"Lieber Handwerk als Maschine"
In seiner Abteilung ist dieser Tage Hochbetrieb. Radek Voldrich ist für die Pischinger-Abteilung zuständig, also für jene Schoko-Oblaten-Kreation, die die Wiener vom Heurigen gut kennen. Seit zwei Jahren arbeitet der 38-jährige Zuckerbäcker bei Heindl, ist dort Produktionsleiter. Ursprünglich stammt er aus Tschechien, die Oma ist aus dem Böhmerwald. Sie war es, die ihn bei der Jobwahl inspiriert hat: „Wenn die Oma gebacken hat, dann hat es im ganzen Haus wunderbar gerochen“, schwärmt Radek Voldrich.
1 KURIER: Warum sind Sie Konditor geworden?
Radek Voldrich: Diese Arbeit hat mich immer sehr interessiert. Aber im Grunde war die Oma schuld, weil es bei ihr immer so gut gerochen hat, wenn sie gebacken hat.
2 Wie viel arbeiten Sie?
Bei uns ist das stark von der Saison abhängig. Es gibt Zeiten, wo wir mehr arbeiten, und dann wieder weniger. Vor Weihnachten ist es besonders viel. Im Sommer haben wir aber mehr Freizeit.
3 Was war Ihr Traumjob?
Ich wollte Amerikanischer Präsident werden, das ist dann aber irgendwie nichts geworden. Pilot stand auch auf einmal auf meinem Plan.
4 Was machen Sie in der Früh als Erstes?
Wenn ich aufstehe, mache ich zu Hause Frühstück für die Familie. Im Job gehe ich als Erstes durch die Hygieneschleuse, da werde ich komplett gesäubert und von oben bis unten desinfiziert. Erst dann darf ich in die Produktion.
5 Was ist das Beste an Ihrem Beruf?
Die Schokolade, das Süße – wenn etwas gut schmeckt, dann ist das doch wunderbar. Bei uns ist immer noch viel Handarbeit dabei – das finde ich sehr gut, das macht den Beruf aus.
6 Was mögen Sie nicht?
Wenn die Maschinen einfach nicht mitspielen. Es kann immer wieder etwas passieren, dann muss der Haustechniker kommen und repariert das hoffentlich schnell.
7 Ihr Ausgleich?
Am liebsten bin ich mit der Familie, meinen zwei Kindern und meiner Frau. Wir sind viel in Österreich und Tschechien unterwegs, wir zeigen den Kindern viel Neues.
8 Wie lange können Sie das noch machen?
An sich geht das bis zur Pension. Nur wenn unsere Arbeit durch die Maschinen ersetzt werden würde, hätte ich keinen Spaß mehr daran. Ich will meine Hände einsetzen, etwas schaffen.
9 Macht Ihnen etwas Sorge?
Wie gesagt: Die Maschinen, die unsere Arbeit übernehmen – und wenn dadurch das Handwerk verloren geht.
10 Was ist Ihre wichtigste Fertigkeit im Job?
Als Produktionsleiter muss ich für alle Mitarbeiter da sein, die mich brauchen. Ich achte darauf, dass die Leute miteinander arbeiten und nicht gegeneinander.
11 Worauf sind Sie stolz?
Ich bin stolz auf das Gefühl, dass ich in meinem Leben nicht viel falsch gemacht habe. Ich habe zwei gesunde Kinder und eine Frau, die hoffentlich zufrieden ist.
12 Gibt es etwas, das Sie ärgert?
Wenn die Leute beim Kaufen von Süßigkeiten gar nicht mehr auf die Qualität schauen. Wir bemühen uns und das wird häufig nicht geschätzt.
13 Wie viel verdienen Sie?
Ich bin zufrieden mit meinem Verdienst.
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