Hallo Chef, wir sind am Westbahnhof, was gibt’s?

Hallo Chef, wir sind am Westbahnhof, was gibt’s?
Betriebe investieren in unsicheren Zeiten immer weniger in die eigene Infrastruktur. Im Trend liegen temporäre Büros. Dienstleister Regus profitiert davon.

Eines hat ein Panoramafenster, ein  anderes   eine kleine Terrasse und ein drittes eine Videokonferenz-Anlage:  Insgesamt 47 Büros in diversen Größen  und Ausstattungen stehen im neu eröffneten Regus  Business-Center in der BahnhofCity Wien West   für Kundschaft bereit. "Wenn Sie wollen, können Sie morgen mit der Arbeit beginnen", sagt Alisa Kapic, Österreich-Chefin  des internationalen Bürodienstleisters Regus. Für  jedes Büro gibt es ein Drahtlos-Netzwerk (WLAN), Drucker und ein mehrsprachiges Empfangsteam, das sich mit dem jeweiligen Firmennamen meldet. Ein Besprechungszimmer, Teeküchen und eine  große Business-Lounge runden das Angebot ab.

Anfragen für die neuen Räume gäbe es bereits viele, berichtet Kapic. Die Nachfrage nach temporären Büros sei zuletzt auch in Österreich stark gestiegen. Einerseits stehen  Arbeitnehmer  zunehmend unter Druck, die Zeit  besser zu nutzen, um produktiver zu sein und andererseits  steigen Unternehmen auf die Kostenbremse. "Viele Betriebe fragen sich, warum soll ich in diesen unsicheren Zeiten in neue Infrastruktur investieren, wenn es flexible Lösungen gibt", sagt  Kapic. Zu den Kunden zählen neben internationalen Konzernen immer mehr Ein-Personen-Unternehmen und Kleinstbetriebe, die die Räume für Projekte oder Termine mit Geschäftspartnern nutzen.

 Die Zeitspannen für die Buchung des Arbeitsplatzes sind ebenso flexibel wie die Ausstattung. Sie beginnen ab zehn Minuten und enden je nach Belieben. Rausgeworfen werde niemand, "wir haben auch Dauermieter", so  Kapic. Die durchschnittliche Mietdauer beträgt neun bis zwölf Monate. Die Preise beginnen bei 309 Euro pro Arbeitsplatz im Monat.

Expansion

Regus startete bereits 1994 mit dem ersten Business-Center in Wien, inzwischen gibt es sieben Standorte an zentralen Plätzen wie etwa am Ring oder in der Mariahilfer Straße. Auf Grund der großen Nachfrage sind zwei weitere in Wien und jeweils eines in Linz, Graz und Salzburg geplant. Kapic will außerdem freie  Raum-Kapazitäten in Raststätten auf Autobahnen nutzen. "Wir schauen uns da diverse Möglichkeiten an".

Der in London börsenotierte Regus-Konzern ist in 550 Städten weltweit mit flexiblen Arbeitsplatzlösungen präsent und setzte zuletzt 1,3 Mrd. Euro um. In Österreich sind derzeit 30 Mitarbeiter beschäftigt. Von Wien aus werden auch die Märkte in Slowenien, Kroatien, Serbien und der Slowakei betreut.   

Studie: Lieber doch der eigene Schreibtisch

Arbeit wird immer flexibler, die Büros sind es aber noch nicht. Wie eine Studie  von Deloitte  Human Capital  ergab, spielt bei 90 Prozent von 130  befragten heimischen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen der fixe Arbeitsplatz für Mitarbeiter eine sehr große bzw. große Rolle. Hingegen spielen  Schreibtisch-Teilen (Desk-Sharing) oder Arbeiten von zu Hause aus (Home Office) eine untergeordnete Rolle.

In immerhin 35 Prozent aller Unternehmen arbeiten die Mitarbeiter regelmäßig von unterwegs und/oder in geografisch verstreuten Teams. Bei fast 70 Prozent spielt daher der ortsunabhängige Zugriff auf Firmendaten eine wichtige Rolle. "Die Potenziale der IT-gestützten Kollaboration werden aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft", heißt es in der Studie. Gefragt wurde auch nach den Problemen bei der Flexibilisierung von Arbeitsort und -umgebung.  Das Fehlen von Leitlinien und klaren Prozessen  sowie die Reduzierung von informeller Kommunikation und sozialen Kontakten werden dabei am häufigsten genannt.

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