Hühnerkrallen und Roggenbrot
Neun smarte heimische Studierende mit dem richtigen Riecher für Trends sind ins Auslandssemester aufgebrochen. Für den KURIER und Ja!Natürlich berichten sie nun vom exotischen Essverhalten und neuen Bio-Trends ihres vorübergehenden Gastlandes. "Wir begnügen uns nicht damit, gestern und heute Bio-Pionier zu sein – wir wollen auch in Zukunft neue Wege beschreiten", erklärte Martina Hörmer, Ja!Natürlich Chefin, ihre Beweggründe für die Trendscout Initiative. Mit ihren Berichten sollten die Studierenden, die über die ganze Welt verstreut sind, neue Impulse für die heimische Bio-Ernährung liefern.
Reisen und Speisen
Elisabeth Berg macht in Australien ihr Top-Up-Degree an der University of the Sunshine Coast. "Down Under ist die Esskultur viel westlicher orientiert, als man es vermuten würde", schreibt Berg in Ihrem Reisebericht. Eine Besonderheit fiel ihr auf: "Im Supermarkt gibt es jedes erdenkliche Gemüse einzeln zu kaufen, auch Pilze, Spinatblätter oder Kartoffeln". Sie konstatiert allerdings, dass Bio-Produkte für Studierende kaum leistbar wären. Ihr Fazit vom Essen am andere Ende der Welt: Von der Vielfalt am Lebensmittelangebot bleibt das kulinarische Potenzial unausgeschöpft.
Etwa 7500 km weiter nördlich studieren derzeit Maria Fröhlich, Bernhard Hierner, Stefanie Richtsfeld und David Schellander von der Kunstuni Linz. Chinesische Essgewohnheiten sind jedenfalls nicht westlich orientiert. Dort heißt es: "Wir essen alles, was schwimmt, fliegt oder vier Beine hat, außer U-Boote, Flugzeuge und Tische". Das Stadtbild ist geprägt von zahllosen Märkten, Straßenständen und Tausenden Restaurants. Die vier probierten neben fermentierten Eiern (Delikatesse!) einen scharfen Pansen zum Frühstück, Ameisen, gekochte Hühnerkrallen und viel Frittiertes – ohne über den Inhalt Bescheid zu wissen. Schmatzen, Essen, Ausspucken und Rülpsen inklusive – so wünscht es die Etikette. Fazit: Chinesen lieben Fleisch von allen Tieren in allen Formen zu jeder Tageszeit. Ob alles gekaufte auch bio war? "Dieser Vorsatz war schwer einzuhalten, zumal der Begriff hier nicht die Bekanntheit und bei Weitem nicht die Gewichtung wie in Österreich hat."
Doris Lamm von der FH Wiener Neustadt absolviert ihr Auslandssemester in Dänemark – dem Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Absatz an Bioprodukten. Das liebste Essen der Dänen: belegte Brote. Am liebsten rugbrød – Roggenbrot – mit Butter, Fischfilet und roten Rüben. "In der Mensa variiert der Belag täglich", schreibt Lamm. Generell sei das Essen dort viel gesünder als an der heimischen Uni.
Einmal quer über den Atlantik studiert Frederick Pfeifer im zweiten Semester an der Universität von New Orleans. In seiner Gegend, wo nur noch Graffiti den Putz der Häuser zusammenhalten, sticht ein wunderbares Weinlokal heraus, wo es bis vor Kurzem noch Wine-to-go gab. Das Menü im Lokal wechselt jede Woche – je nachdem, was gerade regional zur Verfügung steht. Der Besitzer spricht vom "small is beautiful"- Trend: kleine Lokale bedienen mit regionalen Spezialitäten anspruchsvolles Klientel. Was bio betrifft: Auch Pfeifer merkt: "Das ist hier die Krönung in der Gastronomie und ist leider nur den Bestverdienern vorbehalten."
Weitere 7400 km entfernt, in Santiago de Chile, studiert derzeit Nikolaus Pongratz. Für ihn auffallend: die vielen Straßenmärkte und unglaublich viele frische Produkte, die es aufgrund ihrer Form nicht in die Supermärkte geschafft haben. "Man spürt es: der Trend geht zu natürlichen Lebensmitteln. Essen ist hier allerdings ausgesprochen teuer." Was bio ist und was nicht, ließe sich auch bei speziellen Bio-Märkten kaum erkennen.
Bei Pongratz in der WG gibt es traditionell Pastel el Choclo – Maisauflauf mit Fleischfüllung. Und bei diesen Zutaten weiß er wenigstens, woher sie kommen.
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