In der Arbeitswelt geht mit dem Einzug der KI die Angst einher, dass Jobs obsolet werden. Ist das berechtigt?
Eine gewisse Überforderung oder auch die negative Herangehensweise spüren wir alle in der Gesellschaft. Aber wir müssen uns fragen, wie wir KI für uns nutzen können. Studien, in denen Mensch und Maschine zusammenarbeiten, zeigen, dass die Produktivität und Effektivität wesentlich höher ist, als wenn nur der Mensch oder die KI alleine arbeiten. Außerdem muss man sich vor Augen führen, dass wir nun mal in einem steten Wandel sind. Es werden sich neue Jobprofile entwickeln. Man muss mit der Zeit gehen, sonst geht die Zeit mit einem.
Müssen wir KI jetzt als die neue Kollegin betrachten?
Ich plädiere sehr stark für diese kollaborative Denkweise. Natürlich ist es eine andere Art von kollegialem Verhältnis, aber Kollaboration und Teamfähigkeit werden auch in Zukunft wichtig bleiben.
Wie bin ich ideal teamfähig mit einer KI an meiner Seite?
Jedes Berufsfeld ist unterschiedlich, aber es ist sinnvoll, herauszufinden, in welcher Art und Weise sie zum Vorteil genutzt werden kann. Wo möchte ich mir im Tagesablauf mehr kreativen Freiraum schaffen, welche repetitiven oder standardisierten Tätigkeiten lassen sich an die KI abgeben.
Wie visionär sollen Unternehmen sein? Virtual-Reality-Brille statt Desktop?
Man muss überlegen, ob man jeden technologischen Fortschritt integrieren sollte. Manchmal braucht es die VR-Brille nicht, weil man schon andere Gegebenheiten hat. Aber man muss es abwägen und die Kommunikation an die Mitarbeitenden transparent halten. Warum ein gewisses Tool eingesetzt wird, was es dem Unternehmen, der einzelnen Person bringt. Das geschieht zu selten.
Sind wir evolutionsbedingt bereit, mit Maschinen zu arbeiten?
Auch eine KI gibt es schon seit den 1950er-Jahren, wir arbeiten nicht erst seit gestern damit. Es hat sich jetzt nur beschleunigt. Für viele kam das überraschend, andere haben es vorausgesagt. Evolutionsbedingt klingt es natürlich nach Science-Fiction, aber schauen wir in die verschiedenen Branchen, können digitale Lösungen helfen, wieder mehr Zeit mit dem Menschen zu verbringen. Zum Beispiel in der Medizin, wo es jetzt auch Robotik gibt, die operiert. Den Menschen braucht es als Arzt, hier funktioniert das Zusammenspiel schon ganz gut.
Wir könnten also zum besseren Menschen werden?
Ich habe ein Mantra: digital denken und menschlich handeln. Auf das Menschliche können wir durch mehr Technologie noch mehr Wert legen. Ich sehe es als großes Potenzial für den Arbeitsplatz. Alleine im Leadership-Verhalten zeigt sich, dass es ein empathischeres Führungsverhalten braucht. Wir wollen ja keine Roboter werden, aber oft zeigen wir unsere Emotion gar nicht.
Ist es auch in Ordnung, manches an sich vorbeiziehen zu lassen?
Absolut. Das ist wieder dieses Screenen und Erkennen, was für einen selbst relevant ist und was nicht. Dafür sollte man mit der Materie vertraut sein, um das zu entscheiden. Nimmt man aber die drei A’s her – annehmen, ausprobieren, aktiv werden – fährt man gut.
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