Industrie: Hier gibt es die besten Job-Chancen
„Etwa drei von vier Industrieunternehmen haben Probleme, qualifiziertes Personal in Zukunftsbereichen wie Technik, Produktion oder Forschung und Entwicklung zu finden“ – Eva Auer von der AMS Bundesgeschäftsstelle für Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation weiß, was der Industrielle Sektor in Österreich derzeit zu bieten hat: Jobchancen.
Zu den Berufsgruppen mit relativ hoher Nachfrage, so die Expertin, gehören neben Naturwissenschaftern und Ingenieuren auch alle mit einer abgeschlossenen Lehre im Metallbereich, Elektrotechnik oder Elektronik. Auer: „Absolventen technischer Studienrichtungen, sei es von der Universität oder der FH, sind begehrt und haben nicht selten bei ihrer Sponsion schon einige Jobangebote oder fixe Jobzusagen. Aber auch Absolventen berufsbildender Schulen und technischer Lehrberufe werden laufend gesucht.“
Sehr gefragt: Technische Berufe
Sehr gefragt sind bei uns vor allem technische Berufe wie etwa Schlosser oder Elektriker. Aber auch Studierende der Montanuni Leoben oder der Technischen Universitäten, Chemiker oder Verfahrenstechniker werden gebraucht“, zählt RHI Magnesita Executive Vice Präsident Simone Oremovic auf.
Das vergangene Jahr, so Oremovic, war insgesamt ein gutes für den Industriestandort Österreich: „Derzeit beschäftigen wir uns stark damit, wie wir Fachkräfte und Lehrlinge noch besser ansprechen können.“ Denn blickt man in die Zukunft wird klar, dass KI und Robotik den industriellen Sektor nicht nur in Fragen der Standortauswahl beeinflussen.
IT-Wissen wird in allen Berufsgruppen vorausgesetzt
Auch für die Mitarbeiterauswahl werden diese Entwicklungen entscheidend sein. Bereits jetzt haben sich die Berufe in der Industrie durch die Digitalisierung stark gewandelt. „Heute muss eine Elektrikerin beispielsweise programmieren können, um die hochmodernen Maschinen bedienen zu können. Digitale Skills sind in jedem Schritt unserer Produktionskette gefordert. Das gilt für unsere 10.000 Arbeiterinnen und Arbeiter ebenso wie für die 5.000 im Angestelltenbereich“, erklärt Oremovic.
In Zukunft wird von den Mitarbeitern der Industrie noch viel mehr Grundverständnis für IT-Prozesse erwartet werden.
Und, so die Managerin weiter: „In Zukunft wird in allen Berufsgruppen der Industrie noch viel mehr Grundverständnis für IT-Prozesse erwartet werden.“ Denn neue Technologien liefern den Unternehmen immer mehr Daten, mit denen Arbeitsprozesse optimiert werden können. Oremovic: „Es braucht aber jene, die in der Lage sind, diese Daten richtig zu interpretieren und schnelle Entscheidungen zu treffen. Deshalb ist für uns die Nähe zu Bildungseinrichtungen wichtig, die zukünftigen Mitarbeitern solche Fähigkeiten mitgeben.“
OMV sucht 250 Mitarbeiter
Der internationale Wettbewerb ist vermehrt spürbar. Dadurch werden Faktoren wie Qualität und Expertise immer wichtiger“ , sagt Isabell Hametner, die bei einem weiteren großen Player der heimischen Industrie – der OMV – als Senior Vice President für Human Resources verantwortlich ist. Als Arbeitgeber, so die HR-Expertin, ist es entscheidend, zukunftsorientierte Jobs mit Entwicklungsmöglichkeiten sowie flexible Arbeitszeitmodelle und ein innovationsfreundliches Klima zu bieten.
Die OMV ist in den vergangenen Jahren international stark gewachsen. Allein seit März 2018 wurden fünf Akquisitionen durchgeführt: drei davon in Abu Dhabi, eine in Neuseeland und eine weitere in Malaysia. Die Folge: „Wir suchen derzeit 250 hoch qualifizierten Mitarbeiter in den Bereichen HR, Finanzen und IT“, so Hametner.
