US-Forscher: Egoisten bleiben im Beruf auf der Strecke

US-Forscher: Egoisten bleiben im Beruf auf der Strecke
Ein 32-jähriger Uni-Professor aus den USA kombiniert bekannte Studienergebnisse und widerlegt damit das alte Erfolgskonzept, rücksichtslose Egoisten machten eher Karriere.

In seinem im Oktober auf deutsch erscheinenden Buch "Give and Take - A Revolutionary Approach to Success" erklärt der junge Uni-Professor Adam Grant, warum die jahrzentelang als gängig geltenden individuellen Erfolgsparameter Leidenschaft, harte Arbeit, Talent und Glück heute nicht mehr allein ausschlaggebend sind. In einer neu gestalteten Welt hänge der Erfolg vielmehr von unserem Umgang mit anderen ab. Give and Take erläutert die Zusammenhänge zwischen effektivem Networking, Zusammenarbeit sowie Verhandlungs- und Führungskompetenzen an Fallbeispielen, verknüpft mit aktuellen Studienergebnissen aus der Organisationspsychologie.

Geben macht erfolgreicher als Nehmen

Das in Fachkreisen hochgelobte Buch räumt mit dem Vorurteil auf, Gutmenschen blieben (beruflich) auf der Strecke. Als Rahmen für seine Thesen stellt Grant, der u.a. von Google als Berater bei Personalproblemen herangezogen wird, folgendes 3-Typen-Modell zur Einteilung der Berufstätigen auf:

Die Gebenden (Giver), die Vergleichenden (Matcher) und die Nehmenden (Taker). Nach diesem Modell, das an sich noch keine neue Theorie darstellt, sondern bereits bestehende Konzepte unter einem neuen Gesichtspunkt aufbereitet, kennzeichnen sich die Gebenden durch Empathie, Hilfsbereitschaft, ihre eigene Art zu netzwerken sowie zu verhandeln. Diese unterscheide sich dadurch, dass Gebende durch Einfühlungsvermögen, Ehrlichkeit und ihr Anliegen, das bestmögliche Ergebnis für alle Beteiligten zu erzielen, als angenehme Geschäftspartner wahrgenommen werden und neben einem guten Ruf Respekt von ihrem Gegenüber bekommen. Erfolgreiche Gebende unterscheiden sich von jenen, die durch ihre Hilfsbereitschaft Nachteile erfahren: Können sie ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen, werden sie zu Nehmenden. Und sie erwarten sich für Leistung auch Gegenleistung.

USA setzt Konzept bereits um

Auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt wird, so Grant, das Potenzial der Gebenden bereits anerkannt. Besonders als Führungskräfte eigneten sich die Gebenden gut: Sie würden laut Studien eher in die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter vertrauen und seien gewillt, sie zu fördern, ohne dafür sofort eine Gegenleistung bzw. einen Erfolgsnachweis zu erwarten. Was über kurz oder lang zu besseren Leistungen und einer guten Vertrauensbasis führt.

Für Grant schließen Hilfsbereitschaft und Produktivität einander nicht aus. Im Gegenteil: Hilfsbereitschaft ist Motivator für gesteigerte Leistung und Effizienz.

Bei aller Befürwortung der Gebenden-Mentalität muss allerdings auch Grant, der den erfolgreichen Giver-Typ in absoluter Weise verkörpert, zugeben, dass selbst Gebende nicht ganz selbstlos und ohne Hintergedanken handeln. Sie würden ihren Mitarbeitern lediglich einen Vertrauensvorschuss gewähren, der sich für eine erfolgreiche geschäftliche Zusammenarbeit erst bewähren müsse.

"Produktivität ist eine unvollständige Auflistung davon, wie ich meine begrenzte Zeit dazu verwende, den größtmöglichen Unterschied zu machen." (Adam Grant)

US-Forscher: Egoisten bleiben im Beruf auf der Strecke
Adam M. Grant

Der früher u.a. als professioneller Magier tätige Amerikaner Adam Grant ist zurzeit gefragt wie nie:

Durch die Veröffentlichung seines nunmehrigen Bestsellers Give and Take: A Revolutioary Approach to Success im April des Jahres hat der promovierte Organisationspsychologe ein neues Konzept von Erfolg vorgestellt, das, auf eigene Studien gestützt, die Arbeitswelt in den USA nachhaltig beeinflussen soll: Laut Grant konnte aufgrund der Erkenntnisse seiner Studien bereits die Leistung von Verkaufspersonal gesteigert werden, während sich die Burnout-Rate verringerte, außerdem konnte die Produktivität in Callcentern erhöht und das Sicherheitsverhalten von Ärzten, Krankenschwestern und Rettungsschwimmern verbessert werden.

Google und Facebook bauen auf Grants Know-How

Der 32-jährige Professor an der Wharton Business School wurde mit zahlreichen Auszeichnungen im Bildungs- und Managementbereich geehrt und veröffentlicht laufend Beiträge in renommierten Psychologie- und Managementmagazinen. Großunternehmen wie Google, Facebook, Pixar oder die UNO nehmen seine Beratungsleistung in Anspruch, wenn es Probleme im Mitarbeiter-Management gibt.

Der Tausendsassa, der laut NY Times als sehr beliebter Professor gilt, nimmt sich außerdem persönlich Zeit für die Anliegen seiner Studierenden und lebt das von ihm entwickelte Konzept des erfolgreichen Gebenden voll und ganz.

Ob bei seinem übervollen Terminkalender noch Zeit für ein erfülltes Privatleben bleibt, scheint fraglich. Vielleicht helfen ihm hier seine Magierkünste weiter.

Kommentare