Hotelchef auf sieben Umwegen

Hotelchef auf sieben Umwegen
Bevor Klaus Christandl Chef des Hotel Imperial wurde, arbeitete er 22 Jahre lang in der ganzen Welt.

Klaus Christandl arbeitet, wo andere Urlaub machen. Vor drei Jahre tauschte er Strand gegen Ringstraße und kam mit seiner Frau und zwei Kindern (18, 20) zurück in die Heimat. "Weil man ein Angebot vom Imperial nur einmal im Leben bekommt."

KURIER: Häufiger Jobwechsel ist in vielen Branchen verpönt. In der Hotellerie aber erwünscht. Warum?

Klaus Christandl: Die Erwartungen der Gäste und die Technologien verändern sich. Hotels suchen immer nach neuen Anregungen, einem Blick von außen. Durch Wechsel entsteht Ideenreichtum. Der gesunde Schnitt sind rund drei Jahre pro Hotel – so war es auch bei mir.

Sie kamen nach 22 Jahren und Stationen in sieben Ländern zurück in die Heimat: Kann österreichischer Tourismus mit dem internationalen mithalten?

Sehr gut sogar. Wir haben uns in den vergangenen zwei Generationen aber ein gemütliches Lebensumfeld geschaffen. Das ist zwar schön, aber auch gefährlich. Wenn wir nicht Acht geben, könnten wir die Zukunft und neue Trends der Branche verschlafen. Diese Schwerfälligkeit müssen wir ablegen.

Unter diesem Aspekt: Welche Zukunft steht Lehrlingen der Tourismusbranche bevor?

Es ist nach wie vor eine tolle und global stark wachsende Branche. Die Möglichkeiten für junge Menschen sind endlos. Vor allem Erfahrung in der internationalen Hotellerie sind unbezahlbar. Ich kann jedem Lehrling oder Hotelmanagement-Studenten empfehlen, nach dem Abschluss sofort das Weite zu suchen. Hat man das einige Jahre lang getan, kann man wieder zurückkehren und mit den gesammelten Erfahrungen die heimische Hotellerie stärken.

Sie haben Frau und zwei Kinder. Wie verträgt sich ein umzugsintensiver Tourismus-Job mit Familie?

Wunderbar. Es kommt immer auf die eigene Einstellung und auf den Lebenspartner an. Man braucht einen starken Pol an seiner Seite, um im neuen Land Fuß fassen und konstruktiv arbeiten zu können. Für unsere Kinder war das Umziehen nicht immer leicht, weil sie aus ihrem Freundeskreis herausgerissen wurden. Doch rückblickend hätte für beide nichts Besseres geschehen können. Sie konnten unterschiedliche Kulturkreise, Sprachen und eine Weltoffenheit kennenlernen. Das wäre nur an einem Ort niemals möglich gewesen.

Was, wenn wieder ein gutes Angebot aus dem Ausland kommt?

Wir haben Österreich sehr ins Herz geschlossen und angepeilt, länger in Wien zu bleiben. In der Hotellerie lernt man aber eines: Sag niemals nie.

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