Heindl: Wie läuft die Schokohasenproduktion in Krisenzeiten?

Andreas Heindl Geschäftsführer der Confiserie Heindl Wien
Von der süßen Rohmasse zum fertigen Schokohasen: Die Confiserie Heindl Wien nahm den KURIER mit hinter die Kulissen der Osterwerkstatt

„Die Schoko-Hasen werden erstmal geschleudert“

,erklärt Andreas Heindl die Herstellung der fröhlich blickenden Sitzhasen. Zunächst wird nämlich die duftende, geschmolzene Schokolade in die vorgefertigten Hasenformen gegossen und dann mit einer Maschine geschleudert und gekühlt. So wird die Form gleichmäßig mit Schokolade ausgefüllt.
Ein Osterfest ohne Schokoladeneier und -hasen ist unvorstellbar, und die Neugierde um ihre Produktion führt uns in die Heindl Schokoladenfabrik, in der Willendorfer Gasse im 23. Bezirk in Wien, wo wir einen Blick hinter die Kulissen der Osterhasen-Werkstatt werfen dürfen. Begrüßt wird man dort vom süßen Schoko-Nougat-Duft der neuen Mozartkugeln. Mit Haarnetz, weißem Mantel und FFP2-Masken betreten wir die Schokoladenwelt. Umgeben von dem lauten Geräusch unterschiedlichster Maschinen, darunter auch der Mehrkopfwaage (siehe Bild) spazieren wir, von Geschäftsführer Andreas Heindl angeführt, von Fließband zu Fließband und naschen zwischendurch auch mal von den Köstlichkeiten.

Heindl: Wie läuft die Schokohasenproduktion in Krisenzeiten?

Die Mehrkopfwaage zum Portionieren der Zitronen-Waffeln

Heindl: Wie läuft die Schokohasenproduktion in Krisenzeiten?

Gelee-Zuckerln, von der Form zum fertigen Produkt

Heindl: Wie läuft die Schokohasenproduktion in Krisenzeiten?

Gelee-Zuckerln, von der Form zum fertigen Produkt

Heindl: Wie läuft die Schokohasenproduktion in Krisenzeiten?

Die Produktion von Maroni-Herzen, dem beliebtesten Produkt von Heindl

„Das Geheimnis für den besten Schokohasen, liegt in der Schokolade."

"Wir verwenden deswegen die Beste“, sagt Heindl. Damit meint der Chef der Schokoladenmanufaktur nicht Schokolade mit Rübenzucker, sondern mit Rohrzucker, da dieser süßer und nicht so scharf sei.

Die Fabrik läuft derzeit auf Hochtouren, da die Karwoche, Heindls verkaufsstärkste Woche im Jahr, ansteht. Auf einer Fläche von 12.000 m2 werden rund 300 verschiedene Heindl und Pischinger Produkte gefertigt. Rund 150 fleißige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen hier an Fließbändern, kümmern sich um den Maschinenbetrieb und die Logistik oder bereiten die Schokoladenmasse zu. An jeder Ecke wird etwas anderes hergestellt: Von Mozartkugeln mit einer Marzipan-Nougat-Füllung bis hin zu Zitronenwaffeln und Schoko-Maroni. Da die gefüllten Schokoeier schon vergriffen sind, müssen sie bereits nachproduziert werden. Der Erlös der Osterprodukte allein bringt von Jänner bis Ostern rund 1,5 Millionen Euro. Rund ums Jahr liegt der Erlös aller Produkte bei 23 Millionen Euro.

Schokoladenproduktion wird immer technischer

Der technische Aspekt der Produktion hat laut Heindl in den vergangenn Jahren an Bedeutung gewonnen: „Es ist gar kein Vergleich mehr zu früher. Ohne Maschinenkunde geht es fast nicht mehr.“ Das Familienunternehmen wurde 1953 vom Konditormeister Walter Heindl senior und seiner Frau Maria, gegründet. „Seit 45 Jahren bin ich dabei und wir haben keinen Stein auf dem anderen gelassen. Alles hat sich verändert. Bei der Übersiedelung von Pischinger in die neue Halle war es mein Ziel, so nachhaltig wie möglich zu sein. Meine Leidenschaft ist es, Energie zu nutzen und nicht zu verschwenden“, erzählt Andreas Heindl.

Diesen Anspruch auf Nachhaltigkeit setzt er unter anderem mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach um. Zehn Prozent des Stroms erzeugt das Unternehmen damit selbst. Außerdem wird Wärme zurückgewonnen, in dem die warme Abluft der Maschinen zum Warmhalten der Schokoladen- und Siruptanks genutzt wird. Es gibt auch eine Sensoren-Lichtsteuerung in der Produktion: „Wir haben fast keine Lichtschalter mehr“, sagt Andreas Heindl. Vor kurzem führte das Unternehmen eine Vier-Tage-Woche ein – auch um Energie sparen zu können: „Es bringt allen etwas. Unsere Mitarbeiter haben eine wohlverdiente Pause und wir müssen die Maschinen nicht extra einschalten und warm laufen lassen.“

„Die Energiepreise fressen uns die Gewinne weg“

Angesichts der derzeitigen Energiepreise sind diese Maßnahmen hilfreich, reichen jedoch laut Heindl nicht aus: „Die Energiepreise fressen uns die Gewinne weg.“ Der Preis der Schokolade sei um bis zu 20 Prozent gestiegen, Verpackungen seien um 50 Prozent teurer geworden. Auch die Preise von Früchten wie Pflaumen hätten sich teils verdreifacht und der Strompreis verfünffacht. Die Pandemie , welche Heindl als „Katastrophenjahr“ bezeichnet, bereitete dem Unternehmen – nicht zuletzt wegen der fehlenden Touristen – Schwierigkeiten: „Beim Wiener Flughafen verkaufen wir üblicherweise Ware im Wert von über einer Million Euro. Jetzt sind wir auf 400.000 Euro. Wir bleiben aber motiviert und geben weiter Gas.“ So startete im Vorjahr der Heindl-Online-Shop, der Produkte bis nach Deutschland liefert.

Kunden achten auf Nachhaltigkeit

Die Anforderungen der Kundschaft an die Produkte hätten sich laut Heindl ebenfalls verändert: „Leute denken heute einfach anders. Sie achten auf die Inhaltsstoffe, Nachhaltigkeit und auch auf die Verpackungsmenge.“ Heindl setzt also vermehrt auf Regionalität und macht seit 2014 beim „Fairtrade Cocoa Program“ mit. Alles, was in Österreich wächst, wird auch in Österreich eingekauft.

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