Jeder Zwölfte ist ohne Job
Die Arbeitslosigkeit in Österreich erreicht wieder einen Rekordwert. Im Juni waren insgesamt 381.898 Menschen ohne Arbeit, 61.726 davon in Schulung. Insgesamt sind das um 7,7 Prozent mehr als im Juni des Vorjahres. Mittlerweile ist jeder zwölfte Mensch in Österreich ohne Arbeit – die Arbeitslosenrate klettert auf 8,3 (Eurostat-Berechnung 6) Prozent.
Den meisten Zuwachs bei den Arbeitslosen verzeichnet Wien (+22,7 Prozent zum Vorjahr), die Arbeitslosigkeit stieg bei In- und Ausländern als auch in allen Altersgruppen.
Überdurchschnittlich betroffen sind nach wie vor in Österreich lebende Ausländer (+25,8 Prozent mehr ohne Arbeit als im Vorjahr) und Ältere (+16,2 Prozent). Bei diesen und gesundheitlich Benachteiligten ist der Anstieg überdurchschnittlich hoch, da sie nach einem Jobverlust nur schwer wieder einen neue Arbeit bekommen.
Besonders dramatisch ist die Zahl bei den Langzeitarbeitslosen, also Menschen, die länger als ein Jahr durchgehend beim AMS gemeldet sind. 32.720 Menschen waren im Juni mehr als ein Jahr ohne Job – das ist eine Zunahme von 182 Prozent zum Vorjahr.
Entgegen der Entwicklung am Arbeitsmarkt schichtet das AMS aufgrund von Budgetkürzungen seine Qualifizierungsmaßnahmen um – und bietet auch weniger Kurse für Arbeitsuchende an. 2014 gab das AMS rund 62 Prozent des Gesamtbudgets von rund 1,1 Milliarden Euro für Schulungen und Kurse aus. Dieser Anteil wurde nun auf 60 Prozent gekürzt, der Schwerpunkt liegt nun auf der Eingliederung von Arbeitslosen in Betrieben.
Seit Oktober 2014 haben daher rund 500 Trainer und Trainerinnen an Weiterbildungsinstituten, deren Umsätze aufgrund der AMS-Kürzungen eingebrochen sind, ebenfalls ihren Job verloren. Die Gewerkschaft GPA-djp rechnet mit weiteren, bis zu 1500 Betroffenen.
Mehr Beschäftigte
Die aktuelle Statistik zeigt aber auch Erfreuliches: Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten ist gestiegen. Ende Juni lag sie mit 3,5 Millionen um rund 16.000 über dem Wert des Vorjahres. Insgesamt 339.210 Personen konnten seit Jahresbeginn nach der Vormerkung beim AMS wieder an ein Unternehmen vermittelt werden (das sind um 9618 mehr als im Vorjahr) – und es gibt auch wieder mehr offene Stellen. Ende Juni verzeichnete man 29.865 – um drei Prozent mehr – als vergangenes Jahr um diese Zeit, über das gesamte Jahr verteilt wurden schon ganze 217.049 offene Stellen gemeldet. Die Chancen darauf, eine Arbeit zu finden, vergrößern sich also.
Und mehr Diskussionen
Um noch mehr Arbeitsplätze zu schaffen, fordert die Arbeiterkammer neue Formen von Arbeitszeitverkürzungen von der Politik. WKÖ-Chef Christoph Leitl hingegen macht sich für eine Arbeitszeitflixibilisierung, also eine Ausdehnung der Arbeitszeit, stark. Das begrüßt auch die Industrie.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer sagt, dass der Zuzug aus den EU-Ländern stärker sei, als dass ihn der heimische Arbeitmarkt vollständig aufnehmen könnte. Der gemeinsam mit Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner für den Sommer geplante Arbeitsgipfel wurde nun auf September verschoben.
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