Machen Boni böse?

Geld macht betrügerisch - unter bestimmten Umständen
Manager gehen für Boni Risiken ein – auch auf Kosten anderer. Wann Boni motivieren und wann sie skrupellos machen.

Es gibt sie. Die Manager, die Kinder arbeiten lassen, die Umwelt verpesten und ausbeuten. Fassungslos folgt man der Berichterstattung über sie. Die Forscherinnen Jessica Swanner und Denise Beike könnten in ihren Experimenten eine Begründung für deren Verhalten gefunden haben. In ihrer Studie fanden sie heraus: Je höher die Position eines Menschen in einem Unternehmen ist, desto eher ist er bereit, sich für versprochene Boni unethisch zu verhalten, zu lügen und zu betrügen.

Ein Belohnungssystem, das böse macht? Für den Gehaltsexperten Conrad Pramböck ist das gut vorstellbar: "Je weniger ich als Manager die Auswirkungen meines Handelns kenne, desto eher treffe ich Entscheidungen, die auch schlecht für andere Menschen sein können. Ist meine Frau von der Maßnahme betroffen, werde ich sie nicht setzen. Sind Kinder in Bangladesch von ihr betroffen, ist es zu weit entfernt – kein Konzernboss kennt alle seine 50.000 Mitarbeiter. Hier fehlt die persönliche Betroffenheit."

Skrupellose Manager seien das Produkt unserer zunehmend narzisstischen Gesellschaft, sagt Pramböck. "Jeder glaubt, alles würde ihm zustehen. Keiner kommt auf die Idee, dass etwas zu viel sein könnte." Hinzu kommt: Ist man in einer Manager-Position, könne man diesen Narzissmus stärker ausleben, als andere – man hat die Macht. Pramböck gibt aber zu bedenken, dass nicht jeder Chef von sich aus unethisch handelt. "Sie sind immer noch für die Erfüllung der Eigentümer-Ziele verantwortlich – und von diesen ist wiederum ihr eigener Job abhängig." Ein Kreislauf.

Dass Geld allein nicht motiviert, ist bekannt. Dennoch seien Boni immer noch ein gutes Instrument der Entlohnung. Die richtige Dosis sei entscheidend. "Soll ein Bonus motivierend sein, muss er mindestens in der Höhe eines Monatsgehalts sein", so Pramböck. Schwierig sieht er die Boni-Modelle im Investmentbanking. "Hier gibt es relativ geringe Grundgehälter, aber Hunderttausende in Boni. Das ist unethisch."

Überraschend: Geldverlust ist ein stärkerer Motivator als Geldgewinn. Das zeigt eine andere Studie, in der Forscher untersuchten, wie gut Mitarbeiter eine erwünschte Leistung erbringen, wenn ihnen angedroht wird, einen bereits ausgezahlten Bonus wieder zu entziehen. "Die Angst vor Verlust ist viel größer als die Bereitschaft, für einen Gewinn Risiken einzugehen", so der Gehaltsexperte. Klarerweise würde so ein "Motivationssystem" viel besser wirken. Aber, fragt Pramböck: "Will man seine Mitarbeiter wirklich mit Angst führen?"

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