass es viel mehr Ausbildungsplätze braucht, damit dieses Berufsbild in der Gesellschaft sichtbarer ist.
Kommentare