Langeweile im Job: Wenn man durch Boreout ausbrennt
Es klingt nach einem Luxusproblem: Christian verdient super, den größten Teil seines hohen Gehalts bekommt er praktisch fürs Nichtstun, weil oft einfach zu wenig Arbeit anfällt. Eigentlich will er sich auch nicht beschweren, doch in Wirklichkeit belastet ihn genau das sehr.
Damit ist Christian nicht alleine. Dass sich Arbeitnehmer in ihren Jobs chronisch langweilen, kommt häufiger vor, als viele denken. „Aber natürlich belastet das nicht alle extrem. Es kommt immer auf die Persönlichkeit an. Manche können besser damit umgehen und andere macht es krank“, sagt Arbeitspsychologe Andreas Fida-Taumer.
Wenn zu wenig Arbeit krankt macht
Einen Namen für die krankmachende Langeweile gibt es: Boreout. „Dabei brennen Menschen durch dauerhaftes Nichtstun aus“, sagt Fida-Taumer. Der Begriff wurde 2007 von den Unternehmensberatern Peter Werder und Philippe Rothlin in ihrem Buch „Diagnose Boreout“ geprägt. Eine offizielle, medizinische Diagnose gibt es allerdings bis heute nicht. Aber die Arbeitspsychologie weiß schon lange: Dauerhaft zu wenig Arbeit, ein hoher Grad an Monotonie und die intellektuelle Unterforderung tun niemanden gut. Auch eine als extrem sinnlos empfundene Arbeit kann über einen längeren Zeitraum zum Boreout führen.
Betroffene haben oft Angst, auf ihre Situation hinzuweisen, aus Angst noch mehr sinnlose Arbeit zu bekommen oder den Job zu verlieren. „Menschen beginnen sogar, sich selbst und ihrer Umgebung etwas vorzuspielen, um den Eindruck zu erwecken, beschäftigt zu sein“, erklärt der Experte. Das sei nicht zu unterschätzen.
Ist die Kündigung der einzige Ausweg?
Zu unterschätzen – das sind auch die Folgen des Boreouts nicht: „Betroffene haben oft mit Antriebslosigkeit, und Angststörungen zu kämpfen.“ Auch Nervosität, Stressgefühl oder körperliche Auswirkungen wie Magenprobleme kämen vor. „Es kann sogar in der Depression enden.“
Doch was kann man tun, wenn man sich im Job chronisch langweilt? Ist man der Boreout-Spirale völlig hilflos ausgeliefert? Und ist die Kündigung wirklich der einzige Ausweg? „Nein“, sagt Arbeitspsychologe Fida-Taumer ganz klar. „Das Wichtigste ist, die Thematik ernst zu nehmen und aktiv zu versuchen, eine Veränderung herbeizuführen.“ Das müsse nicht sofort die Kündigung sein. Oft helfe es schon, sich mit Kollegen auszutauschen oder das Gespräch mit der Führungskraft zu suchen. „Immerhin ist diese dafür verantwortlich, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen.“ Die Kündigung sollte wirklich der letzte Schritt sein.
4 Tipps, um der Langeweile zu entkommen
Job-Crafting: Geben Sie Ihrer Arbeit wieder einen Sinn, in dem Sie sich neue Aufgaben suchen, sich in ein Thema, das Sie besonders interessiert, tiefer einarbeiten oder Ihre kreative Ader ausleben. Auch Weiterbildungen können neuen Schwung in den Arbeitsalltag bringen.
Den Sinn woanders suchen: „Es ist nie gut, wenn man seine persönliche Erfüllung ausschließlich im Job sucht“, meint auch Experte Fida-Taumer. Erfüllung können auch Herausforderungen in der Freizeit oder beim Sport bringen. Oder wie wäre es, wenn Sie ein völlig neues Hobby beginnen?
Offen ansprechen: Ein Problem löst sich gemeinsam oft leichter als alleine. „Auch beim Boreout kann es hilfreich sein, sich mit Kollegen, Freunden oder einem Psychologen auszutauschen. Und auch über ein Gespräch mit der Führungskraft sollte man in so einem Fall immer nachdenken.“
Konsequenzen ziehen: Ändert sich die Situation auch durch neue Aufgabenfelder oder Gespräche nicht und wird der Status quo zunehmend belastend, ist es eventuell angebracht, die Reißleine zu ziehen. Wir verbringen den Großteil unserer Lebenszeit im Job, diese im chronischen Boreout zu verbringen, ist keine gute Idee.
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