Handel: Schlechtes Image - gute Chancen

Handel: Schlechtes Image - gute Chancen
Gute Leute sind im Handel besonders gefragt. Durch interne Schulungen bestehen vielfältige Aufstiegschancen.

Unattraktive Geschäftszeiten und unterschiedliche Arbeitszeitmodelle haben dem Handel ein schlechtes Image beschert. Dazu kommt, dass aufgrund der wirtschaftlichen Krisenjahre das Personal ausgedünnt wurde. Entsprechend schwer ist es heute, gute Leute zu finden.

Im Einzelhandel gab es laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger Ende Oktober 283.376 Beschäftigte in Österreich. Davon sind knapp 74 Prozent Frauen. Etwa ein Viertel aller Beschäftigten arbeiten in Teilzeit. Und speziell jetzt vor Weihnachten werden viele Unternehmen ihr Personal aufstocken. Doch kaum eine Branche bietet so vielfältige Karrieremöglichkeiten, sagt Judith M. Novak, Recruiting-Expertin und Geschäftsführerin von Anova HR-Consulting. "Oft herrscht ein völlig falsches Bild von Jobs im Einzelhandel. Die Anforderungen sind sehr hoch. Die Palette reicht von kommunikativen Fähigkeiten über Verkaufsgeschick und Betreuung von Kunden bis zu Führungskompetenz. Durch interne Trainings innerhalb eines Unternehmens bestehen zudem gute Aufstiegschancen."

Potenzial fördern

Das kann Irina Lebedewa, Projektleiterin Personalmarketing & Recruiting bei Peek & Cloppenburg, nur bestätigen. Die Herausforderung bestehe darin, Perspektiven in den Kernbereichen Ein- und Verkauf aufzuzeigen, Potenzial zu erkennen und zu fördern. "Das ist wichtig, damit sich ein Mitarbeiter entfalten und sein Talent entsprechend einsetzen kann. Und nicht zuletzt sind gezielte Ausbildungsprogramme eine gute Maßnahme zur Mitarbeiterbindung."

Was Kandidaten dafür benötigen: wirtschaftliches Verständnis, Modeaffinität, soziale Kompetenz - "man muss Menschen mögen, Team wie Kunden" - und ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Lebedewa: "Der Handel zeichnet sich durch hohe Geschwindigkeit und Dynamik aus. Man bekommt schnell Verantwortung für Personal und Umsatz und erhält täglich Feedback. Diese Dynamik muss man mögen."
Speziell bei der Modekette Peek & Cloppenburg gibt es abgesehen vom individuellen Direkteinstieg, etwa als Quereinsteiger mit Berufserfahrung, vier Ausbildungsschienen: 1. Lehre zum Einzelhandelskaufmann (3 Jahre),
2.Ausbildung zum Handelsfachwirt (3 Jahren nach Matura),
3. Junior-Trainee (studienbegleitend; min. 1,5 Jahre vor Abschluss),
4. Fashion-Management-Programm nach dem Studium (6-8 Monate).

Durch enge Zusammenarbeit mit Schulen und Unis könne man so frühzeitig das Interesse beim Nachwuchs wecken.

Welche Mitarbeiter gefragt sind

Der Schwerpunkt Handel ist ein zentrales Thema für Judith M. Novak. Die Geschäftsführerin von Anova HR-Consulting ist eine gefragte Expertin, wenn es um Recruiting-Kampagnen geht, zuletzt etwa für Benetton, Nespresso oder Citroën. Sie weiß, was Mitarbeiter mitbringen sollten:
Kandidaten 50-60 Prozent der Bewerber für Positionen im Handel kommen aus der Lehre, Handelsschule, HAK, HBLA und Tourismusschulen. Der Zustrom speziell aus der Hotellerie- und Tourismusbranche ist groß. Der Reiz: geregelte Arbeitszeiten, bessere Bedingungen.
Praktika Ferial- und Nebenjobs sind im Handel eine der ersten gefragten Anlaufstellen. Klassisch: Regale schlichten. Über so einen Job schließen viele junge Leute eine Lehre an, nutzen sie Praktika oder für eine Diplomarbeit (insgesamt rund 10 Prozent).
Profil Ein hohes Maß an Selbstmotivation ist erforderlich ("das will ich") sowie Ausdauer, Belastbarkeit, Leistungsbereitschaft und Engagement. Nicht minder wichtig: der Wille zum Erfolg, Neugier, Kontaktfreude, Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, sich präsentieren zu können, Interesse an

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