Junge wollen Sicherheit und Eigenheim

Junge wollen Sicherheit und  Eigenheim
Was wollen die Jungakademiker von ihrer Karriere, was sind ihre Ziele und wie verändert Corona ihre Zukunftsplanung?

Experte Florian Märzendorfer berät Jungakademiker hat mit dem KURIER über die jüngsten Studienergebnisse und Erkenntnisse gesprochen:

KURIER: Sie machen zwei Mal im Jahr eine Studie unter Jungakademikern und fragen Ziele und Motivation ab. Wie bewerten Sie die aktuellen Studienergebnisse?

Florian Märzendorfer: Die Studie hat gezeigt, dass es für die meisten, also 78 Prozent, wichtig ist, Karriere zu machen. Das gehört auch zu den Hauptgründen, warum Junge überhaupt studieren. Nur Wissensdurst bzw. Interesse am Studiengebiet sind noch größere Motivationen.

Sie beschäftigen sich von Berufswegen mit den Finanz- und Karrierezielen von Jungakademikern. Was treibt Jungakademiker in ihren Karriereentscheidungen an?

Karriereentwicklungen und eine faire und gute Bezahlung haben einen hohen Stellenwert. Natürlich auch die bekannte Work-Life-Balance. Die Arbeit sollte Aufstieg und ein gutes Gehalt ermöglichen. Das ist auch in unserer letzten Studie herausgekommen; das Gehalt spielt ein riesige Rolle, während das Image der Firma nur untergeordnet ist. Ein Grund, warum sich einige selbstständig machen: sie haben die Erwartung, dadurch mehr zu verdienen, wenn sie für sich selbst wirtschaften. .

Laut Ihrer Studie können sich 35 Prozent der Befragten grundsätzlich vorstellen, sich selbstständig zu machen aber nur 6,2 Prozent würden es tun. Warum?

Die Motivation deckt sich hier mit der Erwartung an eine Selbstständigkeit. Sie wollen der eigene Chef sein, unabhängig sein und erwarten mehr Gehalt. Gefühlsmäßig habe ich immer geglaubt, dass sich nicht der Großteil der Jungakademiker selbstständig machen will. Ja, viele könnten es sich vorstellen bleiben aus Sicherheitsgedanken dann aber eher in einem Anstellungsverhältnis – dass aber nur 6,2 Prozent es unbedingt wollen, hat mich auch überrascht.

Woran liegt das?

Die meisten schreckt die unsichere Auftragslage ab. Viele haben Angst zu scheitern, erst an dritter Stelle steht die Sorge um die viel besprochene Work-Life-Balance.

Was erwarten Jungakademiker von der Karriere und was verändert Corona daran?

Es sind die klassischen, traditionellen Lebensziele, die auch die Jungen antreibt: Erstens, die Absicherung im Alter. An zweiter Stelle steht der Erwerb von Immobilien, das Eigenheim. Vielen ist mittlerweile klar, dass die Pensionen nicht mehr so groß und sicher sind, wie sie es einmal waren. Das wird teilweise sogar zu pessimistisch eingeschätzt. In den Karriere - und Lebenszielen wird Sicherheit daher großgeschrieben. Dieses Sicherheitsbedürfnis wird durch Corona nur bestärkt.

Denken Sie, dass sich jetzt noch weniger selbstständig machen werden?

Ja, da bin ich mir sicher. Wenn man die Argumente gegen eine Selbstständigkeit – Unsicherheit in der Auftragslage, Konkurs-Angst – betrachtet, ist das der logische Umkehrschluss. Sicherheitsgedanken und Selbstständigkeit lassen sich für viele nicht vereinbaren, vor allem jetzt.

Was bedeutet das für die heimische Start-up-Szene, wird sie stagnieren, einbrechen oder gerade jetzt florieren?

Ich denke die Corona-Krise wird hier nicht viel verändern. Aber das kann man jetzt noch nicht pauschalisieren. Natürlich könnten nun einige Finanziers wegbrechen. Die tatsächlichen Auswirkungen wird man vermutlich erst in fünf Jahren absehen können. Aber die Ideen sind da, in Österreich gibt es eine sehr starke und umtriebige Start-up Szene.

Sie beraten Jungakademiker. Haben Sie Karrieretipps für die aktuelle Situation?

Die Studie zeigt, dass sich viele auf Bewerbungen kaum vorbereiten, das hat mich sehr überrascht. Gerade jetzt, wo die Konkurrenz durch die hohen Arbeitslosenzahlen größer ist, sollte man sich sehr gut vorbereiten um der beste Bewerber zu sein.

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