Ideenmanagement: ... ich hab's!

Ideenmanagement: ... ich hab's!
Gute Ideen kommen, Ideen gehen. Das Ideenmanagement sorgt in Firmen dafür, dass die besten bleiben.

Endlich frei. Verlängertes Wochenende, Kurzurlaub. Das Büro weit weg, die private Routine auch. Chillige Musik, ein Glas Wein, Augen zu ... und: eine sensationelle Idee! Ja, so könnte es gehen - so ließe sich eine Menge Geld einsparen, so könnte man einen neuen Markt erobern, den Mitbewerb übertrumpfen.

Die besten Ideen kommen oft, wenn der Alltag geht und der Stress nachlässt. Doch zurück am Arbeitsplatz sind selbst die besten schnell wieder vergessen, verdrängt vom Büroalltag. Dabei wäre das Potenzial, das in den auszeitlichen Ideen der Mitarbeiter steckt, mitunter enorm. "Und genau deshalb ist vielen Firmen ein institutionalisiertes, Ideenmanagement dringend anzuraten", sagt Christiane Kersting, Geschäftsführerin am Institut für Ideen- und Innovationsmanagement in Frankfurt. Denn sonst gehen nicht nur gute Einfälle schnell wieder verloren, sondern auch viel Umsatz. Kersting: "Nach unseren aktuellen Erhebungen kommt hier jeder investierte Euro neunfach zurück."
Keine Insellösungen In der Praxis sprechen vor allem drei Gründe für die Einführung eines Ideenmanagements, so die Expertin.

Erstens: Zu viele Ideen sterben, weil nicht jeder Vorgesetzte automatisch ihren Wert erkennt. Oft fehlt es auch an der Wertschätzung der Idee oder dem Ideengeber gegenüber. Beim nächsten dringenden Telefonat ist der Einfall wieder vergessen. Mit Ideenmanagement gehen keine Vorschläge verloren, denn: Sie sind nicht nur dem Vorgesetzten bekannt, sondern auch dem Ideenmanager, der sich für die Idee und ihren Urheber einsetzen kann.

Zweitens: Ohne institutionalisiertes Ideenmanagement gibt es keine Nachhaltigkeit. Beispiel: Der Vorgesetzte, dem man die Idee vorträgt, setzt sie um und hat den Nutzen für seine Abteilung. Diese Innovation könnte aber auch an anderen Standorten oder Sektionen eingesetzt werden. Kersting: "In den Unternehmen werden so Zigtausend Insellösungen entwickelt, die von anderen nicht nutzbar sind." Drittens: Ein institutionalisiertes Ideenmanagement legt Spielregeln fest, die für alle gelten. Das schafft Transparenz und Vertrauen und hilft auch bei der Organisation. Nicht zuletzt erschließt es das gesamte Potenzial der Mitarbeiter.

Zwei Säulen

Die Verwaltung der Einfälle ist allerdings eine Wissenschaft für sich. Wie sie dennoch funktionieren kann, erklärt die langjährige Ideenmanagerin Renate Söffing in ihrem aktuellen Buch "Kiss your ideas!": "Ideenmanagement baut zumindest auf zwei Säulen auf: Die erste bildet das klassische betriebliche Vorschlagswesen - falls es überhaupt ein solches gibt - bei dem es darum geht, Vorschläge in anderen Bereichen zu finden. Der eigene Arbeitsbereich bleibt dabei explizit ausgeschlossen. Diesen Teil nennt man den ungesteuerten Prozess, weil vonseiten des Unternehmens sehr wenig getan wird, um die Ideen der Mitarbeiter zu lenken. Entweder haben sie Ideen oder eben nicht."

Die zweite Säule bezeichnet Söffing als den kontinuierlichen Verbesserungsprozess, bei dem der eigene Aufgabenbereich in den Blickpunkt rückt - und zwar gezielt gesteuert. "Das Motto lautet: Hier ist der Mitarbeiter vom Fach, also kann er in diesem Bereich viel leichter Verbesserungspotenzial erkennen als andere."

Doch warum müssen Ideen überhaupt gemanagt werden? Früher hingen für derartige Geistesblitze doch auch bloß Briefkästen in den Gängen. "Damit von der Motivation über die Anerkennung bis zur Umsetzung alles passt", argumentieren die Experten. Renate Söffing zieht den Vergleich mit Garten und Pflanzen heran: "Jeder Hobbygärtner weiß: Pflanzen gedeihen bei geeigneten Bedingungen und guter Pflege besser als ohne diese unterstützenden Faktoren. Ideen sind da den Pflanzen ähnlich. Je mehr fachgerechte Betreuung, desto besser die Ergebnisse." Die moderne Technik mit für alle leicht bedienbaren, gut übersichtlichen Eingabemasken, etwa im firmeneigenen Intranet, fördert den Prozess des Ideenmanagements zusätzlich. Eine gute Idee.

BUCHTIPP

"Kiss your ideas!" von Renate Söffing, Gabal Verlag, 18,40 Euro.
Beschreibt professionelles Ideenmanagement, Voraussetzungen und Varianten, damit es in Firmen gelingt.

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