Lebensmittelinspektor: „Es gibt keinen Betrieb ohne Mangel“

Lebensmittelinspektor: „Es gibt keinen Betrieb ohne Mangel“
Wien bekommt 16 neue Lebensmittelinspektoren. Wie der Berufsalltag aussieht und wie viele der aufgedeckten Fälle giftig sind.

KURIER: Die Stadt Wien stockt ihre Lebensmittelinspektoren um 20 Prozent auf. Jetzt sind Sie 78 gesamt. Braucht es so viele?
Alexander Hengl:
Ja, um die Beanstandungsquote von gesundheitsschädlichen Waren noch weiter zu senken. Am Anfang wird sie vermutlich in die Höhe gehen, weil wir durch mehr Personal weitere Fälle ausfindig machen. Aber dann werden Lebensmittel umso sicherer, weil sich solche Übertretungen keiner leisten möchte.

Sie kontrollieren in Wien überall dort, wo es Lebensmittel gibt. Wie viele von den jährlich 21.500 Kontrollen schlagen aus?
Gesundheitsschädlich sind 0,7 Prozent. Aber: Es gibt quasi keinen Betrieb ohne Mangel. Mängel müssen in einer Frist behoben werden – bei schweren Mängeln, etwa wenn eine Ware geschimmelt hat, gibt es kostenpflichtige Nachkontrollen. Da stehen wir bei etwas über 1.000 Fällen pro Jahr.

Welche sind die häufigsten Vergehen?
Dort wo mehr Personal arbeitet oder das Personal nicht weiß, was es tut. Etwa wenn es die Kühltemperatur von Milch prüft und gar nicht weiß, was die ideale Temperatur eigentlich wäre. Deshalb fällt immer in unsere Beurteilung, wie viele Leute in einem Betrieb arbeiten. Je mehr es sind, desto häufiger wird kontrolliert.

Über den Besuch des Inspektors freuen sich vermutlich die Wenigsten. Ist man quasi der Schwarzkappler der Lebensmittelbranche?
Die Meisten sind sehr höflich, bei den Wenigsten führt es zu Debatten, denn im Lebensmittelrecht ist eindeutig geregelt: wenn eine Kontrolle verweigert wird, kann diese sofort mit Unterstützung der Polizei erzwungen werden. Das kommt im Jahr zwei bis vier Mal im Jahr vor, öfter nicht.

Lebensmittelinspektor: „Es gibt keinen Betrieb ohne Mangel“

Alexander Hengl ist seit 2001 Lebensmittelinspektor beim Marktamt der Stadt Wien 

Wie steht es um die Arbeitszeiten als Inspektor?
Ich kontrolliere einen Bäcker dann, wenn er produziert – zwischen Mitternacht und fünf Uhr in der Früh. Eine Cocktailbar werde ich nicht in der Früh kontrollieren können, sondern in den späten Abend- oder Nachtstunden. Die Lebensmittelkontrolle in Wien ist daher rund um die Uhr im Einsatz.

Und das immer unangekündigt?
Natürlich, sonst wäre es ja fad.

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