Bei dem Adjektiv „traditionell“ hallt das Wörtchen „altmodisch“ meist mit. Tanzlehrer Roman Svabek hat dazu eine klare Meinung: „Traditionelle Etikette ist oldschool, aber dennoch aktuell.“ Trotzdem sollte man sie niemandem aufzwingen.
Was Tanz mit Etikette verbindet? Durch den Tanz lernt man, sich auf dem „glatten Gesellschaftsparkett zu bewegen, ohne auf Füße zu treten.“ Das bedeutet jedoch nicht, dass man Walzerschritte auswendig lernen muss, um gute Manieren zu haben.
Oft reicht ein einfaches Grußwort. Egal ob Grüß Gott, Hallo oder Servus: „Wichtig ist, dass man gegrüßt hat. Es geht um das Wertschätzen anderer. Denn ein Grußwort sagt aus, dass ich mein Gegenüber wahrnehme.“
Traditionen ändern sich zwar...
... aber die neuen Etiketten heben die Alten nicht auf. Die Lockerheit in der Gesellschaft täuscht – das Benehmen hat immer eine Wirkung auf andere. Sylvia Bauer: „Es gibt nichts Schlimmeres als in ein Fettnäpfchen zu treten, weil man die Dinge lockerer sieht als sie sind“, sagt sie. Durch Online-Meetings entwickelte sich zum Beispiel eine Online-Etikette.
Hier gilt Altbekanntes: „Wenn man einander vor einem Bildschirm trifft, hat man pünktlich und ordentlich angezogen zu sein.“ Selbst in einer dynamischen Arbeitswelt sollten eMails logisch strukturiert bleiben und immer mit Bitte und Danke bestückt sein. Alles andere wäre „selbst aus der Perspektive einer jüngeren Person unhöflich.“
Was ist noch neu?
Die Businesssprache. „Die inklusive, gendergerechte Sprache ist die neue Etikette. Alles, was nicht in diese Richtung geht, sehe ich als Fauxpas“, sagt die Kommunikationsberaterin. Dazu gehört auch das Bewusstsein um andere Kulturen und Lebenssituationen. So sei etwa der nett gemeinte Gruß "Frohe Weihnachten im Kreise der Familie" nicht immer angebracht. "Es gibt andere Religionen und es ist nicht selbstverständlich, dass jede und jeder eine Familie hat", sagt Bauer.
Das Thema „Siezen“ wird in der jungen Geschäftswelt nicht mehr so streng gesehen. „Trotzdem sollte man davor fragen.“
Roman Svabek sieht es anders: „Ich finde nicht, dass es modern ist, wenn man alle duzt. Ein ‘Sie‘ schafft eine natürliche Distanz. ‘Du‘ kann fehlerhaft freundschaftlich interpretiert werden.“ Im Zweifelsfall sollte man jedenfalls zum ‘Sie‘ greifen.
Schlüsselwort Dresscode
„Er ist und bleibt ein Werkzeug, mit dem wir uns ausdrücken“, sagt Bauer. Roman Svabek nennt hier auch gleich ein Beispiel: „Mich würde keiner ernst nehmen, wenn ich in Jeans und T-Shirt Tanzkurse unterrichten würde.“ Verstellen sollte man sich aber nicht. Die Frage ist laut Svabek: „Wie viel muss man an sich ändern, um den Job machen zu können? “ Und dabei authentisch zu bleiben.
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