Mehr Gelassenheit für Arbeitgeber: So kann es gelingen

Mehr Gelassenheit für Arbeitgeber:  So kann es gelingen
Philosophische Denkanstöße: Wie Arbeitgeber mit Ideen von Seneca, Hobbes oder Arendt zu mehr Gelassenheit finden können.

Ein guter Arbeitgeber sein? Die Macht als Führungskraft nutzen, ohne Mitarbeiter auszunutzen? Entscheidungen treffen, die auch moralisch vertretbar sind? Keine einfache Sache – und in den derzeitigen Krisenzeiten noch weniger. Doch im Grunde sind diese Fragen  nicht neu – Philosophen und Philosophinnen denken seit mindestens 2.500 Jahren über sie nach. Gerade die Ethik beschäftigt sich intensiv damit, wie und nach welchen Regeln man handeln sollte. Der Maxime folgend, dass hinter Fragen der Führung auch immer Fragen der Philosophie stehen, ist es daher auch heute noch durchaus hilfreich, sich mit Ideen  von Aristoteles,  Sigmund Freud oder Hannah Arendt zu beschäftigen. Sieben kleine Einblicke.

Richtig handeln

1. Aristoteles  erste Regel des guten Handelns besagt, dass es für gutes Handeln keine Regeln gibt. Richtig zu handeln hat demzufolge nicht nur mit dem Befolgen von Regeln zu tun, sondern  damit, die richtige Balance zu halten – je nachdem, wie sich die Umstände präsentieren.  Somit gibt es auch keine dunkle oder helle Seite der Machtausübung: Vielmehr gibt es zwei dunkle Enden und eine helle Mitte.

2. Der kategorische Imperativ des Philosophen Immanuel Kant ist wohl eine der meistdiskutierten Normen sittlichen Handelns. Wer moralisches Handeln als Managementaufgabe betrachtet, sollte daher auch einmal über den Satz: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“ etwas genauer nachdenken.  

Krisen meistern

3. Führungskräfte sind Verantwortungsträger und müssen viele und oft unangenehme  Entscheidungen treffen. Der französische Existenzphilosoph Jean-Paul Sartre meint, dass der Mensch immer und überall radikal frei ist. Was  aber auch bedeutet, dass wir für unsere Entscheidungen uneingeschränkt verantwortlich sind. Den meisten  ist das zu viel, und sie berufen sich  gerne darauf, nicht selbstbestimmt handeln zu können, weil sie  durch Vorgaben, Vorgesetzte oder Vorschriften einfach gezwungen seien. Doch stimmt das?

4. Gelassenheit und Resilienz– das wünschen sich viele Führungskräfte für sich selbst und ihr Team. Denn wer ruhig bleibt, kann Krisen und schwierige Entscheidungssituationen besser bewältigen. Hilfreich gegen die Hektik sind die Überlegungen des Stoikers Seneca. Von ihm stammen Sätze wie „Solange das Schicksal es erlaubt, sei froh!““ oder „Den größten Reichtum hat, wer arm an Begierden ist.“  Stoisches Handeln bedeutet nicht,  passiv und träge abzuwarten.  Seneca rät vielmehr  zu einem aktiven Leben, das allerdings in sich ruht  und die eigenen Emotionen im Griff hat.

Moral und Macht

5. Wie moralisch muss man als Arbeitgeber sein?   Die Philosophin Ayn Rand feiert in ihren Romanwelten etwa heldenhafte Unternehmer, die sich dem Dienst an der Gemeinschaft verweigern und – nach den Grundsätzen von Rands Objektivismus – nur ihren eigenen Vorstellungen und Idealen entsprechend leben. Laut Rands Weltsicht, die viele Große in der Unternehmenswelt übernahmen,  steht Eigeninitiative nämlich so ziemlich über allem. Die durch das Kollektiv erzwungene Aufopferung des Einzelnen ist das große Übel . 

6. Wer nur das eigene Glück im Kopf hat, ist ein Egoist? Ganz im Gegenteil, behauptet John Stuart Mill in seiner Verteidigungsschrift des Utilitarismus. Denn alle Menschen, so der Philosoph, streben nach Glück. Und das Glück aller  – also das Gemeinwohl  – besteht im Grunde nur aus dem konkreten Glück vieler Einzelpersonen.  

7. Macht ist  für Führungskräfte ein oft heikles Thema.   Hannah Arendt kritisiert in ihrer Machttheorie  unter anderem die verbreitete Gleichsetzung von Macht mit Herrschaft und dass  durch die Wissenschaftsgläubigkeit der Regierungen die Politik das Denken  durch maschinengesteuerte Prognosen von Computern  ersetzte. Macht, so Arendt, entspricht  eigentlich der menschlichen Fähigkeit, sich handelnd mit anderen zusammenzuschließen. Über Macht verfügt folglich niemals ein Einzelner. Ausschließlich Gruppen können Macht haben.

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