Johns Hopkins Uni: Was sie mit der 100 Mio. Dollar Spende vorhaben

Wovon heimische Unis derzeit nur träumen können, ist für die School of Advanced Science (SAIS) der Johns Hopkins Universität in Bologna Realität geworden: sie darf sich über eine Privatspende in der Höhe von 100 Millionen Dollar freuen. Sie kommt von einem ehemaligen Absolventen, dem in Edinburgh ansässigen Investor James Anderson.
Unterstützungen
Mit dem Geld werden nicht nur neue Vollzeitstellen geschaffen, sondern auch die Gebäude ausgebaut. Der Präsident der Johns Hopkins University, Ronald J. Daniels, spricht im KURIER-Interview über die Rolle der Universitäten für die Demokratie und erklärt, warum sowohl private als auch staatliche Unterstützungen jetzt wichtiger denn je sind.
KURIER: Mr. Daniels, die Johns Hopkins University hat eine Spende in der Höhe von 100 Millionen Dollar erhalten. Was konkret werden Sie damit tun?
Ronald J. Daniels: Mit diesem großzügigen Geschenk können wir die Zahl der Vollzeitlehrer an der Universität von zehn auf 20 verdoppeln. Außerdem können wir damit Studierenden ermöglichen, die Hochschule unabhängig von ihrer finanziellen Situation zu besuchen. Nicht zuletzt haben wir ein Grundstück direkt neben dem Campus, das wir kaufen möchten. Das wird die Gesamtfläche der Schule auf etwa 3000 Quadratmeter vergrößern.
Der Campus in Bologna wurde 1955 gegründet. Seither liegt der Fokus auf internationaler Politik und Wirtschaft. Ist es derzeit wichtiger denn je, sich auf politische Führung zu konzentrieren?
Während der Trump-Präsidentschaft gab es Diskrepanzen in den Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Europa. Selbst während dieser Zeit gab es eine engagierte transatlantische Diskussion über internationale Herausforderungen. In den vergangenen Jahren haben wir nun in Demokratien auf der ganzen Welt, natürlich auch in den Vereinigten Staaten, eine gesellschaftliche Polarisierung und Angriffe auf Kerninstitutionen und liberale Normen erlebt. Wir finden es ist daher umso wichtiger, dass wir als Teil der akademischen Gemeinschaft unseren Teil dazu beitragen, die liberale Demokratie zu stärken.
Halten Sie die Demokratie derzeit etwa für gefährdet?
Wenn man sich das wachsende Maß an politischer Zwietracht, die zunehmende Abneigung der Bürger aller Altersgruppen gegenüber der Demokratie ansieht, besonders nach dem 6. Januar, ( Anm. der Redaktion: Sturm auf das Kapitol in Washington), fällt es schwer, zuversichtlich für Stabilität und Stärke der Demokratie zu sein. Aber ich bleibe optimistisch, dass wir das Vertrauen in demokratische Institutionen wiederherstellen. Aber das geschieht nicht spontan. Man muss daran arbeiten.
Die Pandemie hat die Relevanz der Wissenschaft für eine große Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Gleichzeitig gab es eine große Skepsis in der Bevölkerung. Was kann man dagegen tun?
Es ist wichtiger denn je, dass wir uns bemühen, der Öffentlichkeit mitzuteilen, wie wir zu unseren Schlussfolgerungen kommen, und dass wir die Daten, auf denen unsere Empfehlungen beruhen, sehr transparent darstellen. Wie Sie vielleicht wissen, hat eines unserer Fakultätsmitglieder in den frühen Tagen der Pandemie mit einem Doktoranden den dominierenden COVID-Tracker entwickelt, um die Verbreitung von Covid zu messen. Die Seite hatte mehr als eine Milliarde verschiedene Zugriffe und wurde zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Menschen, für große Nachrichtenorganisationen und für Regierungen. Diese Bemühungen und der Erfolg zeigen: wenn man in der Lage ist, Fakten auf eine zugängliche Art und Weise zu präsentieren und sie den Menschen verständlich zu machen, werden sie auch Gefallen daran finden.
Der österreichische Physiker Anton Zeilinger hat dieses Jahr den Nobelpreis bekommen. Gleichzeitig erlässt seine ehemalige Uni, die Universität Wien, einen Bewerbungsstopp. Die Technische Universität in Wien stellt aufgrund finanzieller Probleme sogar ihren Präsenzbetrieb vorübergehend ein. Ist das eine gefährliche Entwicklung?
Universitäten sind wichtig. Ich würde sogar behaupten, dass sie für das Gedeihen von Demokratien unerlässlich sind. Obwohl wir so stolz und begeistert sind, dieses Geschenk des privaten Spenders erhalten zu haben, wissen wir, wie wichtig es ist, dass die Philanthropie auf einem soliden Fundament öffentlicher Unterstützung steht. Dies ist genau der Moment, in dem die Regierungen ihre Investitionen in die Universitäten verdoppeln sollten, anstatt sich zurückzuziehen. Und ich sage das nicht, um mit dem Finger auf Österreich zu zeigen. Ich sage das auch in den Vereinigten Staaten: Universitäten sind entscheidend für die moderne Demokratie und ich denke, es ist entscheidend, dass Regierungen wie auch Privatpersonen unsere Mission unterstützen.
Um für ein Studium an der SAIS Europe in Frage zu kommen, benötigt man entweder ein Stipendium oder man bewirbt sich per Onlinebewerbung. Die Checkliste dafür ist lang: Lebenslauf, analytischer Aufsatz, Absichtserklärung, Zeugnisse aller Studienleistungen auf Hochschulniveau, zwei Empfehlungsschreiben, Englische Sprachprüfung für nicht englische Muttersprachler und ein Vorstellungsgespräch.
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