Junge Chefs: Wie sie ticken und was sie wollen

Junge Chefs: Wie sie ticken und was sie wollen
Die ersten Zoomer befinden sich mitten im Arbeitsleben und so manche klettern bereits die Karriereleiter hoch: Marc Oppolzer, Linienverantwortlicher bei Boehringer Ingelheim, erzählt von seinen Erfahrungen und den Herausforderungen vor denen er als junger Leiter eines Teams steht.

„Bleib beharrlich, bleib fokussiert und irgendwann wirst du es herausfinden“, nennt der damals 21-jährige Ben Pasternak während seines Forbes „30 unter 30 Interviews“, als Tipp für junge Führungskräfte. Pasternak ist CEO von SIMULATE, einem Ernährungstechnologie-Unternehmen, das rund 57 Millionen US-Dollar an Investitionen einholen konnte und er ist ein sogenannter „Zoomer“, ein Vertreter der Generation Z.

Es ist also so weit

Langsam steigt die Generation Z in die Führungsetagen auf und das, obwohl erste Einschätzungen, wie etwa die Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung ergeben, dass ihnen Arbeitsplatzsicherheit wichtiger als mögliche Karrierechancen seien. Gleichzeitig sei laut Daniel Hauser, Employer Branding Advisor für Österreich, „aus der Datenlage (der Universum-Talentstudie 2019, Anm.) durchaus eine Verschiebung seitens der Gen Z in Richtung monetärer und traditionell-karriereorientierter Faktoren zu erkennen.“

Der Jobvalley-Studie 2021 zufolge will sogar die deutliche Mehrheit an jungen Studierenden in ihrem Berufsleben eine Führungsposition erreichen. Es zeichnet sich ein sehr ambitioniertes Bild zur GenZ ab: „Die nächste Generation geht mit mehr Selbstbewusstsein an das Thema Beruf und Karriere. Gut qualifizierte, junge Menschen können sich ihren Arbeitgeber aussuchen, früh Verantwortung übernehmen und auf der Karriereleiter schneller große Sprünge machen – und viele von ihnen wollen genau das“, erklärt Eckhard Köhn, CEO von jobvalley.

Junge Chefs: Wie sie ticken und was sie wollen

Marc Oppolzer, 24 Linienverantwortlicher bei Boehringer Ingelheim

Warum steuert GenZ Führungsposten an?

„Weil es Spaß macht“, meint Marc Oppolzer. Er ist 24 und bereits Linienverantwortlicher bei der Boehringer Ingelheim RCV GmbH. „Man strebt relativ schnell nach einem beruflichen Fortschritt. Wenn sich die Möglichkeit einer Beförderung oder eines Aufstiegs anbietet, nehme ich sie an. Es muss sich jedoch nicht unbedingt um eine Führungsposition handeln.“ Seiner Meinung nach bringen junge Leute neue Herangehensweisen und Perspektiven in die Arbeitswelt, die zu Verbesserungen führen können: „Die Welt verändert sich und somit auch das fachliche Wissen zu gewissen Themen. Wir können voneinander lernen.“

Der klare Vorteil der jungen Chefs

Als junger Unternehmer sieht Ben Pasternak seinen Vorteil in der steigenden Bedeutung der neuen Generation als Konsumenten. Die Zielgruppe vieler Unternehmer sei nämlich derzeit die Jugend und diese würde er, als Gleichaltriger, am besten kennen. So beschreibt das auch die 24-jährige Parade-CEO Cami Téllez im CNBC-Interview: „Der stärkste Teil meines Pitches ist, dass ich eine Kundin war und immer noch bin.“ Téllez brach mit 22 Jahren ihr Studium an der Columbia-Universität ab, um mit Jack DeFuria (damals ebenfalls 22) ein eigenes, nun 140 Millionen US-Dollar schweres Unterwäsche-Unternehmen zu starten. Mit nur 24 Jahren gilt sie heute als ernst zu nehmende Konkurrentin für Modegrößen wie Victoria‘s Secret.

Die Befürchtung als junge Person von älteren Kollegen nicht ernst genommen zu werden, sprechen beide jungen CEOs an. Marc Oppolzer teilt diese Sorge nicht: „Wenn man sich gut anstellt, wird man meiner Erfahrung nach auch ernst genommen.“ Die größte Herausforderung stelle stattdessen das tatsächliche Leiten eines Teams, „ohne unsympathisch zu wirken“ dar. „Es ist mir als Führungskraft wichtig, von meinen Kollegen gemocht zu werden.“ Diese Einstellung deckt sich im Übrigen auch mit Studienergebnissen des Instituts für Jugendkulturforschung: Nette Vorgesetzte seien demnach sogar relevanter als gutes Gehalt. Oppolzer kann das nachvollziehen: „Die Arbeit geht einfacher von der Hand, wenn die Kommunikation mit dem Vorgesetzten gut funktioniert.“

Die beste Zusammenarbeit entstehe, so meint Cami Téllez während eines workparty-Interviews, wenn man Leute anstellt „Für die man selbst arbeiten wollen würde.“ Eine der wichtigsten Aufgaben eines Vorgesetzten sei es außerdem das Team motiviert und inspiriert zu halten.

 

„Geh’ Risiken ein, hinterfrage Normen und erfinde den Status quo neu.“

von Cami Téllez, 24 Geschäftsführerin von Parade

 

Trotz all der Motivation sei, laut Marc Oppolzer ein Karriereschritt in Richtung Chefetage mit Zweifel verbunden: „Jüngere Leute sind natürlich zunächst unsicher, deswegen ist es umso wichtiger ihnen Stabilität zu geben. Dazu gehört auch eine gute Fehlerkultur und Mentoring.“ Man müsse jedoch gewillt sein von Berufserfahrenen zu lernen: „Ich sehe das als weiteren Vorteil: Als junger Chef kann man noch viel lernen und sich in alle möglichen Richtungen weiterentwickeln. Das geht von „Leadership Skills“ bis hin zum richtigen Umgang mit einem Team.“ Alleine komme man nur schwer voran.

Das Alter sollte allenfalls kein Hindernis darstellen: „Wenn eine Person kompetent ist und die Rolle möchte, sollte sie auch gefördert werden.“ Gewisse Risiken, so findet Téllez müsse man eingehen und Normen hinterfragen. Auch Ben Pasternak lässt sich nach dem Motto „Keine Zeit verschwenden“ von seinem jungen Alter nicht aufhalten.

Eines steht also fest: Die Generation Z bringt jetzt schon mit ihren Werten und Forderungen Arbeitgebern gegenüber, frischen Wind in die Arbeitswelt.

Ben Pasternak´s (22, Geschäftsführer von SIMULATE) "Forbes 30 under 30"-Interview

 

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