Neben dem Aufbau eines Business- und Governance Centers in Wien sucht die OMV momentan vermehrt Experten in den Bereichen Automatisierung, Prozessdigitalisierung und Datenanalyse. Hametner: „Unsere österreichischen Standorte sind nicht nur das Herz der OMV, sie sind auch unser Technologie und Innovationsmotor. Hier werden Technologien entwickelt und global zum Einsatz gebracht.“
Ständige Weiterbildung wird wichtiger
Doch nicht nur Globalisierung, auch die Digitalisierung hat die Jobwelt in der Industrie verändert: „Durch das Industrie 4.0 Zeitalter ist ein neues Denken und ständiges Weiterentwickeln erforderlich. War vor 10 Jahren das branchenspezifische Know-how – also die Produkte – im Fokus, stehen heute die Technologie und die Kunden verstärkt im Mittelpunkt.“
Die positiven Auswirkungen der technischen Entwicklungen sind neue Jobmöglichkeiten. „Es wird immer wichtiger Technologien und Prozesse zu verstehen. Dies eröffnet neue Berufsbilder und Chancen“, stellt Hametner fest. Die klassischen Berufsbilder, so meint sie, werden zwar weiterhin benötigt – allerdings in einem eingeschränkteren Ausmaß: „Gleichzeitig bemerken wir einen zunehmenden Bedarf an neuen, digitalen Berufsfeldern und Kompetenzen.“
Infineon benötigt 1.000 zusätzliche Fachkräfte
Pilot, nicht Passagier, das will ein weiterer Großer der heimischen Industrie, Infineon Technologies, in der Jobwelt der Zukunft sein. „Als global agierendes Unternehmen in der dynamischen Mikroelektronikbranche sind wir ganz besonders auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen“, erklärt Christiana Zenkl, Personalleiterin Infineon Technologies Austria.
Doch der seit Jahren spürbare Fachkräftemangel ist mittlerweile für die Wirtschaft wachstumslimitierend. Infineon aber hat sich dank seines robusten Geschäftsmodells weltweit in einem deutlich abkühlenden Markt gut behauptet.
Als global agierende Firma der Mikroelektronikbranche sind wir ganz besonders auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen.
Zenkl: „Aktuell haben wir über 100 offene Stellen in Österreich. Infineon Austria baut derzeit seine Standorte in Kärnten, Graz und Linz massiv aus. Insgesamt benötigen wir daher mittelfristig etwa 1.000 zusätzliche hoch qualifizierte Mitarbeiter, sowohl in Forschung und Entwicklung als auch in der Fertigung. Wir rekrutieren regional, national und international, um die besten Köpfe zu gewinnen.“
Social Skills wieTeamfähigkeit sind gefragt
Gefragt sind derzeit vor allem technische Fachkräfte aus den Bereichen Elektrotechnik, Physik, Chemie, Informatik und Instandhaltung. „Neben der fachlichen Kompetenz sind auch Social Skills, allen voran Flexibilität, Teamfähigkeit und Problemlösungskompetenz sowie der berühmte Blick über den Tellerrand, gefragt“, so die Personalverantwortliche.
Die Digitalisierung, so meint Zenkl, habe die Arbeitswelt in den vergangenen Jahren stark verändert und dieser Prozess sei noch lange nicht abgeschlossen. Das hat seine Vorteile: Zukünftige Arbeitsplätze sind durch höheren Abwechslungsreichtum, mehr Flexibilität und Eigenverantwortung sowie durch vernetztes Arbeiten über Standorte und Kontinente hinweg gekennzeichnet.
Zenkl: „Diese Veränderung gestalten wir bei Infineon bewusst und proaktiv, wir wollen Pilot nicht Passagier sein. Wir setzen aktiv auf eine gezielte Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter – von der Lehre 4.0 bis hin zu Weiterbildungen für unsere Expertinnen und Experten.“
Kommentare