Jobvermittler der Flüchtlinge
Die Initiative 10.000 Chancen vermittelt Flüchtlinge in den österreichischen Arbeitsmarkt. Initiator Bernhard Ehrlich über sein Projekt, das Menschen in den Arbeitsmarkt integriert und den Sozialstaat entlastet.
KURIER: Was muss ein Geflüchteter tun, um von Ihrem Verein vermittelt zu werden?
Bernhard Ehrlich: Ich arbeite nicht mit einzelnen Flüchtlingen, sondern mit den NGOs, die die Flüchtlinge kennen. Sie wissen, in welchem Stadium die Menschen sind, was sie können.
An welche Bedingungen ist eine Vermittlung geknüpft?
An den hundertprozentigen Arbeitswillen, an gute Deutschkenntnisse und einen positiven Asylbescheid. Das ist es, was die Wirtschaft braucht.
Wie oft ist Ihnen die Vermittlung bisher schon gelungen?
Wir haben 241 Stellen vermittelt. Und damit meine ich: voll bezahlte, echte Jobs. Wir vermitteln nur faire Arbeitsplätze zu den Bedingungen des Kollektivvertrags. Ich will Menschen aus der Mindestsicherung raus- und in den Arbeitsmarkt rein-bekommen. Ich will Sozialhilfeempfänger zu Steuerzahler machen. Ich will dem Staat damit pro Jahr 100 Millionen Euro ersparen – das entspricht etwa 10.000 Arbeitsplätzen.
Wie ist das Mann-Frau-Verhältnis bei Bewerbern?
Wir vermitteln zugegeben 90 Prozent Männer. Das ist eine kulturell bedingte Geschichte. Vielen ist noch nicht klar, dass hier auch die Frau arbeiten geht. Bei den ganz Jungen ist es ein bisschen offener.
Gibt es eine Branche, die besonderes Interesse an Flüchtlingen hat?
Eindeutig die Hotellerie, hier werden vor allem Reinigungskräfte und Küchenhilfen gebraucht. Auch Köche. Und im Handel sehe ich künftig große Chancen.
Gibt es überhaupt genügend Arbeitsplätze?
Es gibt zwei Phänomene in diesem Land: eine hohe, steigende Arbeitslosigkeit und Jobs, die wir nicht besetzen können. Asylberechtigte sind oft gut qualifiziert, haben aber kein Problem damit, in niedrige Jobs einzusteigen. Weil sie damit ein anderes Standing in der Familie haben, aus der Alimentierung herauskommen. Sie wollen ja arbeiten. Aber man muss sie schnell in den Arbeitsmarkt bringen, weil am Anfang der Wille und die Dringlichkeit da sind, sich eine Existenz aufzubauen. Das nimmt aber mit der Zeit ab, weil eine Schattenwelt entsteht: sie lernen, von der Unterstützung und vom Pfuschen zu leben.
Wie groß ist das Interesse der Unternehmen?
Extrem groß. Die Wirtschaft ist glücklich über Menschen, die zum Mindestlohn arbeiten.
Was halten Sie von 1-Euro-Jobs?
Das ist absoluter Schwachsinn. Kompletter Humbug. Damit schafft man zwei Klassen – jene, die für Leistung bezahlt werden, und jene, die nichts kriegen. Das schafft böses Blut. Zudem: Von einem 1-Euro-Job kann man nicht leben, zahlt keine Steuern und es hebt die Menschen nicht in ihrem sozialen Standing.
Was sind die Schwierigkeiten bei der Zusammenführung von Asylberechtigten und Firmen?
Das sind oft banale Dinge wie etwa Pünktlichkeit. Wenn wir es schaffen, dass ein Flüchtling eingestellt wird, sind die ersten drei Wochen im Job entscheidend. Übersteht er die, ist es oft geschafft.
Wie entgegnen Sie dem Vorwurf, in einer Zeit der hohen Arbeitslosigkeit keine Österreicher zu vermitteln?
Wir besetzen in erster Linie Jobs, die Österreicher nicht machen wollen – Hilfsjobs im Reinigungsbereich und in der Gastronomie.
Wie finanzieren Sie Ihren gemeinnützigen Verein?
Bisher mit meinem privaten Geld, ich arbeite gezwungenermaßen pro bono – das wird sich künftig ändern müssen. Das war ja alles so nicht geplant. Anfangs wollte ich Jobs ans AMS melden, damit dort die Zusammenführung passiert. Weil das AMS aber blockiert hat, ist es jetzt mein Vollzeitjob.
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