Krisen überstehen: Führungskräfte überschätzen ihre Fähigkeiten

Krisen überstehen: Führungskräfte überschätzen ihre Fähigkeiten
Die Global Crisis and Resilience Survey 2023 von PwC zeigt, dass Führungskräfte ihre Krisenresilienz überschätzen

Führungskräfte überschätzen ihre Krisenresilienz. Das ergibt die aktuelle Global Crisis and Resilience Survey 2023 von PwC. Konkret sollen Unternehmen und Führungskräfte ihre Widerstandsfähigkeit überschätzen, obwohl sie sich in einem Zeitalter der Krisen befinden.

Befragt wurden weltweit 1.812 Personen, zu ihrem Umgang mit Krisen, denn nach einem, wie PwC es beschreibt recht „turbulenten Beginn des Jahrzehnts ist es nicht überraschend, dass 91 Prozent der Unternehmen berichten, dass sie mindestens eine Krise abseits der Pandemie erlebt haben.“ Im Durchschnitt haben die Unternehmen in den letzten zwei Jahren dreieinhalb Krisen bzw. Disruptionen erlebt.

Drei Viertel (76 Prozent) gaben an, dass die schwerwiegendste Störung mittlere bis starke Auswirkungen auf den Betrieb hatte. Gemeint ist damit, dass die Krisen „kritische Geschäftsprozesse und Dienstleistungen beeinträchtigte und zu finanziellen und Reputationsproblemen führte.“ Zu den fünf häufigsten Krisensituationen gehören: Die globale Covid-19-Pandemie, Mitarbeiterbindung und -rekrutierung, Lieferkettenprobleme, technologische Disruptionen oder Ausfälle sowie Cyberangriffe.

Abgesehen von der Pandemie hatten Unterbrechungen der Lieferkette die größten finanziellen oder sonstigen Auswirkungen auf Unternehmen – und diese haben sich seit 2019 verdoppelt. Was der Grund ist warum mehr als die Hälfte (60 Prozent) der Unternehmen, die angegebenen haben, dass ihre schwerwiegendste Krise mit der Lieferkette zusammenhing, am meisten darüber besorgt sind, eine ähnliche Störung erneut zu erleben.

Resilienz als höchste Priorität

„In einem sich schnell verändernden Umfeld von heute sind Unternehmen mit einem noch nie dagewesenen Ausmaß an Krisen und Unsicherheit konfrontiert. Vor diesem Hintergrund ist Resilienz zu einer der wichtigsten strategischen Prioritäten in der Unternehmenswelt geworden“, sagt Christian Kurz, Forensic Technology Solutions Lead bei PwC Österreich. Auf die Frage, welchen Platz Resilienz auf der Liste der Unternehmensprioritäten einnimmt, gaben neun von zehn (89 Prozent) der Befragten an, dass Resilienz eine der wichtigsten strategischen Prioritäten ihres Unternehmens ist.

Krisen überstehen: Führungskräfte überschätzen ihre Fähigkeiten

Christian Kurz ist Forensic Technology Solutions Lead bei PwC Österreich 

Während 70 Prozent der Unternehmensleiter Vertrauen in ihre Fähigkeit haben, sich von verschiedenen Krisen zu erholen, zeigen die Umfragedaten jedoch, dass es vielen an den grundlegenden Elementen (etwa klaren Verantwortlichkeiten und Fachwissen) fehlt. Diese Vertrauenslücke birgt das Risiko, dass Unternehmen angreifbar werden.

Die sogenannte “Resilienz-Revolution”, die derzeit stattfindet, beinhaltet laut der PwC-Studie folgende Kernpunkte für Unternehmen:

  • Integration: Weg vom Silo-Denken hin zu einem Ansatz, der mehrere Resilienz-Kapazitäten zentral steuert, aufeinander abstimmt und in den gesamten Betrieb und die Unternehmenskultur einbettet
     
  • Befähigtes Leadership: Um in der “Permakrise” erfolgreich zu sein, braucht es (1) die Unterstützung durch die Unternehmensleitung, (2) eine:n Programmleiter:in mit klarer Verantwortung und (3) ein qualifiziertes Team
     
  • Operative Resilienz: Ein Ansatz, der die entscheidendsten Faktoren für das Unternehmen identifiziert und Investitionen und Zeit entsprechend priorisiert

    Emotionale Resilienz spielt eine große Rolle

    Ein Wert, der bereits in der letzten Studie 2021 stark herausgestochen ist, war die (mentale) Gesundheit. So nannten 80 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen in das Wohlbefinden der Mitarbeitenden als die wichtigste Maßnahme, die sie in diesem Jahr ergriffen haben: „In Anbetracht der Pandemie, der wirtschaftlichen Turbulenzen, tiefgreifenden kulturellen Veränderungen und anderen Herausforderungen, stand die psychische Gesundheit ganz oben auf der Prioritätenliste der Unternehmenswelt.“

    Diese Konzentration auf das Wohlbefinden hat nicht nachgelassen. Immer mehr Organisationen haben in den letzten Jahren “Well-being”-Programme integriert und „die Notwendigkeit erkannt, die Mitarbeitenden zu unterstützen und Gleichgewicht und Wohlbefinden zu fördern.“ So planen 31 Prozent der Unternehmen Investitionen in die persönliche und emotionale Resilienz ihrer Belegschaft, um dadurch ihre Unternehmensresilienz grundlegend zu stärken.

    „Die Fähigkeit, sich anzupassen und auf Störungen zu reagieren, ist von entscheidender Bedeutung, um das bei den Stakeholdern aufgebaute Vertrauen zu erhalten und den Unternehmenswert und die Reputation zu schützen“, sagt Experte Kurz. „Und das in einer Zeit, in der die Erwartungen an Unternehmen noch nie so hoch waren.“ Um eine vertrauenswürdige und agile Organisation aufzubauen zu können, rät Christian Kurz Führungskräften auch in den Resilienzaufbau ihrer Mitarbeitenden zu investieren.  

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