Zehn Millionen sind die Ausnahme
71 Millionen Euro für Larry Ellison, CEO von Oracle, immerhin 12,8 Millionen für Volkswagen Chef Martin Winterkorn: 2012 war ein gutes Jahr für die bestbezahlten Vorstände der Welt.
Wenn man die alljährlich veröffentlichten Listen der Bestverdiener anschaut, könnte man auf den ersten Blick zu dem Schluss kommen, dass ein Vorstandsposten in einem Weltkonzern ein mindestens zehn Millionen Gehalt quasi garantiert.
Auf den zweiten Blick fällt jedoch auf, dass es sich bei diesen Gehältern um Ausnahmen handelt. Auch wenn in den Häusern der Top-Vorstände der Welt definitiv nicht die Armut Einkehr hält, so sind sie doch weit von den mehrstelligen Millionenbeträgen entfernt, die spätestens seit der Finanzkrise oft in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Zu diesem Schluss kam auch der aktuelle Report von Pedersen & Partners, einer internationalen Personalberatung, welcher die Gehälter von 1700 Vorständen aus 330 Unternehmen in 17 Ländern vergleicht.
2012 betrug demnach das weltweite Durchschnittsgehalt der Vorstände von Konzernen mit mehr als 100.000 Mitarbeitern, 1,49 Millionen Euro brutto pro Jahr. Dieser Betrag teilte sich auf 660.000 Euro Grundgehalt, einen erfolgsabhängig Bonus von 690.000 Euro und Aktienoptionen im Wert von 142.000 Euro auf. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Gesamtgehälter damit um etwa 3,5 Prozent.
Internationalität
Ein zweiter Mythos mit dem die Studie aufräumt, betrifft das mutmaßliche Gehaltsparadies USA. So unterscheidet sich das Einkommen , zumindest auf Vorstandsebene, in der westlichen Welt nur minimal: Ob in Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder den Vereinigten Staaten, das Durchschnittsgehalt schwankt zwischen 1,3 und 1,7 Millionen Euro.
Auch die Bestverdiener der Emerging Markets können bei diesen Beträgen mithalten. Die Hauptgründe hierfür sieht Studienautor Conrad Pramböck, Leiter des Geschäftsbereichs Compensation Consulting bei Pederson & Partners, bei der gestiegenen Internationalität und Flexibilität der besten Manager. Top-Vorstände seien heute meist weder an einzelne Länder noch an bestimmte Branchen gebunden. Dies habe die Bildung eines weltweiten Marktes für Managementtalente ermöglicht und die Gehälter auf ein weitgehend einheitliches Niveau gebracht.
Die Größe zählt
Während Branche und Region also überraschend wenig Einfluss auf die Höhe der Spitzengehälter haben, gibt es doch einen Faktor der eine zentrale Rolle spielt – die Unternehmensgröße: Vorstände der Top-100-Unternehmen in Europa und den Vereinigten Staaten verdienen durchschnittlich sieben Mal mehr als Manager von mittelständischen Unternehmen. Zum Vergleich: Österreichische Spitzenverdiener, wie Erste-Bank-CEO Andreas Treichl oder RHI Chef Franz Struzl, kamen letztes Jahr auf je rund 1,3 Millionen Euro. Heimische Geschäftsführer mittelgroßer Betriebe erhielten 183.700 Euro. Mit diesem Gehalt stehen sie europaweit auf Platz vier. Die mittelständischen Spitzenverdiener kommen mit 239.500 Euro aus der Schweiz, knapp dahinter folgen Großbritannien und Deutschland. Die niedrigsten Gehälter im europäischen Vergleich gibt es in Bulgarien und Weißrussland mit 71.100 beziehungsweise 58.700 Euro. Die Zahlen sind jedoch mit Bedacht zu vergleichen, da sie sich auf absolute Gehälter beziehen und unterschiedlichen Preisniveaus nicht berücksichtigen sind.
Ausblick
Für die Zukunft sieht Pramböck eine gemäßigte Steigerung der Managementgehälter als wahrscheinlich an. Für die Spitzenverdiener erwartet er sich mit etwa 3,5 Prozent pro Jahr ein historisch vergleichsweise langsames Wachstum, waren doch jährliche Erhöhungen von bis zu zehn Prozent lange die Norm. Von rechtlicher Seite sei zwar eine weitere Beschränkung der variablen Gehaltsbestandteile wahrscheinlich. Das ändere jedoch wenig am Betrag der schlussendlich am Konto landet. Firmen würden reagieren und in der Folge die Fixgehälter erhöhen, wie es in den vergangenen Jahren bei Bankhäusern zu beobachten war.
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