Lehrstelle gesucht: Welche ist die richtige?
Von Applikationsentwicklung – Coding bis zu Zimmereitechnik: Wer etwas lernen will, hat die Qual der Wahl. Knapp 300 unterschiedliche Lehrberufe gibt es in Österreich, mehr als 4000 Lehrstellen warten auf geeignete Bewerber. Die Ausbildungen dauern zwei bis vier Jahre. Dafür gibt es eine Lehrlingsentschädigung: im ersten Lehrjahr zwischen 370 – für Kleidungsmacher – und knapp 1000 Euro – in Bauberufen – brutto im Monat, und das 14-mal pro Jahr. Einige Ausbilder ermöglichen es Lehrlingen, während der Lehre Teile der Maturaprüfung abzulegen.
Wann beginnt die Suche?
„Schüler beginnen am besten jetzt mit der Suche nach einer geeigneten Lehrstelle“, sagt Sabine Putz, Abteilungsleiterin Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation beim AMS. „Für die Bewerbung kann man vielleicht noch auf das Semesterzeugnis warten, aber sich jetzt schon informieren.“ Normalerweise beginnt die Ausbildung im Sommer nach Schulschluss, es gebe aber auch Firmen, die über das Jahr einstellen.
Wie finde ich die richtige Lehrstelle?
„Der erste Schritt ist, sich mit den eigenen Interessen und Stärken auseinanderzusetzen: Was kann ich gut, was mache ich gern, welcher Beruf könnte zu mir passen?“, rät Sabine Putz. Auch ein Gespräch mit Familie und Freunden könne helfen. „Was die Eltern wollen, ist nicht immer der beste Rat, aber einholen kann man ihn ja“, meint die AMS-Expertin.
Hilfestellung bei der Berufswahl liefern etwa die Online-Angebote des AMS. Was macht ein Druckvorstufentechniker, wie wird man Facharbeiter in der Bienenwirtschaft, und was kann man mit einer Lehre zum Kunststoffformgeber werden? Wer Anregungen für die richtige Ausbildung oder Infos zu unbekannten Berufsbildern sucht, dem hilft das www.berufslexikon.at.
Auch der www.ausbildungskompass.at des AMS informiert über Lehrstellen, Schulen und Akademien und zeigt Wege in den Wunschberuf auf. Wer unsicher ist, welches die richtige Beschäftigung ist, bekommt ab der siebten Schulstufe Unterstützung in den 72 Berufsinformationszentren oder von Berufsinformationsberatern in ganz Österreich. „Gut ist, wenn man einen Alternativplan hat, also einen zweiten Beruf, der infrage kommt“, meint Sabine Putz. Wer sich beim AMS lehrstellensuchend meldet, bekommt individuelle Unterstützung.
Wo gibt es die meisten Lehrstellen?
Die meisten Lehrstellen finden sich im Maschinen- und Fahrzeugbau sowie der Metallverarbeitung – jeder vierte Lehrling arbeitete 2019 in diesem Bereich –, gefolgt von der Berufsgruppe Büro, Handel und Finanzen. Auf Platz 3 der Lehrberufsgruppen steht Bau, Architektur und Gebäudetechnik, gefolgt von Elektrotechnik sowie Tourismus / Hotellerie.
Denn die richtige Lehre ist der entscheidende Startvorteil auf dem Berufsweg. „Sehr gute Chancen und viele offene Stellen gibt es im Tourismus-Bereich, gerade in Westösterreich“, sagt Sabine Putz. Gesucht werden Köche, Mitarbeiter im Service und in der Hotellerie. „Auch Berufe am Bau und Absolventen neuer Lehrberufe wie Applikations-Entwicklung/Coding sind sehr gefragt.“
Wie finde ich den richtigen Betrieb?
Wenn der Traumberuf klar ist, geht es weiter auf die Suche nach dem richtigen Ausbildungsbetrieb. Sabine Putz empfiehlt, vor einer Bewerbung so viel wie möglich über die Firma herauszufinden. Viele Unternehmen haben Leitbilder, die sie auf ihrer Homepage veröffentlicht haben.
„Kenne ich jemanden dort, den ich fragen kann? Oder gibt es eine Möglichkeit, mal in den Betrieb hineinzuschnuppern?“ rät Sabine Putz. Nicht immer sei das Naheliegende auch das Beste: „Lieber weitere Fahrzeiten in Kauf nehmen, als die erstbeste Firma in der Nachbarschaft wählen.“
Wie bewerbe ich mich richtig?
