"Manche Jobs werden überflüssig"

"Manche Jobs werden überflüssig"
Nick Sohnemann sieht schon bald Roboter Flugzeuge fliegen und Omas im Büro skypen.

Nick Sohnemann blickt beruflich in die Zukunft. Was der Innovationsberater da sieht, wird er am 13. April bei Österreichs größter Jahreskonferenz für Office Management, der Success 2015, erzählen. Einiges verriet er dem KURIER vorab.

KURIER: Eines Ihrer aktuellen Vortrags-Themen ist das Arbeiten im Jahr 2020. Verändern sich unsere Arbeits-Methoden in den kommenden fünf Jahren so stark?Nick Sohnemann: Das kommt ganz auf die Dienstleistung an. Eine Versicherung wird sich nicht so schnell wie ein Technologieunternehmen innovieren. Ich denke, der moderne Arbeitnehmer hat aber bald keinen fixen Arbeitsplatz mehr, sondern nur eine digitale Plattform, von der aus er arbeitet. Morgens loggt er sich ein, hat all seine Daten hinterlegt und arbeitet eine Stunde für die eine Firma, zwei Stunden für eine andere. In den kommenden fünf Jahren werden uns im Restaurant natürlich noch keine Roboter bedienen. Aber sie kommen in immer mehr Berufe, wie etwa die Assistenz, die Buchhaltung, das Taxifahren oder das Fliegen von Flugzeugen, hinein.

Welche Arbeit bleibt in Zukunft den Menschen?

Auf die warten die nächsten Jobs. Früher gab es ja auch Menschen, die Schriftlettern in Druckereien angeordnet haben, auch die haben sich weiterentwickelt. So ist es – Industrien entwickeln sich weiter, Jobs verschwinden. Das ist nicht so schlimm. Oder müssen wir Jobs aus sozialen Gründen erhalten?

Müssen wir?

Nein. Wenn die Leute schlau sind, tun sie es nicht. Ich brauche nämlich keinen Bankberater, der mit mir zwei Stunden lang Kaffee trinkt. Dem Kunden können seine Angebote maßgeschneidert online zusammengestellt werden. Manche Jobs sind einfach überflüssig.

Stichwort digitale Trends: Wie stark sind Hologramme und Augmented Reality in Büros schon präsent?

Diese Technologien entstehen, weil ihre Erfinder ein Problem lösen wollen. Es ist praktisch, wenn Architekten ihr Haus gleich in 3-D anschauen können. Aber diese Technologien werden situationsabhängig eingesetzt, es werden also nicht alle so arbeiten. Jede Branche wird aber schon ihre kleinen digitalen Helfer bekommen.

Sind Unternehmen bereit, in diese Technologien zu investieren?Früher hatte die Firma die cooleren PCs, daheim hatte man ein altes Ding. Jetzt hat man iPhones und Macs und die Firmen sagen: "Bring your own device". Entweder man behält das bei und installiert auf diese Geräte die Programme des Unternehmens drauf, oder die Firmen statten einen komplett aus. Das ist sicherlich eine Herausforderung für sie. Es wird ein Wettbewerbsvorteil sein, neue Technologien zur Verfügung zu stellen.

Wie holt man bei all dem Neuen die ältere Generation ins Boot?

Durch Medienerziehung. Unsere Gesellschaft leidet an Überalterung, die Menschen arbeiten immer länger. Wir müssen einerseits den Kindern in der Schule neben den drei Fremdsprachen auch noch eine gemeinsame Programmiersprache beibringen. Und wir müssen einfach jeder Oma erklären, wie Skype funktioniert.

Wie sieht das in Praxis aus?

Da ist die Regierung gefragt, um Schulungen und Umschulungen auf einem höheren Level zu finanzieren. Unsere westliche Welt hat keine Ressourcen, von denen sie reich wird – wir leben davon, dass unsere Bevölkerung immer die besten Ideen hatte. Heute hinken wir in Europa mit der so wichtigen Digitalisierung hinterher.

Welche digitalen Trends erwarten uns in diesem Jahr dennoch?

Jedenfalls das Internet der Dinge – also Wearables, die wissen: Was esse ich, wie schlafe ich, die meine Termine koordinieren und mir Empfehlungen für mein Leben geben. Natürlich werden auch die Büros vernetzter. Wenn sich mein Auto auf den Firmenparkplatz stellt, bekommt mein Smartphone schon bald ein automatisches Update darüber, was meine Kollegen bis dahin schon besprochen haben. Während der Aufzugsfahrt kann ich mich dann auf den neuesten Stand bringen.

Der 37-jährige Hamburger machte sich vor zwei Jahren mit seiner Trendforschung und Innovationsberatung „Futurecandy“ selbstständig und coacht seit dem Kunden wie L’Oréal, IBM, den Axel Springer Verlag oder Audi mit Keynotes und Workshops zu Mediatrends, Innovation Hacking und digitalen Hypes.

Nick Sohnemann referiert bei der „Success 2015“, Österreichs größter Jahreskonferenz für Office Management und Assistenz. 13.–14. April in Segersbach, Anmeldung und Details: www.secretary-academy.at

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