Gesucht: Sauberer WG-Mitbewohner

Gesucht: Sauberer WG-Mitbewohner
Jeder fünfte Student zieht in eine WG. Das kann Spaß oder auch Frust bedeuten. Lokalaugenschein in zwei Wiener WGs.

Frühstückseinladung in einer WG im neunten Bezirk. Pünktlich – kurz vor zehn – meldet sich die Redakteurin noch mal per Handy und fragt, ob sie  etwas mitnehmen soll. "Frisches Gebäck wäre super", sagt Gastgeberin Veronika: "Und wenn es in der Bäckerei Milch gibt, bitte auch. Ich weiß nicht, ob unsere noch frisch ist. Und Butter."

Riechen kann man den Kaffee schon, wenn man die Haustür öffnet, denn die Miniküche ist nur zwei Schritte von der Tür entfernt. Vier Studierende wohnen hier auf 120 Quadratmetern  – in wechselnden Besetzungen. Jetzt im Sommer ist nur Veronika (26) da, Mitbewohnerin Lisa hat doch bei ihrem Freund übernachtet und will "schauen, ob sie es schafft". Dafür hätte man einen Couch-Surfer anzubieten, aber der schläft noch die gestrige Partynacht aus.

Macht nichts. Am Frühstückstisch, der im Gang steht, ist ohnehin nur für zwei Platz. Die Couch daneben ist kaum zu erkennen,  sie dient als Kleiderablage. "Ja klar, Ordnungsfimmel darf man in einer WG keinen haben", sagt Kunststudentin Veronika: "Aber ganz vergammelt will man es auch nicht, also putzt doch jeder einmal". Ein Putzplan sowie Einkaufslisten beweisen, dass es in der Theorie so ist. Ein Blick ins Bad zeigt: Der Begriff Sauberkeit ist relativ. "Wir sind keine alt eingeschworene WG", sagt Veronika. "Wir verstehen uns gut, trotzdem zieht immer wieder wer aus." Neue Mitbewohner finden sich schnell, die Zimmer sind groß, hell und mit 380 Euro günstig. "Miet-Bewerber werden regelrecht gecastet", so Veronika, "wir nehmen nicht jeden!"

 

Mutti kommt putzen?

Im vierten Bezirk wohnen Jusstudentin Elisabeth (19) und Medizinstudent Michael (21). Sie haben sich nicht als Mitbewohner ausgesucht – die beiden sind Geschwister und wohnen in der ehemaligen Wohnung der Eltern. Das hat Vorteile  – "billige Miete" – und Nachteile – "die Eltern haben einen Schlüssel." Vielleicht liegt es  daran, dass diese WG in Sachen Sauberkeit über dem Durchschnitt liegt und die Küche – original 70er-Jahre – über einheitliches Geschirr verfügt. "Eigentlich passt es super", urteilen die beiden: "Auch wenn es  mal Diskussionen gibt. Ganz allein wäre es auch nicht lustig."

Jeder fünfte Studierende entscheidet sich für ein Leben in einer WG. Meistens, weil man sich eine eigene Wohnung nicht leisten kann. Viele finden am Zusammenleben einfach Gefallen. Auf dem WG-Markt herrscht reger Austausch: Passt etwas nicht, wird umgezogen. Veronika: "Kann man schöne Zimmer, nette Mitbewohner und eine günstige Lage anbieten,  kann man ruhig wählerisch sein."

 

So wählt ihr den richtigen Mitbewohner aus: Unten könnt ihr den Casting-Fragebogen downloaden.

 

BUCHTIPP: Nimm deine Socken aus dem Kühlschrank. Von Steffen Haubner. Carlsen Verlag, € 4,95

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