Lohnt es sich ... Beziehungsberaterin zu werden?

Cornelia Auderieth ist diplomierte psychosoziale Beraterin mit der Ausbildung zur Beziehungs- und Sexualberaterin. Ihre Praxis ist in Wien. Infos: www.liebesakademie.at
Wir hinterfragen regelmäßig, ob es sich lohnt, einen bestimmten Beruf zu ergreifen. Diese Woche wollen wir wissen, ob man als Beziehungs- und Sexualberaterin einen guten Job hat. Und fragen bei Cornelia Auderieth nach.

KURIER: Lohnt es sich, Beziehungs- und Sexualberaterin zu werden?

Cornelia Auderieth: Ja, unbedingt. Weil ich glaube, dass in einer Zeit, wo es die Möglichkeit der unzähligen Kontakte gibt, die echten Beziehungen auf der Strecke bleiben. Der Urwunsch nach Nähe geht verloren, obwohl sich viele danach sehen.

Was ist das Schönste an der Arbeit?

Dass ich etwas bewirken kann. Die Arbeit mit Menschen ist schön und dass ich merke, dass es schnell Veränderungen gibt. Schon nach fünf bis zehn Stunden ist es meist deutlich besser.

Was muss man für Ihren Beruf besonders gut können?

Am wichtigste ist die Fähigkeit, sich für andere Menschen zu interessieren. Man muss Empathie und echtes Interesse haben und keine Angst vor Emotionen und Tabuthemen. Es braucht die Fähigkeit, sich einzulassen. Gleichzeitig aber auch, eine gesunde Distanz zu halten.

Was machen Sie weniger gern?

Das Organisatorische, die Administration und Papierarbeit.

Wie wird man Paartherapeutin?

Es braucht einen psychosozialen Grundberuf, also ein Studium der Psychologie oder eine Ausbildung aus dem psychosozialen Dienst. Für meinen Bereich ist eine Zusatzausbildung notwendig. Da gibt es ein bisschen etwas in Österreich, sehr viel in Deutschland und der Schweiz.

Wie kommen Sie zu Ihren Patienten?

Im Grunde nur über Weiterempfehlung. Das ist ein Bereich, der viel Vertrauen braucht, da ist die Empfehlung ideal.

Wer kommt zu Ihnen?

Patienten ab 35 Jahren, Jüngere kaum. Ich würde sagen, der Durchschnitt ist 40 bis 55 Jahre alt. Da sind die Leute in einer Phase, wo sie etwas beleben oder verändern wollen, wo es viel Selbstreflexion gibt.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Das ist ein Mix aus Einzelstunden und am Wochenende Seminare, die ich halte. Wir machen auch Weiterbildungen und Vorträge zu Spezialthemen.

Wir? Sind Sie nicht allein?

Ich mache das mit meinem Partner, mit dem ich auch Paartherapien gemeinsam mache. Andere Therapeuten sind bei mir eingemietet.

Wie viel verdienen Sie?

Ich kann durch den Mix gut davon leben. Die Einkünfte schwanken oft, mit Flauten im Sommer.

Was würden Sie jungen Menschen raten, die auch BeziehungsberaterIn werden wollen?

Wir sind ja alle zwischen 40 und 55 Jahre alt – junge Therapeuten könnten den Zeitgeist der Jungen besser aufgreifen. Was sie brauchen, ist ein echtes Interesse an Menschen.


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