Bei der Bewerbung kommt es vor allem darauf an, sich auf die spezielle Firma und Stelle einzustellen. Zu vollständigen Bewerbungsunterlagen gehört neben einem Lebenslauf und den letzten Schulzeugnissen ein individuelles Anschreiben. Darin sollte der Bewerber erklären, warum er genau in diesem Beruf und in dieser Firma arbeiten möchte, rät AMS-Expertin Putz.
Wichtig auch: vorab herausfinden, auf welchem Weg und an wen genau die Bewerbung zu richten ist. Viele Firmen haben Online-Bewerber-Portale, die unbedingt genutzt werden sollten. Und: Wenn mehrere Bewerbungen scheitern, können sich Schüler Hilfe von einem Profi holen, der etwa die Bewerbungsunterlagen überprüft. Auch hierbei hilft das AMS.
Souverän durchs Vorstellungsgepräch
Ist die erste Hürde geschafft, werden Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch oder einem Assessment-Center eingeladen. „Dabei kann es Tests geben, etwa zu Geschicklichkeit, Intelligenz oder zur Persönlichkeit“, sagt Sabine Putz. Wer sich auf Gespräche oder Assessment-Center vorbereiten möchte, findet neben Online-Tests etliche Bücher zu diesem Thema. Der beste Ratgeber aber ist ein Lehrling, der den Prozess selbst durchlaufen hat.
Wie bereite ich mich am besten vor?
Zur Vorbereitung gehört, gut über die Firma informiert zu sein. Auch die Frage, ob die Eltern zum Bewerbungsgespräch mitkommen sollten, sollte geklärt werden. Bei den Kleidervorschriften sei es natürlich ein Unterschied, ob man sich als Kfz-Mechaniker oder bei einer Bank bewirbt, meint Sabine Putz.
Vor Ort gilt: ein gepflegtes Erscheinungsbild, pünktlich erscheinen. Am Ende würden Bewerber oft die Möglichkeit bekommen, selbst Fragen zu stellen. Darauf sollten sie sich vorbereiten, meint die AMS-Beraterin. Eine noch so gute Vorbereitung kann nicht immer verhindern, dass Lehrlinge unzufrieden mit dem Beruf oder dem Betrieb sind.
Was tun, wenn ich nicht klarkomme?
„Das kommt darauf an, wie weit die Lehrlinge sind“, sagt Sabine Putz. „Wer im dritten Lehrjahr ist, sollte in jedem Fall weitermachen. Denn jede abgeschlossene Ausbildung bringt am Arbeitsmarkt deutliche Vorteile – auch wenn man feststellt, dass einem der Beruf nicht liegt.“
Wer gleich zu Anfang der Ausbildung merkt, dass es nicht passt, könne natürlich sowohl Beruf als auch Betrieb noch wechseln. Dann heißt es einfach: Lehrverhältnis beenden, alles auf Anfang – und mit den neu gewonnenen Erfahrungen noch einmal auf die Suche gehen.
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Diese Unternehmen stellen Lehrlinge ein
Zu den größten Ausbildern in Österreich gehören die Handelsketten. So hat Spar landesweit rund 900 Lehrstellen zu besetzen – neben kaufmännischen Berufen auch zu IT-Technikern, Köchen oder Versicherungskaufleuten. Ähnlich ist es bei der Rewe-Group, die mehr als 800 neue Lehrlinge für 25 unterschiedliche Berufsbilder in ihren Firmen wie Billa, Merkur, Penny oder Bipa sucht.
Hofer nimmt 170 neue Lehrlinge, Lidl rund 100, Müller knapp 50. Wer sich mehr für Möbel als für Müsli begeistert, kann sich für die 650 Lehrstellen in mehr als 46 Einrichtungshäusern von XXXLutz bewerben.
In vielen technischen Lehrberufen bilden die ÖBB aus, die 2020 rund 600 neue Lehrlinge einstellen – von Karosseriebau über Gleisbautechnik bis zum Coding. Der Technologiekonzern Voestalpine hat in Österreich rund 300 offene Lehrstellen zu besetzen – Bewerber können aus mehr als 50, vor allem technischen Berufen wählen.
Begeisterung für Autos sollten Auszubildende bei Porsche Inter Auto mitbringen, die knapp 200 Lehrlinge aufnehmen, sowie bei Pappas Automobile mit rund 100 zu besetzenden Lehrstellen. Die Wiener Stadtwerke suchen 140 Lehrlinge, die Strabag 60. Blum, der Hersteller für Möbel-Beschläge, nimmt bis zu 100.
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