Hüttenzauber ohne Personal

Skihütte
Seit Jahren klagen Wintertouristiker über fehlende Arbeitskräfte. Die Zahlen des Oktobers lassen erneut drohenden Personalmangel erwarten. Wie ist es nun tatsächlich bestellt?

Sie servieren das Skiwasser, dämpfen die Germknödel, reinigen das Hotelzimmer und tun alles, was die österreichischen Skigebiete zu weltweit beliebten Urlaubszielen machen. Zu Schnee und Seilbahnen stellen die Angestellten des Wintertourismus die Dienstleistung. „In Österreich werden ganzjährig etwa 180.000 bis 190.000 Mitarbeiter beschäftigt. In den Spitzenzeiten während der Wintersaison arbeiten etwa 240.000 Beschäftigte im Tourismus“, berichtet die Wirtschaftskammer (WKO) auf Anfrage.

Zum Winter gehört auch dazu, dass Wirtschaft und Tourismusbetriebe über Personalmangel klagen. Eine halbjährlich erstellte Prognose der Österreichischen Hotellerie Vereinigung ermittelte im Oktober 2019, dass die Hoteliers der Vier- und Fünf-Sterne-Betriebe neuerlich massive Schwierigkeiten bei der Personalsuche haben.

Zum Befragungszeitraum Oktober 2019 gaben 81,6 Prozent der befragten Vier- und Fünf-Sterne-Hoteliers an, noch auf der Suche nach Mitarbeitern für die kommende Wintersaison zu sein. „76,6 Prozent der Hoteliers geben an, dass sie Mitarbeiter für die Küche suchen, ebenso viele für das Service“, erklärt Martin Stanits von der Österreichischen Hotelier Vereinigung die Zahlen ihrer jüngsten Erhebung.

Auch das Arbeitsmarktservice (AMS) bestätigt, dass Köche und Kellner besonders gefragt sind. Gaststättenköche fallen gar in die Rubrik des akuten Fachkräftemangels. Direkte Auswirkungen des Personal-Engpasses: unfreiwillige Ruhetage oder das Umstellen auf Selbstbedienung, heißt es aus der Branche.

Hüttenzauber ohne Personal

Experten des AMS sprechen außerdem von einem deutlichen Ost-West Gefälle. Demnach sind besonders Betriebe im Westen, etwa Tirol und Salzburg von einem starken Mitarbeitermangel betroffen. Tirol, das mit seinen 122 Skigebieten eines der beliebtesten Wintertourismusziele ist, verzeichnete im Oktober noch 2.056 offene Stellen.

In Salzburg war der Mangel mit 2.003 unbesetzten Stellen nicht viel geringer. In ganz Österreich wurden im Oktober noch 8.922 offene Stellen in Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben gemeldet, wobei laut AMS viele Stellen in den nächsten Wochen noch besetzt werden.

Im Jänner 2019, also in der Hochphase der Wintersaison, meldete das AMS 35.475 Arbeitslose im Feld Fremdenverkehr, die auf 8.385 offene Stellen gefallen sind. In Tirol gab es 1.744 offene Stellen, trotz 1.662 gemeldete Arbeitslose, während in Wien 13.336 auf Jobsuche waren.

Woran liegt es? An der Begründung scheiden sich die Geister. Laut WKO stieg der Bedarf an Personal in den vergangenen zehn Jahren stetig, weil die Branche kontinuierlich wächst.

Die zuständige Gewerkschaft Vida sieht die Schuld aber bei der Führung der Betriebe: Es gebe österreichweit genug Personal aber die Arbeitsbedingungen seien zu schlecht. Es fehle an Unterstützung durch die Chefs auch bei der Kinderbetreuung und es gebe viel zu lange Arbeitszeiten – manche Mitarbeiter müssten zehn bis zwölf Tage durcharbeiten, so der Fachbereichsvorsitzende Berend Tusch. „Viele kehren der Branche deshalb leider den Rücken“, erklärt er.

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